- Freiheitsplatz (Hanau)
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Der Freiheitsplatz (früher: Paradeplatz, „die Parad’“) ist der größte Platz in der Stadt Hanau. Er dient heute unter anderem als Zentraler Omnibusbahnhof und ist damit – neben dem Hanauer Hauptbahnhof – einer der beiden Zentren des ÖPNV in Hanau.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Das Gelände des Platzes wurde bis ins 18. Jahrhundert von der frühneuzeitlichen Befestigungsanlage am südlichen Rand der Hanauer Altstadt eingenommen, die seit 1528 unter den Grafen Philipp II. und Philipp III. von Hanau-Münzenberg errichtet worden war und den mittelalterlichen Mauerring erweiterte und modernisierte. Dabei wurde ein neues, von Albrecht Dürer theoretisch konzipiertes Befestigungssystem erstmals auch tatsächlich gebaut. Die Arbeiten dauerten nahezu 20 Jahre.
Am 1. Juni 1597 schloss Graf Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg einen Vertrag mit calvinistischen Flüchtlingen, die ursprünglich aus Frankreich und den Spanischen Niederlanden stammten, die Kapitulation der Neustadt Hanau, die ihre Ansiedlung in Hanau regelte. Sie ist der Gründungsakt für die Neustadt Hanau. Der Graf stellte das Baugelände südlich der Hanauer Altstadt zur Verfügung. Die Neustadt wurde von vornherein mit einer eigenen, modernen barocken Befestigungsanlage errichtet, die sich an die Befestigung der Altstadt anlehnte und nach dort keine Verteidigungsanlagen aufwies. Dort, wo das Markttor der Altstadt sich nun zur Neustadt hin öffnete, entstand von anfang an ein Platz, allerdings von nicht annähernd der Größe, die heute der Freiheitsplatz aufweist.
Der Platz
Der heutige Platz entstand, als unter der Regierung des Erbprinzen Wilhelm (IX./I.) von Hessen-Kassel im Rahmen einer großzügigen Neugestaltung 1768 – 1779 die frühneuzeitliche Stadtbefestigung zwischen Alt- und Neustadt Hanau eingerissen und die trennenden Gräben verfüllt wurden. Der Platz erhielt eine zweifache Nutzung: Im Westen entstand die Esplanade eine mit Linden bestandene Wandelfläche für die Bürgerschaft, im Osten der eigentliche Paradeplatz, ein Exerzierplatz für das landesherrliche Militär. Am Ostrand des Platzes entstand das Kollegiengebäude für die Regierung der Grafschaft Hanau. Der Platz war damals noch etwas kleiner als heute, da verschiedene Gebäude heutige Platzfläche einnahmen, die nach dem Zweiten Weltkrieg abgerissen wurden.
Bauwerke
Heutige Bauwerke
Alle hier gelisteten Bauwerke sind Kulturdenkmäler nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz.[1]
Behördenhaus
Das Behördenhaus ist ein Kulturdenkmal. Im Kern stammt es aus dem Jahr 1768, erfuhr aber zahlreiche Umbauten.
DGB-Hochhaus
Das DGB-Hochhaus, auch: Gewerkschaftshaus, stammt aus dem Jahr 1958. Sein Name in Verbindung mit seinen fünf Obergeschossen weist auf eine gewisse Anspruchslosigkeit im Hochausbau - jedenfalls hinsichtlich der Höhe - in der Stadt Hanau in den fünfziger Jahren hin. Das Gebäude befindet sich auf dem Grundstück der ehemaligen Hohen Landesschule aus dem 17. Jahrhundert, das bereits 1912 durch einen Brand beschädigt und durch einen Neubau ersetzt und dessen Reste in den Bombenangriffen des Zweiten Weltkriegs vernichtet wurden. Das DGB-Hochhaus zeigt eine zeittypische Rasterfassade des Stahlbetonbaus.
Ypsilon-Haus
Das Ypsilon-Haus nimmt zum Teil den Standort des 1954 gesprengten Stadttheaters ein. Es handelt sich um ein Wohngebäude, einen achtgeschossigen Stahlbetonbau mit Geschäften im Erdgeschoss. Der Name rührt von seinem Grundriss her: Seine drei Flügel sind einem Ypsilon ähnlich angeordnet. Es handelt sich um einen typischen Bau der fünfziger Jahre.
Kaufhäuser
Am Westrand des Platzes befand sich bis 2010 ein Großkaufhaus und ein Sportkaufhaus. Das Großkaufhaus führte an diesem Standort eine lange Tradition fort. Auch vor dem Zweiten Weltkrieg befand sich hier das Kaufhaus Hertie, später Karstadt. Seit 2010 steht das Gebäude leer. Das nördlich davon gelegene ehemalige Sportkaufhaus (danach Plattenladen, heute Schnäppchenladen mit Nagelstudio) ist aus dem Umbau des ehemaligen Arbeitsamtes entstanden.
Am Freiheitsplatz 5 - 15
Die Wohnanlage Freiheitsplatz 5 – 15 nimmt die westliche Hälfte der Südseite des Platzes ein. Sie wurde 1957 von der Nassauischen Heimstätte mit 57 Wohneinheiten errichtet. Die vier mit ihrer Schmalseite zum Platz stehenden, fünfgeschossigen Wohnhäuser werden durch zweigeschossige Geschäftsbauten und Laubengänge miteinander verbunden (Kammhäuser). Es handelt sich um eine typische Architektur der fünfziger Jahre.
Buswartehäuschen
In der Mitte des als Busbahnhof genutzten westlichen Teil des Platzes befindet sich ein Wartehäuschen. Im Stil der 1950er Jahre stützen einer Reihe zierlicher Säulen ein dünnes Betondach, unter dem sich auch ein Kiosk und eine Sitznische befinden. Das Gebäude vermittelt einen unmittelbaren Eindruck des Gestaltungsstils dieser Epoche.
Verschwundene Bauwerke
Stadttheater
Das Hanauer Stadttheater wurde als barockes Hoftheater des Erbprinzen Wilhelm von Hessen-Kassel in zwei Bauabschnitten 1768 und 1777 von Franz Ludwig Cancrin errichtet und bis 1945 von einem eigenen, städtischen Ensemble bespielt. Obwohl das Untergeschoss und die aufgehenden Wände die Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs überstanden und das Gebäude nach dem Krieg noch provisorisch genutzt wurde, wurde es 1954 gesprengt.
Zeughaus
Das barocke Zeughaus, ein Wachgebäude, das ursprünglich in dem zur Grafschaft Hanau gehörenden Harreshausen stand und 1782 auf den Paradeplatz transloziert wurde, erlitt ebenfalls erhebliche Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und wurde anschließend abgetragen. Es stand gegenüber der Einmündung der Nordstraße.
Geburtshaus der Brüder Grimm
Das Geburtshaus der Brüder Grimm befand sich in etwa dort, wo heute das Haus Am Freiheitsplatz 3 steht. Auch dieses Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Ein Gedenkstein auf der gegenüber liegenden Straßenseite erinnert an den historischen Ort. Der Hanauer Geschichtsverein ließ 2007 zwei Tafeln an dem heutigen Gebäude anbringen, welche über die Familie Grimm in Hanau informieren.
Alte Münze
Am Nordrand des Platzes stand bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg die Hanauer Münze, in dem von 1658 bis 1681 die Münzen der Grafschaft Hanau-Münzenberg geprägt wurden.
Denkmal für Graf Philipp Ludwig II.
In einer ehemaligen kleinen Grünanlage im südöstlichen Bereich des heutigen Freiheitsplatzes, der Graf-Philipp-Ludwig-Anlage, wurde anlässlich der 300-Jahr-Feier der Gründung der Neustadt Hanau 1897 ein Denkmal, eine Portraitbüste des Grafen Philipp Ludwig II., errichtet[2]. Büste und Inschriftentafel wurden aus dem Trümmerschutt des Zweiten Weltkriegs geborgen und 1988 an anderer Stelle, südlich der Wallonisch-Niederländischen Kirche, wieder aufgestellt.
Städtebauliche Aspekte
Der Freiheitsplatz ist einer in einer Reihe von Plätzen, die sich fast axial durch Alt- und Neustadt Hanau aneinanderreihen. Von Norden nach Süden sind das: Schlossplatz, Altstädter Markt (Hanau), Freiheitsplatz, Neustädter Markt, Französische Allee und Hafenplatz.
Der Freiheitsplatz ist denkmalrechtlich Bestandteil der Gesamtanlage Altstadt mit Freiheitsplatz.[3] Er wird derzeit unterwertig genutzt, die eine Hälfte ist ein Parkplatz, die andere Hälfte ein Busbahnhof. Diese von den Investoren als unbefriedigend empfundene Situation führt in regelmäßigen Abständen immer wieder zu Diskussionen über eine Teilbebauung und kontroversen Diskussionen zwischen Stadtverwaltung, Investoren und Bürgern. Eine Vielzahl der Bürger lehnt eine Bebauung auch aufgrund der 96 unter Schutz stehenden Bäume ab.
Varia
Bei Bauarbeiten wurden in der südwestlichen Ecke des Freiheitsplatzes 1983 Produktionsabfälle der Hanauer Fayence-Manufaktur gefunden.[4]
Bis zum Zweiten Weltkrieg verlief die Linie 1 der Hanauer Straßenbahn (Hauptbahnhof – Beethovenplatz entlang des Westrandes des damaligen Paradeplatzes und vereinigte sich hier mit der Linie 2 (Westbahnhof – Nordbahnhof), die durch die Nordstraße bzw. Rosenstraße kam.
Literatur
- Reinhard Dietrich: Produktionsabfälle der Hanauer Fayence-Manufaktur - ein Bodenfund. In: Hanauer Geschichtsblätter 30 (1988), S. 335 - 346.
- Carolin Krumm: Kulturdenkmäler in Hessen – Stadt Hanau . Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Hessen. Wiesbaden 2006. ISBN 3-8062-2054-9
- Ernst J. Zimmermann: Hanau Stadt und Land. 3. Auflage, Hanau 1919. ND 1978. ISBN 3-87627-243-2
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Krumm, S. 80f, 143f.
- ↑ Anders lautende Angaben bei Krumm, S. 193, sind unzutreffend.
- ↑ Krumm, S. 80f.
- ↑ Dietrich
50.1348898.917139Koordinaten: 50° 8′ 6″ N, 8° 55′ 2″ OKategorie:- Platz in Hanau
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