Frigga Haug

Frigga Haug
Frigga Haug auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag 2007 in Köln

Frigga Haug (* 28. November 1937 in Mülheim an der Ruhr) ist eine deutsche Soziologin und Philosophin.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Engagement

Frigga Haug, geborene Langenberger, erlebte die Zeit des Nationalsozialismus und das Kriegsende als Kind im Ruhrgebiet. Besonders die Erlebnisse in der Zeit des Zweiten Weltkriegs und die damit verbundene Armut wie auch der Tod ihres Vaters, der vor Stalingrad fiel, haben sie geprägt. Ab 1948 besuchte sie das Mülheimer Mädchengymnasium Luisenschule und nahm nach dem Abitur 1957 ein Studium in Berlin auf. Der Wechsel nach Berlin, damals eine Stadt zwischen den Fronten, und der Besuch der Freien Universität als Produkt des Kalten Krieges, galten ihr als weitere wichtige Entwicklung. Nach Heirat und der Geburt einer Tochter 1963, diplomierte sie in Soziologie 1970, promovierte in Psychologie 1976 und habilitierte 1978 in Sozialpsychologie. Während der Studentenbewegung war sie Assistentin am Psychologischen Institut der Freien Universität Berlin und von Anfang an in der Frauenbewegung aktiv.[1]

Haug war Mitglied der Ostermarschbewegung und arbeitete ab 1965 in der Zeitschrift „Das Argument“. Aus Protest gegen den Krieg der Amerikaner in Vietnam trat sie dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) bei. Aufgrund der Geburt ihrer Tochter und Umzug nach Köln unterbrach sie ihr Studium und kehrte erst zwei Jahre später nach Berlin zurück. Seit 1965 ist sie in zweiter Ehe mit dem Philosophen Wolfgang Fritz Haug verheiratet. Frigga Haug war Mitglied im Frauenbund, einer Gruppe, die sich 1968 als Aktionsrat zur Befreiung der Frau gebildet hatte. Diese spaltete sich in eine Gruppe, die sich fortan Brot und Rosen nannte und eine zweite, der auch Frigga Haug angehörte, die zunächst weiter den alten Namen trug, sich aber 1970 in Sozialistischer Frauenbund Westberlin umbenannte. Dieser Frauenbund bestand bis etwa 1980.[2]

Während des Gründungsparteitages der Partei Die Linke 2007 erklärte Frigga Haug ihren Eintritt in die neu gegründete Partei. Des Weiteren ist sie Mitglied im wissenschaftlichen Beirat von Attac.[3] und im wissenschaftlichen Beirat der Rosa Luxemburg-Stiftung, sowie im Kuratorium des Instituts für eine solidarische Moderne und im Schriftstellerverband (Ver-di)

Frigga Haug ist die Vorsitzende des Berliner Instituts für kritische Theorie.

Forschung

Die Forschungsschwerpunkte Haugs liegen in den Themen der weiblichen Vergesellschaftung und Frauenpolitik, Arbeit und Automation, Lernen und sozialwissenschaftlichen Methoden. Sie entwickelte in den 1970er Jahren die Methode der Kollektiven Erinnerungsarbeit. 1973 wurde ihre Kritik der Rollentheorie im Fischer-Verlag veröffentlicht,ihre Diplomarbeit bei Dietrich Claessens. Ihre Dissertation „Gesellschaftliche Produktion und Erziehung“ bei Klaus Holzkamp wurde im Campus Verlag in der Reihe Texte zur Kritischen Psychologie, als Bd. 7 1977 veröffentlicht. Nach 8 Büchern zu Arbeitsforschung und Hightech veröffentlichte sie Arbeiten zu Marxismus und Feminismus sowie zur Kritischen Psychologie, zum Lernen und seit den 1980er Jahren 9 Bücher zur Erinnerungsarbeit, zur Frauenpolitik und zu Rosa Luxemburg, neuerlich: Die Vier-in-einem-Perspektive, Politik für eine neue linke und Briefe aus der Ferne, Internationale Umfrage zur feministischen Politik heute.

Frigga Haug arbeitete zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hamburger Hochschule für Wirtschaft und Politik. Bis 2001 war sie Professorin für Soziologie an der Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik. Sie nahm Gatsprofessuren wahr in Kopenhagen, Klagenfurt, Innsbruck, Sydney (Australien), Toronto (Kanada), Durham (USA.)Außerdem ist sie Mitherausgeberin und Redakteurin der Zeitschrift „Das Argument“, und des „Historisch-Kritischen Wörterbuchs des Marxismus“, Redakteurin des „Forums Kritische Psychologie“. 1979 gründete sie zusammen mit Wolfgang Fritz Haug die Berliner Volks-Uni. 1980 gründete sie mit anderen Frauen aus europäischen Ländern das internationale Forum sozialistischer Feminsitinnen, das 9 Jahre bestand.

1995 erschien ihr erster KriminalromanJedem nach seiner Leistung“, 1997 der zweite, „Jedem nach seinen Bedürfnissen“.

Publikationen

  • Kritik der Rollentheorie, Erstauflage 1973, 2 A, 1975 Fischer Verlag, wieder aufgelegt ²1994, ISBN 3-88619-222-9.
  • Erziehung und gesellschaftliche Produktion. Kritik des Rollenspiels, Campus, Frankfurt am Main/New York 1977, ISBN 3-593-32532-2
  • Hg. Frauenformen, Alltagsgeschichten und Entwurf einer Theorie weiblicher Sozialisation 1980, 2. A 1981, 3. überarbeitete Auflage, als: Erziehung zur Weiblichkeit, Argument Verlag, Berlin und Hamburg
  • Hg. Sexualisierung der Körper, Argument Verlag, Hamburg 1982, 2. A 1988, 3. A 1992, englisch Verso Verlag 1983
  • mit Kornelia Hauser (Hg.): Subjekt Frau. Kritische Psychologie der Frauen, Argument Verlag, Berlin 1985, Bd. 1, ISBN 3-88619-117-6
  • mit Kornelia Hauser (Hg.): Der Widerspenstigen Lähmung, Argument Verlag, Berlin 1986
  • Frauen – Opfer oder Täter? Argument, Sonderheft 46, Hamburg 1988
  • (Hg.):Sexualisierung der Körper, Argument, Sonderheft 90H, Hamburg 1988, ISBN 3-88619-090-0
  • mit Kornelia Hauser (Hg.), Die andere Angst, Argument Verlag 1991
  • mit Eva Wollmann (Hg.): Hat die Leistung ein Geschlecht? Argument Verlag, Hamburg 1993, ISBN 3-88619-219-9
  • Vorlesungen zur Einführung in die Erinnerungsarbeit, Argument Verlag, Hamburg 1999, ISBN 3-88619-321-7
  • Erinnerungsarbeit, Argument Verlag, Hamburg 1994, ISBN 3-88619-383-7
  • mit Brigitte Hipfl (Hg.): Sündiger Genuss. Filmerfahrungen von Frauen. Argumentverlag, Hamburg: www. friggahaug.inkrit.de, 1995
  • Lernverhältnisse. Selbstbewegungen und Selbstblockierungen, Argument Verlag, Hamburg 2003
  • Hg., Historisch-kritisches Wörterbuch des Feminismus, Bd. 1, Argument-Verlag Hamburg 2003, 2A 2011
  • Hg. Nachrichten aus dem Patriarchat. Argumentverlag, Hmaburg 2005
  • mit Ulrike Gschwandtner: Sternschnuppen. Zukunftserwartungen von Jugendlichen. Argument-Verlag, Hamburg 2006
  • mit Katrin Reimer (Hg.): Politik ums Kopftuch, Argument Verlag, Hamburg 2005
  • Rosa Luxemburg und die Kunst der Politik, Argument Verlag, Hamburg 2007, ISBN 978-3-88619-350-9
  • Die Vier-in-einem-Perspektive. Politik von Frauen für eine neue Linke, Argument Verlag, Hamburg 2008, 2 A 2009, ISBN 978-3-88619-336-3
  • Briefe aus der Ferne. Anforderungen an ein feministisches Projekt heute, Argument Verlag, Hamburg 2010, ISBN 978-3-86754-304-0
  • mit Sabine Gruber und Stephan Krull (Hg.): Arbeiten wie noch nie!? Unterwegs zur kollektiven Handlungsfähigkeit, Argument Verlag, Hamburg 2010, ISBN 978-3-86754-308-8
  • Historisch-kritisches Wörterbuch des Feminismus, Bd. 2, Argument Verlag Hamburg 2011

Literatur

  • Kornelia Hauser (Hg.), Viele Orte überall, Festchrift für Frigga Haug, Argumentverlag 1987
  • Meyer-Siebert, Merkens, Nowak, Rego Diaz (Hgnn), Die Unruhe des Denkens nutzen. Festschrift für Frigga Haug, Argument Verlag, Hamburg 2002
  • Ilse Lenz: Die Neue Frauenbewegung in Deutschland. Abschied vom kleinen Unterschied. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-531-14729-1.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Homepage Das Argument - Ariadne Krimi, abgerufen am 12. Juni 2010
  2. Soziologische Klassiker, abgerufen am 12. Juni 2010
  3. Mitglieder Wissenschaftlicher Beirat Attac (Stand Dezember 2009)

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