Karl Bittel (Historiker)

Karl Bittel (Historiker)

Karl Bittel (* 22. Juni 1892 in Darmstadt; † 18. April 1969 in Berlin) war ein deutscher Historiker und Journalist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Karl Bittel war der Sohn eines Bankbeamten. Er besuchte die Vorschule in Darmstadt und die Oberrealschule in Freiburg im Breisgau. Abitur 1911; Mitbegründer Jugendorganisation „Wandervogel“, danach Studium der Rechtswissenschaften und Geschichte an den Universitäten (1911 bis 1915) Universität Heidelberg, Universität Freiburg und Universität Tübingen (11. März bis 30. September 1915). 1915 promovierte er zum Dr. rer. pol. [1]

Bittel volontierte bei der Freiburger Volksstimme und war von 1913 bis 1916 Sekretär beim Konsumverein Esslingen. Gleichzeitig publizierte er zum Thema Genossenschaften. Während der Novemberrevolution war er Mitleid des Arbeiter- u. Soldatenrats in Karlsruhe. Bittel wurde und 1919 oder 1920 Mitglied der KPD. [2] Er war Dozent an der Zentralen Parteischule der KPD in Jena 1920 und danach Redakteur der Zeitung Kämpfer in Chemnitz. 1922 wurde er Leiter der Genossenschaftsabteilung des ZK der KPD. Für die KPD war er Stadtverordneter in Weißenfels (1922). 1923 wurde er Delegierter auf dem 1. Weltkongress der Bauernorganisation der Kommunistische Internationale, der Krestintern. [3] Bis 1927 hielt er sich in der UdSSR auf und war Sekretär der COOP-Sektion des EKKI. Nach Deutschland kehrte er 1928 zurück. Zwischen 1928 und 1933 war er Leiter des Organisationsbüros der sowjetischen Handelsvertretung und in gleicher Funktion bei der deutsch-sowjetischen DEROP AG in Berlin. Nach der Machtübernahme von Adolf Hitler vom 30. Januar 1933 floh Bittel nach Ludwigshafen. Im Mai 1933 wurde er von der Gestapo am Bodensee verhaftet und bis 1934 im KZ Heuberg und KZ Ulm inhaftiert. Von 1934 bis 1945 stand er unter Polizeiaufsicht.

1945 wurde er Mitglied des Sekrekretariats und der Landesleitung der KPD Baden sowie Vorsitzender der VVN in Baden. Als Antifaschist wurde er Mitbegründer und Lizenträger der KPD Zeitung Unser Tag in Offenburg (1946 bis 1948).

Im Mai 1949, nach Gründung der Bundesrepublik, übersiedelte er in die Sowjetische Besatzungszone. Zwischen 1949 und 1957 leitete er das Deutsche Institut für Zeitgeschichte und war Chefredakteur der Zeitschrift Dokumentation der Zeit.

Von 1951 bis 1953 übte er das Amt des 1. Vorsitzenden des Verbandes der deutschen Presse aus. An der Karl-Marx-Universität war er Honorarprofessor und seit 1957 Ordinarius für Allgemeine Geschichte der neuesten Zeit an der Humboldt-Universität. 1957 gab er Gastvorlesungen in der UdSSR. Schließlich wurde er 1958 wissenschaftlicher Berater des Ministers für Auswärtige Angelegenheiten der DDR. Von 1963 bis 1969 gehörte er dem Präsidium des Kulturbundes im Bezirk Rostock an. Seit 1964 wohnte er in Ahrenshoop.

Ehrungen

Werke

  • Hrsg. und Redakteur: Politische Rundbriefe
  • Hrsg. und Redakteur: Der kommunistische Genossenschaftler. 1919-1924
  • Hrsg. und Redakteur: Die Genossenschaft im Klassenkampf
  • Rudolf Tischner; Karl Bittel: Mesmer und sein Problem. Magnetismus, Suggestion, Hypnose. Hippokrates Verlag, Stuttgart 1941
  • Wilhelm Wolff: Der Aufruhr der Weber in Schlesien (Juni 1844) und andere Schriften. Mit einer Einleitung von Karl Bittel. (Schriftenreihe für journalistische Schulung. Hrsg. vom Verband der Deutschen Presse), Berlin 1952 (2. erw. Aufl. 1952)
  • Karl Marx als Journalist. Aufbau Verlag 1953
  • Arbeit und Aufgaben des Deutschen Instituts für Zeitgeschichte in Berlin. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 4 (1956), S. 1253-1255
  • Der Kommunistenprozeß zu Köln 1852 im Spiegel der zeitgenössischen Presse. Hrsg. und eingeleitet. Rütten & Loening, Berlin 1955
  • Der Landbote von Georg Büchner. In : Neue deutsche Presse, 9. Jg. 1955, Nr.9, S.4-8.
  • Zeitgeschichte als Wissenschaft. Berlin 1956

Nachlass

  • Kreisarchiv Schloß Salem (Nachlässe und Deposita: Karl Bittel (1892-1969)

Literatur

  • Karl Bittel zum Gedenken. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. 17. Jg. (1969), Heft 7, Berlin 1969, S. 902
  • Bittel, Karl. In: SBZ-Biographie. Ein biographisches Nachlagebuch über die Sowjetische Besatzungszobne Deutschlands. 3. Aufl., Bonn; Berlin 1964, S. 38
  • Adolf Bieringen: Karl Bittel. In: Baden-Württembergische Biographien. Bd. III. Kohlhammer, Stuttgart 1999, S. 46 ff.
  • S. Prokop: Karl Bittel. als Publizist und Zeithistoriker. In: Helsinki 1975. Genutzte Möglichkeiten und verpasste Chancen. Berlin 2000.
  • Bernd-Rainer Barth, Andreas Herbst: Bittel, Karl. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Ch. Links Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4, Band 1.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Eduard Pfeiffer und die dt. Konsumgenossenschaftsbewegung in Tübingen.
  2. SBZ Biographie und Wer war wer in der DDR.
  3. Protokoll vom Ersten Internationalen Bauernkongress. Vom 10. bis 16. Oktober 1923 in Moskau. Neues Dorf, Berlin. 1924 (Bibliothek des Internationalen Bauern-Rates, Bd. 7).
  4. Monika Zorn: Hitlers zweimal getötete Opfer. Westdeutsche Endlösung des Antifaschismus auf dem Gebiet der DDR. Ahriman-Verlag, Freiburg (Breisgau) 1994, S. 248.



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