- Lothar de Maiziere
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Lothar de Maizière [də mɛˈzjɛʀ] (* 2. März 1940 in Nordhausen) ist ein deutscher Politiker (CDU).
Er war vom 12. April bis 2. Oktober 1990 der erste und letzte demokratisch gewählte Ministerpräsident der DDR und vom 3. Oktober bis zum 19. Dezember 1990 Bundesminister für besondere Aufgaben. Bekannt wurde er vor allem durch seine Mitarbeit an den Verhandlungen über die deutsche Wiedervereinigung. Kurz nach der Bundestagswahl trat er aufgrund von Vorwürfen, er habe als inoffizieller Mitarbeiter unter dem Decknamen „Czerni“ mit der Ministerium für Staatssicherheit zusammengearbeitet, zurück.[1]
Inhaltsverzeichnis
Ausbildung und Beruf
Nach dem Abitur am Berlinischen Gymnasium zum Grauen Kloster 1958 studierte de Maizière von 1959 bis 1965 Viola an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin. Er war danach bis 1975 als Bratschist an mehreren Orchestern, u.a. auch dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, tätig. Wegen einer Nervenentzündung am linken Arm, die ihn bei seiner Berufsausübung behinderte, studierte er von 1969 bis 1975 im Fernstudium Rechtswissenschaft an der Humboldt-Universität Berlin. Seit 1975 ist er als Rechtsanwalt tätig. Er war in der DDR ab 1987 stellvertretender Vorsitzender des Kollegiums der Berliner Rechtsanwälte unter dem Vorsitzenden Gregor Gysi. Er besaß auch eine Rechtsanwaltszulassung zum Militärstrafsenat beim Obersten Gericht der DDR. Als Rechtsanwalt vertrat er bis 1989 vor Gericht vornehmlich Jugendliche, die wegen Wehrdienstverweigerung oder Teilnahme an pazifistischen Aktivitäten durch das SED-Regime verfolgt wurden.
Familie
Lothar de Maizière ist verheiratet und hat drei Töchter. Er stammt aus einer politisch sehr aktiven Familie, deren Mitglieder Nachfahren hugenottischer Einwanderer sind.
Sein Vater Clement de Maizière, in der Wendezeit als langjähriger Stasi-Mitarbeiter enttarnt, war ebenfalls Rechtsanwalt in der DDR, Synodaler der Berlin-Brandenburgischen Kirche und Mitglied der Ost-CDU, wo er einen Ortsverband leitete. Sein Onkel Ulrich de Maizière war Generalinspekteur der Bundeswehr. Dessen Sohn, sein Cousin Thomas de Maizière, ist seit November 2005 Bundesminister für besondere Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramtes.
Partei
Lothar de Maizière war seit 1956 Mitglied der Ost-CDU, einer der vier Blockparteien in der DDR. Obwohl er in dieser Partei nach eigenen Angaben "nicht einmal Kassierer" war, wurde in der Wendezeit an die Spitze berufen und war von November 1989 bis 1990 Vorsitzender. Nach der Wende, von Oktober 1990 bis zu seinem Rücktritt am 6. September 1991 war er Erster Stellvertretender Vorsitzender der CDU Deutschlands. In dieser Zeit war er auch Landesvorsitzender der CDU in Brandenburg.
Abgeordneter
Von März bis Oktober 1990 war er Mitglied der Volkskammer der DDR, vom 3. Oktober 1990 bis zu seinem Ausscheiden am 15. Oktober 1991 war er dann Mitglied des Deutschen Bundestages.
Lothar de Maizière war zuletzt (12. Wahlperiode 1990) über die Landesliste Brandenburg in den deutschen Bundestag eingezogen.
Öffentliche Ämter
Am 18. November 1989 trat er als stellvertretender Vorsitzender des Ministerrates und als Minister für Kirchenfragen der DDR in die von Hans Modrow geführte DDR-Regierung ein.
Er selbst war weitgehend unbekannt, als er in der ersten freien Volkskammerwahl 1990 als Spitzenkandidat der Allianz für Deutschland kandidierte. Der hohe Wahlsieg war eher auf die Erwartungen der DDR-Bevölkerung an die deutsche Wiedervereinigung und die D-Mark zurückzuführen, wofür die Ost-CDU eintrat, und ebenfalls auf die Popularität von Bundeskanzler Helmut Kohl, der de Maizières Wahlkampf unterstützte.
Nach der Wahl wurde er am 12. April 1990 zum Ministerpräsidenten der DDR gewählt, gleichzeitig wurde auch sein Kabinett bestätigt. Von August 1990 an war er zusätzlich auch Außenminister der DDR.
Am Tag der Wiedervereinigung – dem 3. Oktober 1990 – wurde de Maizière zum Bundesminister für besondere Aufgaben in der von Bundeskanzler Helmut Kohl geführten Bundesregierung ernannt.
Kurz nach der Bundestagswahl veröffentlichte „Der Spiegel“ das Ergebnis von Recherchen, wonach de Maizière bei der Staatssicherheit als inoffizieller Mitarbeiter unter dem Decknamen Czerni geführt worden sei. Daraufhin trat er am 17. Dezember 1990 zurück.
Weitere Arbeit
Von 1986 bis 1990 war er Vizepräses der Synode des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR und arbeitete dort wie auch andere evangelische Christen (z.B. Manfred Stolpe) am Dialog der Kirchen mit der Regierung und der SED.
Heute ist er Vorsitzender der Stiftung Denkmalschutz Berlin[2].
Er arbeitet seit 1996 in seiner Anwaltskanzlei in Berlin, mit Spezialisierung auf Fragen zur Wiedervereinigung und ist Anwalt des Internationalen Delphischen Rates in Berlin und Delphischer Botschafter für die Bundesrepublik Deutschland.
Darüber hinaus ist Lothar de Maizière Vorsitzender des Lenkungsauschusses des Petersburger Dialogs und Geschäftsführer des EUREF Institutes, das der Berliner Projektentwickler Reinhard Müller auf dem Gelände des Schöneberger Gasometers in Berlin entwickelt.
Siehe auch
Weblinks
- Literatur von und über Lothar de Maizière im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Wer war wer in der DDR?
- Interview mit Lothar de Maiziere, April 2007
- mdr-Riverboat Biographie
- 20-juli-44.de - "Gott mehr gehorchen als den Menschen", Gedenkrede zum Hitler-Attentat (PDF)
Einzelnachweise
- ↑ Robert Leicht in DIE ZEIT von 24. Januar 1992
- ↑ Internetauftritt der Stiftung Denkmalschutz Berlin
Vorsitzende des Ministerrates der DDROtto Grotewohl | Willi Stoph | Horst Sindermann | Willi Stoph | Hans Modrow | Lothar de Maizière
Georg Dertinger | Anton Ackermann (komm.) | Lothar Bolz | Otto Winzer | Oskar Fischer | Markus Meckel | Lothar de Maizière
Waldemar Kraft | Hermann Schäfer | Franz Josef Strauß | Robert Tillmanns | Heinrich Krone | Ludger Westrick | Horst Ehmke | Egon Bahr | Werner Maihofer | Wolfgang Schäuble | Hans Klein | Rudolf Seiters | Sabine Bergmann-Pohl | Günther Krause | Lothar de Maizière | Rainer Ortleb | Hansjoachim Walther | Friedrich Bohl | Bodo Hombach | Thomas de Maizière
Kabinett Kohl III – 12. März 1987 bis 18. Januar 1991Helmut Kohl (CDU) | Hans-Dietrich Genscher (FDP) | Friedrich Zimmermann (CSU) | Wolfgang Schäuble (CDU) | Hans A. Engelhard (FDP) | Gerhard Stoltenberg (CDU) | Theodor Waigel (CSU) | Martin Bangemann (FDP) | Helmut Haussmann (FDP) | Ignaz Kiechle (CSU) | Dorothee Wilms (CDU) | Norbert Blüm (CDU) | Manfred Wörner (CDU) | Rupert Scholz (CDU) | Rita Süssmuth (CDU) | Ursula Lehr (CDU) | Jürgen Warnke (CSU) | Walter Wallmann (CDU) | Klaus Töpfer (CDU) | Christian Schwarz-Schilling (CDU) | Oscar Schneider (CSU) | Gerda Hasselfeldt (CSU) | Heinz Riesenhuber (CDU) | Jürgen Möllemann (FDP) | Hans Klein (CSU) | Rudolf Seiters (CDU) | Sabine Bergmann-Pohl (CDU) | Günther Krause (CDU) | Lothar de Maizière (CDU) | Rainer Ortleb (FDP) | Hansjoachim Walther (DSU)
Andreas Hermes | Jakob Kaiser | Otto Nuschke | August Bach | Gerald Götting | Wolfgang Heyl | Lothar de Maizière
Landesvorsitzende der CDU BrandenburgProvinz und Land Brandenburg (1945–1952):
Wilhelm Wolf | Ernst Zborowski | Karl Grobbel | Hermann Gerigk | Hans-Paul Ganter-Gilmans | Heinz Sauer
Land Brandenburg (seit 1990):
Herbert Schirmer | Lothar de Maizière | Ulf Fink | Carola Hartfelder | Peter Wagner | Jörg Schönbohm | Ulrich Junghanns | Johanna WankaPersonendaten NAME Maiziere, Lothar de KURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker (CDU), 1990 Ministerpräsident der DDR GEBURTSDATUM 2. März 1940 GEBURTSORT Nordhausen
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