- Freiheits- und Einheitsdenkmal
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Am 9. November 2007 beschloss der Deutsche Bundestag, ein Freiheits- und Einheitsdenkmal zu errichten.[1] Neben dem Gedenken an die Friedliche Revolution und die Deutsche Wiedervereinigung sollte es zugleich an freiheitliche Bewegungen und Einheitsbestrebungen vergangener Jahrhunderte erinnern. Als Standort wurde der Sockel des ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmals auf der Schlossfreiheit festgelegt. Vorangetrieben wird die Idee des Denkmals von der Deutschen Gesellschaft e. V. Die Initiatoren Florian Mausbach, Günter Nooke, Jürgen Engert, Lothar de Maizière erhielten 2008 den Deutschen Nationalpreis.
Inhaltsverzeichnis
Erster Wettbewerb
Dazu wurde Anfang 2009 ein offener, zweistufiger Wettbewerb ausgelobt. Aus den anonym eingereichten Arbeiten sollte ein Preisgericht 20 Teilnehmer zur Teilnahme an der zweiten Stufe auswählen. Bis dahin gingen 532 Arbeiten aus dem In- und Ausland ein, unter anderem von Jonathan Borofsky, Gottfried Böhm, Axel Schultes, Rob Krier und Graft Gesellschaft von Architekten. Eine 19-köpfige Jury traf sich am 27. April 2009 zu einer Preisgerichtssitzung, in der keine Arbeit die von der Jury gewünschte absolute Mehrheit erhielt, worauf sie den Wettbewerb abbrach. In der Presse waren danach abfällige Äußerungen von Jurymitgliedern zu vernehmen, „ein Viertel der Entwürfe ... [sei] kompletter Schrott“ und „die Naivität vieler Entwürfe [sei] ‚verheerend‘ und ‚beschämend‘“.[2]
Zweiter Wettbewerb
In der 82. Sitzung des mit der Umsetzung des Denkmales betreuten Ausschusses für Kultur und Medien wurde am 1. Juli 2009 beschlossen, einen zweiten Wettbewerb auszuloben. Ein Gremium sollte neben einigen Arbeiten des ersten Wettbewerbs ungefähr zehn Architekten und Künstler auswählen, die an einer zweiten Wettbewerbsstufe teilnehmen sollten. Im neuen Wettbewerb sollte auf das ursprünglich geplante Informationszentrum verzichtet und der Inhalt auf die Ereignisse der friedlichen Revolution 1989 reduziert werden.[3]
Das neue Verfahren bestand aus einer internationalen offenen Bewerberrunde, gefolgt von einem beschränkten Wettbewerb. Zum offenen Bewerberverfahren wurden 386 Entwürfe eingereicht. Ein unabhängiges Expertengremium wählte daraus die Teilnehmer für den anschließenden beschränkten Wettbewerb aus. 28 Künstlerinnen und Künstler beteiligten sich an ihm.[4]
Am 3. Oktober 2010 präsentierte Kulturstaatsminister Bernd Neumann in Berlin die Ergebnisse. Es wurden drei gleichrangige Preise sowie zwei Anerkennungen vergeben. Die drei gleichrangigen Preise gingen an Stephan Balkenhol, Andreas Meck sowie Milla & Partner in Zusammenarbeit mit Sasha Waltz. Die beiden Anerkennungen erhielten Xavier Veilhan in Zusammenarbeit mit BP architectures, Paris und realities:united (Jan und Tim Edler in Arbeitsgemeinschaft mit Bjarke Ingels Group, Kopenhagen).[5]
Das Preisgericht empfahl, die drei preisgekrönten Beiträge überarbeiten zu lassen. Im Anschluss daran sollte die Entscheidung für die Realisierung einer der drei Arbeiten fallen. Vom 4. bis 31. Oktober 2010 wurden alle 28 Wettbewerbsbeiträge im Martin-Gropius-Bau bei freiem Eintritt ausgestellt. Am 13. April 2011 wurde bekannt gegeben, dass die Jury sich nach den Überarbeitungen für das Monument „Bürger in Bewegung“ der Agentur Milla & Partner und der Choreographin Sasha Waltz in der Form einer großen begehbaren Schale entschieden hat. [6] [7]
Kritik am Verfahren des ersten Wettbewerbs
Presse, Kammern und Verbände sowie Jurymitglieder waren der Ansicht, dass unter den im ersten Wettbewerb eingereichten Arbeiten durchaus hervorragende, ausarbeitungswürdige Vorschläge waren. Thomas Brussig, Mitglied der Jury, wies die Verantwortung am Scheitern der Jury zu. Diese habe sich mit ca. 30 Sekunden pro Arbeit zu wenig Zeit zum genauen Studium der Konzepte genommen.[8] Andere Kritiker waren der Ansicht, der vom Wettbewerbsrecht nicht vorgeschriebene Beschluss, in der ersten Runde Arbeiten nur mit absoluter Mehrheit für die zweite Runde zuzulassen, zusammen mit der Größe der Jury hätten zum Scheitern geführt. Auch bei doppelt soviel Zeit und anderen Arbeiten wäre es aufgrund der Zusammensetzung der Jury vermutlich zu keiner absoluten Mehrheit gekommen. Weiterhin sei das bewährte Wettbewerbswesen durch den mutwilligen Abbruch insgesamt beschädigt. Es gibt Befürchtungen, dass offene Wettbewerbe, die auch für unbekannte Künstler eine Möglichkeit der Partizipation bieten, in Zukunft mit Verweis auf den hier geschilderten Fall als undurchführbar abgelehnt werden.
Die Teilnehmer waren vom Wettbewerbsabbruch und der über sie hereinbrechenden Häme enttäuscht und drängten auf eine erneute Prüfung der Qualität Ihrer Arbeiten.[9]
Kritik am Inhalt
Weitere Kritik wurde am Inhalt der zu feiernden Ideen geäußert. Während der Ausschuss für Kultur und Medien des Deutschen Bundestages meint, die Aufgabe durch den Wegfall der geschichtlichen Freiheitsbewegungen vereinfacht zu haben, denken einige Beobachter, dass es vor allem die Verquickung der Begriffe Freiheit und Einheit ist, die Probleme bereitete. So unterstützten die Reformkräfte vom Herbst 1989 keinesfalls einmütig die Forderung nach einer Vereinigung der beiden deutschen Staaten.[10]
Einzelnachweise
- ↑ Deutscher Bundestag, Drucksache 16/6974;
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/16/069/1606974.pdf - ↑ Jurymitglied zu WELT-online, in;
http://www.welt.de/kultur/article3641729/Wettbewerb-fuer-Einheitsdenkmal.html - ↑ Deutscher Bundestag, Ausschuss für Kultur und Medien: Kurzprotokoll 82. Sitzung;
http://www.bundestag.de/ausschuesse/a22/oeffentliche_sitzungen/a22-82/protokoll.pdf - ↑ Die Bundesregierung, Beauftragter für Kultur und Medien, 4. Oktober 2010;
http://www.bundesregierung.de/Webs/Breg/DE/Bundesregierung/BeauftragterfuerKulturundMedien/AufarbeitungGedenken/FreiheitsundEinheitsdenkmal/freiheits-und-einheitsdenkmal.html - ↑ Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Pressemitteilung Nr. 363, 3. Oktober 2010;
http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Pressemitteilungen/BPA/2010/10/2010-10-03-bkm-fed.html - ↑ Freiheits- und Einheitsdenkmal entschieden, Pressemitteilung des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung vom 13. April 2011.
- ↑ Das Einheitsdenkmal wird eine Schaukel In: Der Tagesspiegel vom 14. April 2011
- ↑ Jurymitglied Thomas Brussig im Tagesspiegel;
http://www.tagesspiegel.de/kultur/Einheitsdenkmal-Thomas-Brussig-Mitte;art772,2792018 - ↑ Aufruf der Teilnehmer;
http://www.free-blog.in/freiheitsdenkmal/93832/Unterzeichner.html - ↑ Detlef Kannapin, Welche Freiheit? Welche Einheit? Das Projekt des Freiheits- und Einheitsdenkmals. In: Jan Korte u. Gerd Wiegel (Hg.): Sichtbare Zeichen. Die neue deutsche Geschichtspolitik - von der Tätergeschichte zur Opfererinnerung. Köln 2009, S. 49-63
Siehe auch
Weblinks
Kategorien:- Denkmal in Berlin
- Geplantes Bauwerk
- ↑ Deutscher Bundestag, Drucksache 16/6974;
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