Republik der Ionischen Inseln

Republik der Ionischen Inseln
Republik der Ionischen Inseln
Vereinigte Staaten der Ionischen Inseln (1800 - 1864)
Flag of the United States of the Ionian Islands.svg
Amtssprache Griechisch und Italienisch
Hauptstadt Korfu
Staatsform Protektorat des Vereinigten Königreiches
Regierungsform Republik
Fläche 2.659 (1864) km²
Einwohnerzahl 236.000 (1864)
Bevölkerungsdichte 88,8 /km² (1864) Einwohner pro km²
Währung Oboloi (1818–1833)
Lepton (1833–1864)
Ionian Islands.svg

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Die Ionische Akademie war die Hochschule der Ionischen Inseln

Die Republik der Ionischen Inseln (1815 - 1864: Vereinigte Staaten der Ionischen Inseln) war ein Staatswesen, das im 19. Jahrhundert die griechischen Inseln Andikythira, Andipaxos, Korfu, Kythira, Lefkada, Ithaka, Kefalonia, Paxos und Zakynthos umfasste. Die Republik entstand im Jahr 1800, nachdem 1797 die Jahrhunderte währende Herrschaft der Republik Venedig über die Inseln geendet hatte. Sie stand nacheinander kurz unter russisch-osmanischem und unter französischem Protektorat, bis 1815 die Briten die Oberherrschaft über die Ionischen Inseln erhielten. Sitz der Regierung war die Stadt Korfu. Von 1815 bis zur Vereinigung mit dem Königreich Griechenland 1864 hieß die Republik Vereinigte Staaten der Ionischen Inseln. Nach den zugehörigen größeren Inseln wurde sie auch Republik der Sieben Inseln genannt.

Inhaltsverzeichnis

Die unabhängige „Republik der Sieben Inseln“ (1800-1807)

Flagge der Republik der Sieben Inseln (1800-1815)

Mit dem Ende der Republik Venedig im Frieden von Campo Formio 1797 waren die bis dahin venezianischen Ionischen Inseln zunächst an Frankreich gefallen. Die Franzosen teilten die Inseln in die drei Départements Corcyre (Sitz: Korfu), Ithaque (Sitz: Argostoli) und Mer-Egée (Sitz: Zakynthos) auf und unterstellten sie einer Zentralverwaltung in Korfu unter Leitung des Grafen Theotokis. 1798/1799 eroberten Russland und das Osmanische Reich, die sich gegen Frankreich verbündet hatten, die Inseln. Im Vertrag von Konstantinopel vom 21. März 1800 vereinbarten die Verbündeten, dass die Inseln künftig die „Republik der Sieben Inseln“ mit der Hauptstadt Korfu bilden sollten. Russland garantierte die Unabhängigkeit des neuen Staates, der Osmanischer Oberhoheit unterstand und einen jährlichen Tribut von 75.000 Piaster an den Sultan entrichten musste.

Die Republik erhielt eine aristokratische Verfassung nach dem Vorbild der Republik Ragusa. An der Spitze des Staates stand der von einem Präsidenten geleitete Senat, der sich aus Vertretern der „Großen Räte“ der Inseln zusammensetzte. Mitglieder des Senates und der „Großen Räte“ konnten nur Angehörige des Adels sein. Erster Präsident des Senates wurde Graf Theotokis, als Senatssekretär fungierte Ioannis Kapodistrias, der spätere Präsident des unabhängigen Griechenland. Wappen der neuen Republik war der venezianische goldene Löwe im blauen Feld, der in einer Klaue sieben vereinigte Pfeile und in der anderen das Evangelienbuch mit dem Kreuz und der Jahreszahl 1800 sowie der entsprechenden Jahreszahl der Hidschra hielt.

1803 beschloss die „konstituierende Versammlung der Ionier“ eine neue Verfassung, durch die auch Nichtadlige ab einem gewissen Einkommen das Wahlrecht und Zugang zu allen öffentlichen Ämtern erhielten. Exekutive der Republik war nach der Verfassung von 1803 der aus 17 Mitgliedern bestehende Senat unter der Leitung des die Republik auch nach außen vertretenden Principe (= Fürst). Erster Principe wurde der bisherige Präsident Theotokis. Daneben standen 40 „Nationalvertreter“ als Legislative und die aus drei Zensoren unter Leitung eines Ephoren bestehende Censura Generale als oberstes Gericht. Zugleich wurde Griechisch an Stelle des bislang üblichen Italienischen zur Amtssprache erhoben.

Die Ionischen Inseln unter französischer Herrschaft (1807-1815)

1807 überließ Russland im Frieden von Tilsit die Ionischen Inseln Napoleon I.. Die Franzosen hoben die Verfassung von 1803 auf und übertrugen die Verwaltung General Donzelot als Militärgouverneur, "Principe" Graf Komuto legte sein Amt nieder. Offiziell firmierte die frühere Ionische Republik jetzt als „gouvernement local de Corfou“. Im Oktober 1809 wurden die Inseln größtenteils von Großbritannien besetzt, die auf Zakynthos eine provisorische Regierung der Republik einsetzten. Lediglich in Korfu konnten sich die Franzosen behaupten. General Donzelot kapitulierte erst nach dem Sturz Napoleons im Juli 1814 und übergab die Festung Korfu an die Briten.

Die „Vereinigten Staaten der Ionischen Inseln“ (1815-1863/1864)

Im Pariser Vertrag vom 5. November 1815 einigten sich Großbritannien, Russland, Preußen und Österreich, dass die Ionischen Inseln künftig „einen einzigen, freien und unabhängigen Staat unter dem Namen der Vereinigten Staaten der sieben Inseln“ bilden sollten. Der neue Staat erhielt innere Autonomie, unterstand aber dem Protektorat Großbritanniens, das durch einen „Lord-Oberkommissar“ in Korfu vertreten war. Präsident des Senates der Republik wurde wiederum Graf Theotokis, der britische Lord-Oberkommissar Generalleutnant Thomas Maitland trat im Februar 1816 sein Amt an.

Am 26. August 1817 gewährte der britische Prinzregent Georg dem neuen Staat eine Verfassung. Der Staatsname lautete danach „Vereinigte Staaten der Ionischen Inseln“. An der Spitze des Staates stand der aus einem Präsidenten und fünf weiteren Mitgliedern bestehende Senat. Die Legislative bildete das als „Gesetzgebende Versammlung“ bezeichnete aus 40 Mitgliedern bestehende Parlament. Oberstes Gericht war der „Oberste Justizrat der vereinigten Staaten der Ionischen Inseln“. Leitende Staatsämter konnten nur mit Zustimmung des britischen Lord-Oberkommissars besetzt werden, dem auch sämtliches Militär auf den Inseln unterstand. 1826/1827 erhielt die Republik die sogenannte Ionische Akademie als Hochschule mit Sitz in Korfu. 1849 erfolgte eine radikale Verfassungsreform. Das Wahlrecht wurde auf die vierfache Zahl der bisherigen Wähler ausgedehnt, die Wahl der Kommunalbeamten wurde völlig freigegeben. Zugleich wurde unbeschränkte Pressefreiheit gewährt.

Briefmarke mit dem Porträt der Königin Viktoria (1859)

Ab 1830 wurde auf den Inseln der Wunsch nach einer Angliederung an Griechenland laut. Seit den Wahlen 1850 war auch die Parlamentsmehrheit für den Anschluss an Griechenland. Erst 1862 erklärte aber auch die britische Schutzmacht ihre Bereitschaft, die Vereinigung der Inseln mit Griechenland zuzulassen. Am 1. Oktober 1863 brachte Lord-Oberkommissar Storcks eine entsprechende Vorlage in die Ionische Gesetzgebende Versammlung ein. Da aber keine Einigung über die von den Briten geforderte Schleifung der Festung Korfu zustande kam, verzögerte sich die Angelegenheit zunächst. Erst durch den Vertrag Großbritanniens, Russlands und Österreichs mit Griechenland vom 29. März 1864 wurde die Vereinigung der Ionischen Inseln mit Griechenland tatsächlich vereinbart. Ende Mai 1864 übergab Lord-Oberkommissar Storcks die Regierungsgewalt an einen griechischen Bevollmächtigten und löste das Ionische Parlament auf, zugleich erlosch auch die Verfassung der Ionischen Inseln. Seither sind die Inseln als Verwaltungsregion Ionische Inseln ein Teil Griechenlands, jedoch ohne die Insel Kythira, die dem Präfekturbezirk Piräus zugeschlagen wurde.

Literatur

  • Constitutional Chart of the United States of the Ionian Islands. Ratified 26th August, 1817. London [1817]
  • Johann Ferdinand Neigebaur: Die Verfassung der Ionischen Inseln und die neuesten Bemühungen eine Reform derselben herbeizuführen. Leipzig 1839 (Kostenloser Download als .pdf unter Google Books)
  • Gallant, Thomas W.: Experiencing dominion. Culture, identity, and power in the British Mediterranean. Notre Dame (Indiana) 2002.
  • Gekas, Sakis: Business Culture and Entrepreneurship in the Ionian Islands under British Rule, 1815-1864. London 2005
  • Wrigley, W. David: The diplomatic significance of Ionian neutrality during the era of the Greek revolution, 1821-31. Diss. Oxford 1984.

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