Friedrich Entress

Friedrich Entress

Friedrich Karl Entress (* 8. Dezember 1914 in Posen; † 28. Mai 1947 in Landsberg am Lech (hingerichtet)) war ein deutscher Lagerarzt in verschiedenen Konzentrationslagern und Vernichtungslagern.

Inhaltsverzeichnis

Lagerarzt in Konzentrations- und Vernichtungslagern

Entress, Sohn eines Angestellten der Universitätsbibliothek Posen, absolvierte ein Medizinstudium und trat im November 1939 der Waffen-SS (Mitgliedsnummer 352.124) bei. 1943 wurde er zum SS-Hauptsturmführer befördert. Sein Dienst als Lagerarzt begann am 3. Januar 1941 im KZ Groß-Rosen. Dort übte Entress die Tätigkeit des Standortarztes bis zum 10. Dezember 1941 aus. Von Dezember 1941 bis Februar 1943 war Entress Lagerarzt in Auschwitz I, von März bis Oktober 1943 in dieser Funktion im KZ Auschwitz III Monowitz. In Auschwitz erprobte Entress gemeinsam mit Hellmuth Vetter und Eduard Wirths im Auftrag des Konzerns I.G. Farben an Häftlingen die Verträglichkeit und Wirksamkeit neuer pharmazeutischer Präparate. In vielen Fällen wurden die Häftlinge für die Untersuchungen mit Krankheiten infiziert. Entress erhielt vermutlich im Mai 1942 von Enno Lolling den Befehl, unheilbar Geisteskranke, unheilbar Tuberkulöse und dauernd Arbeitsunfähige durch Injektionen zu töten. Ab Herbst 1942 wurden auch erkrankte Häftlinge getötet, die nicht binnen vier Wochen wieder gesund wurden.

Seine Promotion erfolgte 1942 ohne Vorlage einer Dissertation aufgrund einer Verordnung betreffend der bevorzugten Behandlung von Personen aus den sogenannten Ostgebieten.[1]

Vom 21. Oktober 1943 bis zum 25. Juli 1944 war Entress Lagerarzt im österreichischen KZ Gusen, einem Nebenlager des KZ Mauthausen. 1944 kehrte Entress zum KZ Groß-Rosen zurück, von Januar 1945 bis zum Kriegsende diente er als Divisionsarzt der 9. SS-Division Hohenstaufen an der Front.

Prozess und Verurteilung

1946 wurde gegen Friedrich Entress im Mauthausen-Hauptprozess, einer der Dachauer Prozesse, vor einem amerikanischen Militärgericht verhandelt. Entress war im Zuge seiner Tätigkeit als Lagerarzt im KZ Gusen zwischen 1943 und 1944 angeklagt, gemeinsam mit dem Standortarzt Waldemar Wolter für die Selektion kranker Lagerinsassen zur Vergasung verantwortlich gewesen zu sein. Entress gab am 14. April 1947 eine eidesstattliche Erklärung (Dokument Nr. NO 2368, Office of Chief of Counsel for War Crimes) ab über die Selektionen der Häftlinge nach ihrer Ankunft in Auschwitz, über die Einrichtungen zur Vergasung der Häftlinge und die Tötungen mittels Injektionen.

Entress berief sich auf Befehlsnotstand und trat nicht als Zeuge in eigener Sache auf. Am 13. Mai 1946 wurde Entress für schuldig befunden und zusammen mit 57 Mitangeklagten zum Tode verurteilt. Nach Abweisung eines Gnadengesuches seiner Frau wurde er am 28. Mai 1947 im Kriegsverbrechergefängnis Landsberg hingerichtet.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hermann Langbein: Menschen in Auschwitz. Frankfurt am Main, 1980, ISBN 3-548-33014-2, S.377.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Entress — Friedrich Karl Entress (* 8. Dezember 1914 in Posen; † 28. Mai 1947 in Landsberg am Lech (hingerichtet)) war ein deutscher Lagerarzt in verschiedenen Konzentrationslagern und Vernichtungslagern. Inhaltsverzeichnis 1 Lagerarzt in Konzentrations… …   Deutsch Wikipedia

  • AUSCHWITZ — (Oświęcim), Nazi Germany s largest concentration and extermination camp. The word Auschwitz has become a metaphor for the Holocaust in general, and the phrase after Auschwitz has come to signify the great historical rupture wrought by the murder… …   Encyclopedia of Judaism

  • Liste der Biografien/En — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von NS-Ärzten und Beteiligten an NS-Medizin — Die Liste NS Ärzte und Beteiligte an NS Medizin führt Ärzte und andere Personen auf, die während der nationalsozialistischen Zeit in Verbrechen im medizinischen Bereich verwickelt waren. Inhaltsverzeichnis 1 NS Ärzte 1.1 A B 1.2 C D 1.3 E …   Deutsch Wikipedia

  • Liste Ärzte und Beteiligte an NS-Medizin — Die Liste NS Ärzte und Beteiligte an NS Medizin führt Ärzte und andere Personen auf, die während der nationalsozialistischen Zeit in Verbrechen im medizinischen Bereich verwickelt waren. Inhaltsverzeichnis 1 NS Ärzte 1.1 A B 1.2 C D 1.3 E …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Persönlichkeiten der Stadt Posen — Söhne und Töchter der Stadt Die in der folgenden Tabelle enthaltenen Personen wurden in Posen geboren. Die Auflistung erfolgt chronologisch nach Geburtsjahr. Lebensdaten Name Beruf Adler! Georg Adler deutscher Staatswissenschaftler Berger!… …   Deutsch Wikipedia

  • Mauthausen-Gusen camp trials — The Mauthausen Gusen camp trials were a set of two consecutive trials of the German World War II criminals, carried over by the Dachau International Military Tribunal. Between March 29 and May 13, 1946, and then from August 6 to August 21, 1947,… …   Wikipedia

  • KZ Groß Rosen — Gedenkstätte Groß Rosen (2005); über dem Eingangstor der Spruch Arbeit macht frei Das Konzentrationslager Groß Rosen war ein Konzentrationslager der deutschen Nationalsozialisten in Niederschlesien im heutigen Polen. Es befand sich an der… …   Deutsch Wikipedia

  • Karl Babor — (* 23. August 1918 in Wien; † 21. Januar 1964 bei Addis Abeba) war ein österreichischer SS Hauptsturmführer (1944) und Lagerarzt in mehreren Konzentrationslagern. Leben Karl Babor, promovierter Mediziner, war Mitglied der SS (Mitgliedsnr.… …   Deutsch Wikipedia

  • Josef Mengele — (1956) Josef Mengele (* 16. März 1911 in Günzburg; † 7. Februar 1979 in Bertioga, Brasilien) war ein deutscher Arzt. Als Lagerarzt im Konzentrations und Vernichtungslager Auschwitz nahm er …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”