Friedhof Adlershof

Friedhof Adlershof
Friedhofskapelle Adlershof

Der Friedhof Adlershof befindet sich in der Friedlander Straße 156 im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick, Ortsteil Adlershof. Er wurde ab Oktober 1877 angelegt, immer wieder erweitert und umfasst heute eine Fläche von 121.223 m².

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Grabmal mit Jesusfigur
Erbbegräbnis

Adlershoff, zunächst Süßengrund genannt, wurde erst am 14. April 1754 als Kolonisten-Etablissement im Köpenicker Forst gegründet. Erst seit 1879 trägt der Gutsbezirk „Adlershoff und Süszengrund“ den einheitlichen Namen Adlershof. Die Adlershofer hatten ihren ersten Friedhof auf einem Grundstück des Gutsbesitzers an der Dorfstraße, der späteren Bismarck- und heutigen Dörpfeldstraße. Dieser wurde um 1850 herum aufgegeben. 1890 wurde auf dem Gelände dann eine Gemeindeschule erbaut.

Nach Aufgabe der Maulbeerbaumplantage wurde der Friedhof ein Stück weiter an die Kronprinzen-, spätere Wassermannstraße verlegt und zwar zwischen der heutigen Dörpfeld- und Selchowstraße. Angesichts der zunehmenden Bebauung erwies sich auch dieses nah am Ortszentrum gelegene Areal als ungeeignet. Zudem stieg die Anzahl der Sterbefälle an, womit mehr Platz gebraucht wurde. Starben 1847 19 Menschen, waren es 1903 schon 183 Todesfälle.

Im Oktober 1877 entschied sich der Gemeinderat für ein am Rande des Gemeindegebietes gelegenes 5.462 m² großes Grundstück, welches unmittelbar an die Cöllnische Heide angrenzte. Die alte Größe des historischen Begräbnisplatzes lässt sich erahnen, wenn man den Friedhof vom Haupteingang Friedlander Straße / Hackenbergstraße betritt, denn die rechtwinklig zueinander verlaufenden zwei Mauern im Osten und Norden mit den Erbbegräbnisse markierten früher das gesamte Gelände.

1886 wurde die erste Adlershofer Gebührenordnung erlassen. Durch die infolge der Bevölkerungsentwicklung steigenden Sterbeziffern wurde die Verwaltung des Friedhofs immer teurer. Die Gemeinde installierte auch gleich einen aus drei Mitgliedern bestehenden Friedhofsausschuss, der über die Einhaltung der Gebührenordnung wachte. Anfangs führte von der Dorfstraße aus nur ein kleiner Feldweg zum Friedhof, im Volksmund Kirchhofsweg genannt, der in etwa schon der späteren Hackenbergstraße entsprach.

Da die Anzahl der Bestattungen weiter anwuchs, wurde schließlich auch eine ordentliche Zufahrt zum Friedhofseingang erforderlich, doch vor der Zufahrt war noch ein Grundstück des Köpenicker Bäckermeisters Hugo Hackenberg (1849-1922) im Weg. In der Gemeindevertretungssitzung Ende Oktober 1889 erzielte man eine Einigung. Die neue Straße durfte über sein Grundstück führen. Dafür musste seinem Wunsch entsprochen werden, diese nach ihm in Hackenbergstraße zu benennen. Drei Jahre später wurde die Hackenbergstraße schließlich auch gepflastert. Eine ordnungsgemäße Anbindung war damit gewährleistet.

Da immer noch eine Feierhalle für die Beisetzungen fehlte, bekam im Juli 1894 der aus Adlershof stammende Bauunternehmer Albert Pförtner den Zuschlag zum Bau einer Kapelle mit Leichenhalle. Innerhalb von fünf Monaten wurde diese für 6.000 Mark erbaut. Aus der Zeit zwischen 1892 und 1902 stammen auch die meisten der prachtvollen Erbbegräbnisse an den alten Friedhofsmauern. Kolonisten, Fabrikbesitzer, Kaufleute und Lehrer schufen sich und ihren Familien eine bleibende Erinnerung über den Tod hinaus.

1903 wurde der nunmehr einzige noch existierende Adlershofer Friedhof vom Ortsgeistlichen feierlich geweiht. Mit dieser Zeit verbindet sich auch die erste Erweiterung des Geländes in das Gelände der Cöllnischen Heide hinein. Von den anfangs 5.462 m² erreichte der Friedhof Adlershof bis 1942 eine Gesamtfläche von 33.990 m². Bis dahin waren um die 10.000 Personen auf dem Friedhof bestattet worden. In den letzten Kriegsjahren und auch danach wurde der Friedhof um ein vielfaches erweitert, bis auf die heutige Fläche von 121.223 m².

Durch Beschluss des Bezirksamtes Treptow-Köpenick sind seit 1. Januar 2008 auf der östlichen Teilfläche in Verlängerung der Wassermannstraße keine neuen Beisetzungen mehr möglich. Nach einer Ruhefrist von 30 Jahren soll dort eine Umwidmung in öffentliche Grünanlage stattfinden. Damit wird sich der Friedhof um ein Drittel der bisherigen Fläche reduzieren.

Beschreibung

Neben dem Haupteingang an der Friedlander Straße 156 / Ecke Hackenbergstraße, wo auch die Friedhofsverwaltung sitzt, gibt es heute noch weitere Eingänge: an der Friedlander Straße Ecke Wassermannstraße, in der Helbigstraße und in der Cöllnischen Heide.

Da der Friedhof über einen alten, aber gesunden Baumbestand verfügt, wird er auch als Waldfriedhof eingeordnet. Die Hauptwege im älteren Teil werden von Linden gesäumt.

Drei Gedenkstätten haben auf dem Adlershofer Friedhof verteilt Platz gefunden: Es gibt einen Ehrenhain für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges mit Kissenplatten auf einer Rasenfläche, eine Gedenkstätte für die Toten des Kapp-Putsches von 1920 mit einer Plastik „Der Kämpfer“, davor eine Tafel mit der Inschrift „Dem Gedenken der im Kampf gegen die Reaktion gefallenen Sozialisten“ und dahinter Gedenksteine für die meist jung verstorbenen, und im weiteren eine Gedenkstätte für die Verfolgten des Nationalsozialismus mit einer Stele des Bildhauers Prof. Gerhard Thieme und dahinter Grabsteine mit Namen und Lebensdaten der hier Bestatteten.

Bestattet sind auf dem Friedhof auch eine ganze Reihe bekannter Persönlichkeiten der Ortsgeschichte. Viele Namen erinnern an altes Adlershofer Handwerk und Gewerbe.

Grabmäler und Persönlichkeiten

  • Dorothea Breitbeil (1898-1972) alias Dora Colani, Gesangslehrerin und Konzertsängerin
  • Michael Brückner (1939-1998), Bezirksbürgermeister Berlin-Treptow 1990-1998
  • Gottfried Gleichfeld (1828-1892), Begründer der politischen Gemeinde von Adlershof
  • Max Goosmann (1899-1971), Pfarrer der Bekennenden Kirche in Adlershof
  • Richard Hansen (1854-1916), Fabrikbesitzer, Vorsitzender des Kreiskriegerverbandes Teltow
  • Prof. Wolfgang Heinz (1900-1984), ehemals Leiter der Staatlichen Schauspielschule Berlin,Intendant des Deutschen Theaters Berlin (1963-1969) Präsident des Verbandes der Theaterschaffenden der DDR
  • Prof. Lieselotte Welskopf-Henrich (1901-1979), Althistorikerin und Schriftstellerin

Siehe auch

Weblinks

52.44301694444413.546733055556

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Adlershof — Ortsteil von Berlin …   Deutsch Wikipedia

  • Berlin-Adlershof — Adlershof Ortsteil von Berlin …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Kulturdenkmale in Berlin-Adlershof — Lage von Adlershof in Berlin In der Liste der Kulturdenkmale von Adlershof sind die Kulturdenkmale des Berliner Ortsteils Adlershof im Bezirk Treptow Köpenick aufgeführt. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Historische Friedhöfe in Berlin — Anders als in vielen anderen Großstädten der Welt konzentriert sich die Entwicklung des Bestattungswesens in Berlin nicht auf einzelne Großfriedhöfe, wie man sie etwa in Wien, Hamburg, Paris, London oder New York findet. Die 221 geöffneten und… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste berühmter Begräbnisstätten — Inhaltsverzeichnis 1 Ägypten 2 Argentinien 3 Australien 4 Belgien 5 Brasilien 6 Chile 7 …   Deutsch Wikipedia

  • Liste berühmter Friedhöfe — Inhaltsverzeichnis 1 Ägypten 2 Argentinien 3 Australien 4 Belgien 5 Brasilien 6 Chile 7 …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Begräbnisstätten bekannter Persönlichkeiten — Inhaltsverzeichnis 1 Ägypten 2 Argentinien 3 Australien 4 Belgien 5 Brasilien …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Ehrenbürger von Berlin — Das Berliner Ehrenbürgerrecht wird vom Senat von Berlin in Einvernehmen mit dem Berliner Abgeordnetenhaus verliehen. Die Stadt Berlin hat seit 1813 an 131 Personen zunächst ehrenhalber ohne Zahlung eines Bürgergeldes das Bürgerrecht verliehen. Ab …   Deutsch Wikipedia

  • Elisabeth Charlotte Welskopf — Liselotte Welskopf Henrich, eigentlich Elisabeth Charlotte Henrich (* 15. September 1901 in München; † 16. Juni 1979 in Garmisch Partenkirchen) war eine deutsche Schriftstellerin und Althistorikerin. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Leistungen …   Deutsch Wikipedia

  • Elisabeth Welskopf — Liselotte Welskopf Henrich, eigentlich Elisabeth Charlotte Henrich (* 15. September 1901 in München; † 16. Juni 1979 in Garmisch Partenkirchen) war eine deutsche Schriftstellerin und Althistorikerin. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Leistungen …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”