- Friedrich Oertel
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Friedrich Oertel (* 21. Mai 1884 in Leipzig; † 15. Januar 1975) war ein deutscher Althistoriker.
Friedrich Oertel studierte zunächst in Leipzig klassische Philologie, Neuere Geschichte und Nationalökonomie, bis er sich durch das von Ulrich Wilcken geweckte Interesse an griechischen Papyri ganz dem Studium der Altertumswissenschaften zuwendete. 1911 wurde er mit dem ersten Teil der Liturgie promoviert, die nach ihrem Erscheinen die Grundlage für die 1920 erfolgte Habilitation bildete. Das Werk wurde grundlegend für die Kenntnis der Verwaltung Ägyptens und für die politische sowie soziale Entwicklung Ägyptens in den Jahrhunderten der ptolemäischen und römischen Herrschaft. Nach der Promotion wurde Oertel zunächst bei Karl Julius Beloch Assistent und nach seiner Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg bei Johannes Kromayer. Während der Weimarer Republik war Oertel Mitglied der DNVP. 1922 erfolgte der Ruf an die Universität Graz. Berufungen nach Köln und Freiburg im Breisgau (1926) lehnte er ab. 1929 trat er die Nachfolge von Conrad Cichorius in Bonn an. Im Nationalsozialismus wurde er 1936 als Dekan seines Amtes enthoben. 1945 bis 1947 half er erneut als Dekan bei dem Neubeginn der Universität entscheidend mit. 1952 wurde er emeritiert. 1964 wurde Oertel das Große Bundesverdienstkreuz verliehen.
Seine Forschungsschwerpunkte waren die antike Wirtschaftsgeschichte, die Papyrologie, Alexander der Große sowie die Fragen nach der Ordnung der Gesellschaft, nach den sozialen Voraussetzungen staatlicher Ordnungen.
Schriften
- Herodots ägyptischer Logos und die Glaubwürdigkeit Herodots, Bonn 1970.
- Die Liturgie. Studien zur ptolemäischen und kaiserlichen Verwaltung Ägyptens, Aalen 1965, Neudruck der Ausgabe Leipzig 1917.
- Klassenkampf, Sozialismus und organischer Staat im alten Griechenland, Bonn 1942.
Literatur
- Horst Braunert: Friedrich Oertel †. In: Gnomon 48 (1976), S. 97–100.
- Horst Braunert: Studien zur Papyrologie und antiken Wirtschaftsgeschichte. Friedrich Oertel zum 80. Geburtstag gewidmet, Bonn 1964.
- Hans-Paul Höpfner: Die Universität Bonn im Dritten Reich. Akademische Biographien unter nationalsozialistischer Herrschaft. Bonn 1999, S. 385ff. ISBN 3-416-02904-6.
Weblinks
Friedrich Oertel (1922–1929) | Wilhelm Enßlin (1930–1936) | Fritz Schachermeyr (1941–1945) | Erich Swoboda (1946–1964) | Viktor Burr (1965–1973) | Gerhard Dobesch (1973–1976) | Ingomar Weiler (1976–2002)
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