- Fritz Weiss
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Fritz Weiss (* 28. September 1919 in Prag; † 4. Oktober 1944 im KZ Auschwitz) war ein tschechischer Swing-Bandleader im KZ Theresienstadt.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Weiss war früh ein Swing-Fan und spielte Trompete, als er noch Schüler an der International English Grammar School in Prag war. Als nach der Besetzung durch die Nationalsozialisten 1939 viele Schulen und Universitäten geschlossen wurden, wurden aus Studenten vielfach professionelle Jazzmusiker und auch die Emil Ludvik Band, deren musikalischer Leiter und Arrangeur Weiss insgeheim war (als Jude durfte er das nicht offiziell sein[1] und nicht einmal öffentlich auftreten), entstand aus diesen Studenten- und Schülerbands. Die Band machte 1941 auch Aufnahmen mit den Arrangements von Weiss. 1942 wurde Weiss nach Theresienstadt deportiert, konnte aber den Kontakt mit seiner alten Band in Prag aufrechterhalten und Arrangements austauschen. Im KZ Theresienstadt gründete er die „Ghetto Swingers“, in der auch ehemalige Mitspieler aus Prag waren. Die Duldung derartiger kultureller Aktivitäten in Theresienstadt sollte Besuchern aus dem Ausland humane Haftbedingungen in Konzentrationslagern vorgaukeln. Die „Ghetto Swingers“ tauchen sogar im in Theresienstadt gedrehten Film (Regie:„Kurt Gerron“), der von den Nationalsozialisten mit dem Titel „Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“ veröffentlicht wurde.
In den „Ghetto Swingers“ spielten Pavel Kohn, Gokkes und Erich Vogel Trompete, Fritz Taussig Posaune, Fritz Weiss Klarinette, Vodnansky Altsaxophone, Donde Tenorsaxophon, Pavel Pavel Libenský Bass, Nettl Klavier, Frenta Goldschmidt Gitarre und Coco Schumann Schlagzeug. Außerdem spielten im Lauf der Zeit noch mit der Pianist Brammer, der Schlagzeuger Kurt Bauer, der Bassist Fasal, Fredy Mautner an der Posaune (1943), Langer an der Klarinette und dem Tenorsaxophon, Jetti Kantor (Geige) und Fredy Haber (Tenor).
1944 wurde Weiss nach Auschwitz deportiert. Angeblich schloß er sich bei der Selektion auf der Rampe seinem alten Vater an, der als „arbeitsunfähig“ in die Gaskammern geschickt wurde.
Als Nachfolger von Weiss hatte 1944 Martin Roman (Berlin 1903 – Emerson, New Jersey 1986) die Leitung, der auch ein Kabarettprogramm für Theresienstadt schrieb („Karussell“). [2]
Diskographie
- In Defiance of Fate – Compositions arranged by Fritz Weiss for the Emil Ludvik Orchestra, Jüdisches Museum Prag (30 Aufnahmen von 1940 bis 1941)
Siehe auch
Weblinks
Anmerkungen
- ↑ offizieller Leiter war Pianist Emil Ludvik, der auch für die Band komponierte
- ↑ Die Nummer „Wir reiten auf hölzernen Pferden“ daraus wurde von Moshe Zorman für Bigband arrangiert und von Max Raabe und seinem Palastorchester im Stil der Ghetto Swingers interpretiert und auch in ganz anderem Rahmen von Anne Sofie von Otter.
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