Friedrich Wilhelm von Götzen

Friedrich Wilhelm von Götzen

Friedrich Wilhelm von Götzen der Jüngere (* 20. Januar 1767 in Potsdam; † 29. Februar 1820 in Bad Kudowa) war ein preußischer Generalleutnant und Gouverneur von Schlesien.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Seine Eltern waren der gleichnamige Reichsgraf Friedrich Wilhelm von Götzen d. Ä., preußischer Generalleutnant, Generaladjutant Friedrichs des Großen und Gouverneur von Glatz sowie Luise, geb. von Holwede, verw. von Mellin. Friedrich Wilhelm gehörte dem protestantischen schlesischen Zweig der von Götzen an. Von seinem Vater erbte er zusammen mit seinem Bruder Adolf Sigismund die Lehnsgüter Obersteine, Scharfeneck und Tuntschendorf in der Grafschaft Glatz.

Militärische Laufbahn

Friedrich Wilhelm von Götzen d. J., dem 1794 der Grafentitel verliehen wurde, trat 1782 als Junker in das Leib-Karabinier-Regiment ein und wurde zwei Jahre später zum Leutnant befördert. 1798 gehörte er als Rittmeister dem Husarenbataillon von Bila an und stieg 1801 zum Stabsoffizier auf.

1804 wurde Götzen Flügeladjutant des Königs, der ihn 1805 mit einer Sondermission an den kursächsischen Hof nach Dresden entsandte. Hier traf er den einflussreichen Publizisten Friedrich von Gentz, von dem er in seinem antinapoleonischen Widerstandswillen bestärkt wurde.

1806 erhielt Götzen den Auftrag, den Widerstand gegen die französischen Truppen zu organisieren und Schlesien zu verteidigen. Gleichzeitig wurde Oberst Ferdinand Fürst zu Anhalt-Pleß zum Generalgouverneur von Schlesien, Götzen zu seinem Vertreter ernannt. Wegen der militärisch aussichtslosen Lage versuchte Götzen, mit Österreich in Verhandlungen zu kommen. In der rund 45 km westlich von Glatz gelegenen böhmischen Stadt Nachod traf er deshalb am 12. Januar 1807 auf dem Schloss der Herzogin von Sagan mit Friedrich von Gentz zusammen, der ein Gespräch mit dem österreichischen Außenminister Johann Philipp von Stadion vermitteln sollte.

Anfang Februar 1807 nahm General Lefebvre Schweidnitz ein und bedrohte Glatz. Fürst Anhalt-Pleß, der Generalgouverneur, floh nach Böhmen und nahm mit seinem Gefolge im Nachoder Schloss Quartier. Am 13. Februar erreichte Götzen die königliche Weisung, sich sofort nach Wien zu begeben und Verhandlungen über ein Bündnis Österreichs mit Preußen aufzunehmen. Vier Tage später traf Götzenals Kurier verkleidetin Wien ein. Nach einem freundschaftlichen Gespräch mit Stadion gewährte ihm am 22. Februar Kaiser Franz die erbetene Audienz, bei der Götzen feststellen musste, dass Österreich neutral bleiben wollte und nicht zum Kriegseintritt gegen Napoleon zu bewegen war. Nach weiteren Verhandlungen erhielt er jedoch die Zusage der geheimen Lieferung von Waffen, Uniformen und militärischen Ausrüstungsgegenständen, mit denen der Widerstand gegen die französischen Angriffe gestärkt werden sollte. Am 23. März kehrte Götzen nach Glatz zurück und erhielt drei Tage später die Mitteilung über seine Ernennung zum Generalgouverneur von Schlesien.

Von der Glatzer Festung aus setzte Götzen den Rheinbundtruppen, die für Frankreich kämpften und von Napoleons Bruder Jérôme Bonaparte befehligt wurden, entschiedenen Widerstand entgegen. Durch Kriegsführung und Verhandlungen zersplitterte er die gegnerischen Truppen und verhinderte die Übergabe der Festungen Glatz, Silberberg und Cosel an den Kriegsgegner so lange, bis sie durch den Tilsiter Frieden hinfällig wurde. Schon vorher erfolgte die Beförderung zum Oberstleutnant (15. Mai 1807).

Anfang November 1807 reiste Götzen nach Memel, um seinem König Bericht zu erstatten. Am 16. Dezember 1807 folgte die Berufung in die Militär-Reorganisationskommission, die das Heer neu aufbauen sollte und deren Vorsitzender General Scharnhorst war. Götzen nahm die Position des Reformgegners Ludwig von Borstell ein und erhielt den Auftrag, Schlesien militärisch zu reorganisieren. In Königsberg, wohin das Hoflager von Memel verlegt worden war, gab ihm der König den Befehl, einen Mobilmachungsplan für die Artillerie zu entwerfen. Hier führte er auch Gespräche mit dem Freiherren vom Stein. Im August 1808 kehrte er nach Glatz zurück und beschleunigte den Ausbau und die Instandsetzung der schlesischen Festungen.

Ruhestand

Wegen schwerer Krankheit und Erschöpfung konnte Götzen, der auch Ritter des Ordens Pour le Mérite war, ab 1809 seine Dienstgeschäfte nicht mehr voll wahrnehmen und zog sich immer wieder zur Erholung nach Kudowa (Cudowa) auf das Schloss seines Schwagers Michael von Stillfried zurück, wo ihn auch General Scharnhorst mehrmals besuchte. 1810 erhielt er den Roten-Adler-Orden 3. Klasse. Mit der Zusage einer Wiederanstellung nach erfolgter Genesung erhielt er am 12. August 1812 den erbetenen Abschied, blieb jedoch Chef der 2. Schlesischen Husaren.

Für die Befreiungskriege stellte sich Götzen am 15. Januar 1813 dem König nochmals zur Verfügung. Seine Gesundheit erlaubte jedoch keine militärische Verwendung mehr. Nachdem Preußen im März 1813 in vier Militärgouvernements geteilt wurde, erhielt er wiederum die Ernennung zum Militärgouverneur für Schlesien, musste dieses Amt jedoch schon im Juni 1813 an August Neidhardt von Gneisenau abgeben. Da Friedrich Wilhelm III. vom 9. bis 29. Juni im benachbarten Pfarrhaus von Tscherbeney wohnte, kann vermutet werden, dass auch Götzen an den dort geführten politischen Gesprächen teilnahm.

Obwohl nicht mehr im aktiven Dienst, wurde Götzen 1816 zum Generalleutnant ernannt. 1819 erwarb erzusammen mit seinem Bruder Adolf Sigismund von Götzendie Herrschaft Tscherbeney, zu der auch Kudowa und das dortige Schloss gehörten. Hier suchte er Erholung für seine geschwächte Gesundheit, starb jedoch schon 1820 im Alter von 53 Jahren.

Grabstätte

Seine letzte Ruhestätte fand Götzen - wie auch sein Bruder, der ihn um 27 Jahre überlebte - auf dem Friedhof der evangelischen Kapelle auf dem Kudowaer Schlossberg. Dieser wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zerstört und Anfang der 1970er Jahre eingeebnet. Teile der Götzen-Grabmale, die als verschollen galten, wurden vor einigen Jahren auf dem Grundstück des Pfarrhofes in Czermna (Tscherbeney) wieder aufgefunden.

Literatur

  • Hugo von Wiese und Kaiserswaldau: Friedrich Wilhelm Graf von GötzenSchlesiens Held in der Franzosenzeit 1806 bis 1807. Berlin 1902
  • Heinz Kraft: Götzen, Friedrich Wilhelm Graf von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, S594.
  • Anton Ernstberger: Eine deutsche Untergrundbewegung gegen Napoleon 1806/1807. München 1955
  • Norbert Bartonitschek: Wiederentdeckte Grabsteine der Grafen von Götzen. Grafschafter Bote 2004, Heft 10, S. 1415
  • Hptm. Freiherr v. Zedlitz: Graf von Götzen. In: Deutsches Soldatenjahrbuch 1970, Seite 60 ff.; Schild Verlag, München 1970
  • E. Graf zur Lippe: Götzen, Friedrich Graf von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 9, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S514 f.

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