Frederick Temple

Frederick Temple
Erzbischof Temple 1900

Frederick Temple (* 30. November 1821 in Santa Maura, Ionian Islands; † 23. Dezember 1902) war von 1896 bis zu seinem Tod Erzbischof von Canterbury.

Inhaltsverzeichnis

Frühe Jahre

Temple wurde auf Santa Maura, eine der Ionischen Inseln, als Sohn des Majors Octavius Tempel geboren, der später Vize-Gouverneur von Sierra Leone wurde. Nach seiner Pensionierung lebte Major Temple in Devon und sah eine berufliche Laufbahn in der Landwirtschaft für seinen Sohn Frederick vor, weshalb er ihm eine praktische Ausbildung in diesem Bereich zukommen ließ.

Temples Großvater war der Pfarrer William Johnson Temple, Rektor der Pfarrgemeinde von Mamhead in Devon. In Boswells Leben des Johnson wird Pfarrer Temple mehrfach erwähnt.

Als Knabe wurde Frederick Temple an der Blundell's School, Tiverton unterrichtet und bald zeigte es sich, das er für eine andere Karriere als die der Landwirtschaft geeignet war. Er hegte eine warme Zuneigung gegenüber der Schule, wo er sich sowohl mit akademischen als auch mit körperlichen Tätigkeiten auszeichnete, besonders beim Wandern. Da die Familie nicht wohlhabend war, wusste Frederick Temple, dass er für sein weiteres Auskommen selbst sorgen musste. Der erste Schritt dabei war, schon bevor er siebzehn Jahre alt war, der Gewinn eines Stipendiums an das Balliol College der Universität Oxford.

Die Oxford-Bewegung war bereits fünf Jahre vor seiner Immatrikulation angefangen, aber der denkwürdige Traktat Nr. 90 war noch nicht geschrieben worden. So betrat Temple eine Universität, die vor intellektueller und religiöser Aufregung pulsierte. Nach vielen Diskussionen und Überlegungen näherte er sich der liberalen Bewegung in Oxford. 1842 machte er seinen Abschluss mit der Note Doppel-Eins und wurde als Fellow am Balliol College Dozent für Mathematik und Logik. Vier Jahre später wurde er zum Priester geweiht. Mit seinem Ziel einer Verbesserung der Bildung der Armen zu erreichen, übernahm er die Leitung von Kneller Hall, einem College welches von der Regierung für die Ausbildung der Leiter von Arbeitshäusern und Strafschulen gegründet wurde. Das Experiment war nicht erfolgreich und Temple selbst schlug 1855 seine Beendigung vor. Er trat dann die Stelle eines Schulinspektoren an, bis er 1858 eine Berufung als Lehrer an der Rugby School annahm. In der Zwischenzeit hatte er sich die Bewunderung des Prince Albert erworben und 1856 wurde er Kaplan (chaplain-in-ordinary) der Königin Victoria. 1857 erhielt er von der Universität Oxford die Auszeichnung als "select preacher".

Rugby

Nach dem Rücktritt von Dr. Goulburn 1858, des Leiters der Schule von Rugby wurde Temple durch die Treuhändler zum neuen Leiter ernannt. Ebenfalls in diesem Jahr hatte er den Akademischen Grad des Bachelor of Divinity und seinen Doctor of Divinity gemacht. Sein Leben in Rugby war geprägt durch große Energie und mutige Initiative.

Tempel verstärkte den akademische Ruf der Schule in den klassischen Fächern, gründete und förderte ein naturwissenschaftliches Labor. Auch reformierte er die sportlichen Aktivitäten der Schule. Seine eigenen enorme Arbeitsleistung und grobe Art schüchterte die Schüler zwar ein, aber er wurde dennoch schnell populär und verbesserte auch hier den guten Ruf der Schule. Seine Schulpredigten hinterließen einen tiefen Eindruck auf die Schuljungen. Er war im Lehren loyal, vertrauensvoll und pflichtbewußt.

Politisch war Temple ein Anhänger Gladstones, und er befürwortete die Trennung der irischen Kirche vom Staat. Er schrieb und sprach sich für die allgemeine Schulpflicht, der Elementary Education Act (1870) von William Edward Forster aus und war ein aktives Mitglied der ausführenden Schulkommission. 1869 bot Gladstone ihm das Dekanat von Durham an, aber er verzichtete und blieb in Rugby. Später im selben Jahr, als Henry Phillpotts der Bischof von Exeter verstarb, bot der Premierminister ihm diese Stellung an und Tempel akzeptiert.

Bistümer

Die Ernennung löste eine erneute Kontroverse aus. GA Denison, Erzdekan von Taunton, Lord Shaftesbury, und andere bildeten einen starkes Protestkommitee, während Edward Pusey erklärte, "the choice was the most frightful enormity ever perpetrated by a prime minister." Vor seiner offiziellen Ernennung wurden Beratungen abgehalten und auch das Domkapitel von Exeter war in seiner Meinung geteilt. Gladstone stand fest zu Tempel und dieser wurde am 21. Dezember 1869 offiziell ernannt. Es gab Enttäuschung unter seinen Geistlichen wegen dessen, was sie als harte Kontrolle bezeichneten. Aber seine echte Freundlichkeit machte sich bald bemerkbar und während der nächsten sechzehn Jahre seiner Amtszeit überwand er alle Vorurteile gegen ihn vollständig. Als er 1885, nach dem Tod von Dr. John Jackson, zum Bischof von London berufen wurde, gab es gegen seine Ernennung keinerlei Einwände mehr. 1884 war Temple in Bampton Dozent und 1885 wurde er Ehrenmitglied des Exeter College in Oxford.

Als Bischof von London arbeitete Dr. Tempel härter als je zuvor. Sein normaler Arbeitstag zu dieser Zeit umfasste vierzehn oder fünfzehn Stunden. Unter dieser Belastung wurden schnell Anzeichen beginnender Blindheit beobachtet. Viele Personen seines Kleruses und Mitarbeiter sehen in ihm ein eher abschrenkendes Vorbild, da er die Durchsetzung nahezu unmöglicher Standards in Sorgfalt, Genauigkeit und Effizienz predigte. Durch seine offensichtliche Hingabe an seine Arbeit und seinen Eifer für das Wohl der Menschen überwand er diesen Eindruck und gewann so Vertrauen. In London war er ein unermüdlicher Kämpfer für das Verbot des Alkohols und die Arbeiterklasse erkannte ihn instinktiv als Freund. Wegen seiner zunehmenden Blindheit bot er seinen Rücktritt als Bischof an. Stattdessen aber wurde er 1895, nach dem plötzlichen Tod Erzbischof Benson aufgefordert, in seinem siebenundsechzigsten Lebensjahr das Amt des Erzbischofs von Canterbury zu übernehmen. Und er akzeptiert.

Erzbischof von Canterbury

Als Erzbischof hatte er 1897 den Vorsitz über die Lambeth-Konferenz. Im selben Jahr gaben Dr. Tempel und der Erzbischof von York als gemeinsame Antwort das Schreiben ’’Saepius Officio’’ auf das Apostolicae Curae , eine Enzyklika des Papstes, welcher darin die Gültigkeit der anglikanischen Bischofsernennungen absprach. 1900 handelten die Erzbischöfe wieder gemeinsam, um die Fragen bezüglich der Verwendung von Weihrauch im Gottesdienst und der Reihenfolge der Gottesdienstelemente zu klären. Nach Anhörung der Argumente entschieden sie gegen die angefragten Praktiken. Während seiner Amtszeit als Erzbischof war Dr. Tempel zutiefst betroffen über die Zerstrittenheit und Schwächung der Angelikanischen Kirche, und viele seiner Predigten forderten zur Einheit auf

Gemälde von Sydney Vor Hall Darstellung des Zusammenbruch des Erzbischof Tempel im House of Lords, während der Vorbereitung seiner Rede auf der Education Act, 1902.

Seine erste Auffassung als Primat der englischen Kirche gegenüber diesen Streitigkeiten war sein Plädoyer für einen katholischeren und karitativeren Charakter der Kirche und während der letzten Jahre seines Lebens kam er immer wieder zu diesem Thema zurück. Er forderte aktiv die anglikanische Missionen und in seiner Predigt zur Eröffnung des neuen Jahrhunderts appellierte er, dass die oberste Verpflichtung Großbritannien in dieser Epoche und in der Weltgeschichte sei, alle Nationen zu evangelisieren. 1900 hatte er den Vorsitz über den Temperance World Congress in London inne und zu diesem Anlass predigte er eine Ausweitung der Frauen-Bildung.

1902 war seine wichtigste Aufgabe die Leitung der Krönung König Eduard VII., aber die Belastungen und sein fortgeschrittenes Alter forderten Tribut. Während einer Rede, die er im House of Lords am 2. Dezember 1902 über das Bildungs-Gesetz dieses Jahres hielt, erlitt er einen Zusammenbruch und, auch wenn er seine Rede zu Ende führte, erholte er sich nicht mehr. Er starb am 23. Dezember 1902 und wurde in der Kathedrale von Canterbury vier Tage später beigesetzt. Sein zweiter Sohn, William Temple, wurde einige Jahre später ebenfalls zum Erzbischof von Canterbury ernannt.

Literaturhinweise

  • Frederick Temple: eine Aufwertung (1907) E.G. Sandford, mit biographischen Einführung von William Temple
  • Memoirs of Erzbischof Tempel (1906) von "Seven Friends", herausgegeben von E.G. Sandford


Vorgänger Amt Nachfolger
Henry Phillpotts Bischof von Exeter
1869–1885
Edward Henry Bickerseth
John Jackson Bischof von London
1885–1896
Mandell Creighton
Edward White Benson Erzbischof von Canterbury
1896–1902
Randall Thomas Davidson

Weblinks


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