Friedrich Bauermeister

Friedrich Bauermeister

Friedrich Bauermeister (* 1893; † nach 1934) war ein deutschsprachiger Autor, Nationalökonom und Stadtplaner.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Bauermeister studierte zunächst bis 1915 Volkswirtschaft (Rechts- und Staatswissenschaften) in Berlin und Tübingen, unter anderem bei Franz Oppenheimer. Anfang 1915 gründete er mit Ernst Joel und anderen Studenten den sogenannten „Aufbruch-Kreis“.[1] Joel gab für diesen Kreis die Zeitschrift Der Aufbruch heraus, die von Juli bis Oktober in vier Nummern erschien und dann von der Militärzensur verboten wurde. Als ständige Mitarbeiter firmierten neben Bauermeister Karl Bittel, Hans Blüher und Gustav Landauer.[2] In dem sehr unterschiedlich zusammengesetzten Kreis dominierte der linke, sogenannte „menschheitliche“, unter dem Einfluss von Gustav Wyneken stehende Flügel der Freideutschen Jugendbewegung.

Bauermeister hielt auf der sogenannten Westender Tagung des sogenannten Berliner Kreises vom 9. bis 11. August 1917 in der elterlichen Wohnung von Fritz Klatt neben Hans Koch-Dieffenbach und Alfred Kurella einen Vortrag über öffentliche Betriebe. Außer den dreien referierten Harald Schulz-Henke und Ernst Joel. Auf der Tagung wurde außerdem der Rundbrief des Berliner Kreises mit Bauermeister, Koch und Kurella als Herausgeber begründet.[3] Aus den drei Vorträgen von Bauermeister, Koch und Kudrella entstand die für die Freideutschen programmatische Schrift Absage und Beginn. Darin wurde zur Gründung kommunistischer Siedlungen aufgerufen, so wie Bauermeister sie dann zusammen mit Hans Koch und Alfred Kurella im Februar 1919 in Blankenburg bei Augsburg (heute zu Nordendorf) selbst realisierte. Ihre Ursprünge lagen in der städtischen Wohnkommune in Berlin, die Anfang 1916 von Hans Koch und Fritz Klatt ausging. Aufgrund der politischen Gefahr und der Ernährungslage in Berlin gingen sie Mitte 1918 nach Bayern, um ihr von Wynenken und Landauer beeinflusstes Projekt zu verwirklichen, das dann bis Herbst 1920 Bestand hatte.[4]

Außerdem publizierte Bauermeister einen Beitrag in den von Kurt Hiller herausgegebenen Aktivismus-Jahrbüchern Das Ziel und einige Aufsätze und Rezensionen in der Zeitschrift Die Tat von Eugen Diederichs. 1920/1921 wirkte er gemeinsam mit Ernst Michel als Schriftleiter im Verlag Freier Bund von Hugo Landauer, insbesondere für die dort bis Mitte März 1921 wöchentlich erscheinenden Die Bauernzeitung.

Im Rahmen der Siedlerbewegung lernte Bauermeister dann Otto Neurath kennen und arbeitete schließlich an dessen Museum für visuelle Erziehung in Wien als Transformierer mit. 1933/1934 beteiligte er sich an einem österreichisch-sowjetischen Projekt in Moskau. Bauermeister blieb auch nach 1934 in der Sowjetunion.[5]

Schriften

  • Klassenkampf der Jugend. In: Der Aufbruch. 1, Heft 1, 1915, S. 2f.; als Sonderdruck Vom Klassenkampf der Jugend. Diederichs, Jena 1916.
  • Schullastenverteilung und Dezentralisation: Ein Beitrag zur Wohnreform. Dissertation. Winser, Berlin 1916.
  • Schullasten-Verteilung und Großstadt-Dezentralisation. Deutscher Kommunalverlag, Berlin-Friedenau 1916.
  • Absage und Beginn. Worte an die Kameraden von Friedrich Bauermeister, Hans Koch-Dieffenbach, Alfred Kurella. Meister-Kreis, Leipzig 1918.
  • Tätiger Geist! Zweites der Ziel-Jahrbücher. Hrsg. Kurt Hiller. Müller, München 1918.
  • Die Wohnweise in Gross-Berlin. In: Erich Leyser (Hrag.): Handbuch Gross-Berliner Wohnungspolitik. Heymann, Berlin 1918 (Gross-Berliner-Verein für Kleinwohnungswesen. Schriften; Heft 6).
  • Über den Bolschewismus, in: Die Tat, 13, 1921, Mai, S. 149–151.

Einzelnachweise

  1. Manfred Bosch: Alemannisches Judentum. Spuren einer verlorenen Kultur. 2001, S. 114
  2. Reinhard Wittmann, Marietta Kleiss: Archiv für Geschichte des Buchwesens. Band 30. 1988, S. 88
  3. Reinhard Preuß: Verlorene Söhne des Bürgertums. Linke Strömungen in der deutschen Jugendbewegung. 1913–1919. 1991, S. 263
  4. Ulrich Linse: Zurück, o Mensch, zur Mutter Erde. Landkommunen in Deutschland. 1890–1933. 1983, S. 126
  5. Franz Stadler: Österreich und die Sowjetunion 1918–1955. Beiträge zur Geschichte der österreichisch-sowjetischen Beziehungen. 1984, S. 230

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Bauermeister — Der Bauermeister war in manchen Gegenden Deutschlands der Vorsteher (Dorfmeister, Schultheiß) einer Dorfgemeinde. Bauermeister ist der Familienname folgender Personen: Clemens Bauermeister (1837–1917), Gutsbesitzer und Mitglied des Deutschen… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Philipp Bauermeister — (* 18. Oktober 1788 in Northeim; † 16. Januar 1851 in Rostock) war ein deutscher evangelischer Theologe. Er lehrte an der Universität Rostock. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Bau–Baw — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Aktivismus — Dieser Artikel behandelt die pazifistisch sozialistische Bewegung des Aktivismus. Für weitere Bedeutungen des Wortes Aktivismus, siehe Aktivist. Aktivismus hieß eine von Kurt Hiller gegründete pazifistische Bewegung, die eine „Aktivierung des… …   Deutsch Wikipedia

  • Aktivismus (Kurt Hiller) — Aktivismus hieß eine von Kurt Hiller gegründete pazifistische Bewegung, die eine „Aktivierung des Geistigen zur Herbeiführung einer neuen Menschheitsära“ (Aufbruch zum Paradies) erstrebte. Der Aktivismus bildete eine Art Nebenströmung des… …   Deutsch Wikipedia

  • Fritz Klatt — (* 22. Mai 1888 in Berlin; † 26. Juli 1945 in Wien) war ein deutscher Reformpädagoge, Schriftsteller und Zeichner. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirkung 3 Werke …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Rektoren der Universität Rostock — Siegel der Uni Rostock Die Liste der Rektoren der Universität Rostock führt alle Personen auf, die seit der Gründung im Jahr 1419 das Amt des Rektors der Universität Rostock ausgeübt haben. Gemäß den Statuten der Universität Rostock dauerte die… …   Deutsch Wikipedia

  • Charlotte von Einem — Marie Dorothee Charlotte von Einem, verh. Emminghaus (* 18. Oktober 1756 in Kirchweyhe; † 7. November 1833 in Gotha) war eine deutsche Schriftstellerin und Muse des Göttinger Hainbunds, wo sie als „das kleine Entzücken“ bekannt war. Für die… …   Deutsch Wikipedia

  • Magdeburger Straßen/B — Nachfolgend werden Bedeutungen und Umstände der Namengebung von Magdeburger Straßen und ihre Geschichte aufgezeigt. Aktuell gültige Straßenbezeichnungen sind in Fettschrift angegeben, nach Umbenennung oder Überbauung nicht mehr gültige… …   Deutsch Wikipedia

  • Reichstagswahl 1903 — Die Reichstagswahl 1903 war die Wahl zum 11. Deutschen Reichstag. Sie fand am 16. Juni 1903 statt. Die Wahlbeteiligung lag bei etwa 76%, sie war damit deutlich höher als bei der Reichstagswahl 1898. Sowohl die „Kartellparteien“ als auch das… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”