Gerhard Thieme

Gerhard Thieme

Gerhard Thieme (* 15. März 1928 in Rüsdorf) ist ein deutscher Bildhauer. Seine bildhauerischen, stadtgeschichtlich oft sehr bedeutenden Arbeiten im öffentlichen Raum sind an zahlreichen Plätzen Berlins zu finden.

Kletternde Kinder in Berlin-Pankow

Inhaltsverzeichnis

Leben

Bereits in seiner Jugend erlernte Gerhard Thieme das im Erzgebirge weit verbreitete Holzschnitzen. Nach einer Lehre als Musterzeichner (Textilentwerfer) von 1942 bis 1945 arbeitete Gerhard Thieme zunächst als Umschüler in der Landwirtschaft. 1948 begann er ein Studium unter anderem bei Fritz Koelle an der Hochschule für Bildene Künste in Dresden, das er 1950 an der Hochschule für Bildende und Angewandte Kunst Berlin-Weißensee bis 1952 fortsetzte. Von 1952 bis 1956 war er Meisterschüler bei Fritz Cremer an der Akademie der Künste in Berlin. Seitdem arbeitet er freischaffend in Berlin.

Studienreisen führten ihn in die Tschechoslowakei, nach Polen, die Sowjetunion und nach Ungarn.

Während der Zusammenarbeit mit Fritz Cremer nahm er 1956 dem toten Bertolt Brecht die Totenmaske ab und war maßgeblich an der Vergrößerungen der Buchenwald-Gruppe Cremers beteiligt. Seitdem hat Gerhard Thieme mehr als fünfzig Totenmasken abgenommen, so unter anderem von den Politikern Otto Grotewohl, Wilhelm Pieck und Walter Ulbricht, den Malern Max Lingner und Otto Nagel, dem Komponisten Hanns Eisler, dem Schriftsteller Ludwig Renn, der Tänzerin Gret Palucca und 1993 seinem alten Meister Fritz Cremer.

In seinem Buch Junge bildende Künstler der DDR beschrieb der Kunstwissenschaftler Wolfgang Hütt 1965 die Entstehung von Kleinplastiken bei Gerhard Thieme, die ihm an die Entstehung von Holzskulpturen erinnerte. Intensives Beobachten von Bewegungsabläufen und detaillierte Darstellungen machten die Kleinplastiken Thiemes einzigartig. Hütt wies darauf hin, dass jedoch gerade dies bei der Entstehung von monumentalen Plastiken hinderlich sein kann. Fast erscheint dies als Aufforderung, denn drei Jahre später entstand Gerhard Thiemes 3,40 Meter hohe und 800 Kilogramm schwere Skulptur Bauarbeiter, die monumentaler nicht sein kein. Der liebevolle Riese verleitete in der Berliner Karl-Liebknecht-Straße Vorübergehende immer wieder, ihm die Hand zu geben. Durch so herbeigeführte Abnutzungen erhielt die Skulptur den Beinamen Goldfinger.

Der Tröpfelbrunnen Kletternde Kinder war zunächst eine Auftragsarbeit für die Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Für die Gestaltung besuchte er eine Schulklasse beim Sportunterricht, um typische Kletter- und Turnhaltungen festzuhalten. Die Entwürfe gefielen den Stadtoberen jedoch so gut, dass der 3,10 Meter hohe Brunnen in Berlin-Pankow aufgestellt wurde. In den Jahren 1992 und 2004 wurde er restauriert.

Werke (Auswahl)

Bronzeskulptur von Archimedes, 1972
  • 1963 Bronzeskulptur Aufbauhelferin, Berlin, Sterndamm
  • 1968 Bronzeskulptur Bauarbeiter, Berlin, Karl-Liebknecht-Straße
  • 1970/72 Tröpfelbrunnen Kletternde Kinder, Berlin, Ecke Berliner Straße / Breite Straße
  • 1972 Bronzeskulptur von Archimedes im Treptower Park bei der Archenhold-Sternwarte in Berlin
  • 1972 Brunnenfiguren Berliner Typen (auch Marktbrunnen genannt), Berlin, zuerst hinter dem Neubau der Zentralmarkthalle, später in den Rathauspassagen, seit den 1990er Jahren im Nikolaiviertel aufgestellt.
  • 1972 Bronzeskulptur Lesender Junge, Schwerin, Bertolt-Brecht-Straße
  • 1973/76 Bronzeskulptur und Reliefs, Gedenkstätte für den Todesmarsch von Sachsenhausen bis Raben Steinfeld, Raben Steinfeld b. Schwerin
  • 1987 Bronze Stadtsiegel, Berlin, Nikolaikirche
  • 1987 Bronzeskulptur Leierkastenmann, Berlin, Nikolaiviertel

Ausstellungen

"Revolutionäre Kämpfer" (1981)

Auszeichnungen

Literatur

  • 1965 Junge Bildende Künstler der DDR. Skizzen zur Situation der Kunst in unserer Zeit (VEB Bibliographisches Institut, Leipzig)

Weblinks

 Commons: Gerhard Thieme – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kann das hier jemand belegen? In dem Buch Kunstpreisträger der DDR bis 1961 wird er nicht unter dem Kunstpreis der FDJ als Träger aufgeführt - keiner zu 1961

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