- Frustrations-Aggressions-Theorie
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Die Frustrations-Aggressions-Hypothese ist eine Theorie, mit deren Hilfe das Entstehen von Aggressionen zu beschreiben versucht wird.
Sie geht davon aus, dass einer Frustration eine Aggression folgen kann (nicht muss). Mit anderen Worten: Auf eine Wunschversagung kann eine Verstimmung, ein verbaler oder tätlicher Angriff folgen.
Der derzeitige Forschungsstand der Psychologie geht nicht mehr von einem zwingenden Zusammenhang zwischen Frustration und Aggression aus. Es sei möglich, dass Frustrationen auch in andere Verhaltensweisen als Aggressionen münden können.
Inhaltsverzeichnis
Zur Frustrations-Aggressions-Hypothese von Dollard
Diese These von John S. Dollard u. a. betont, dass Aggressionen grundsätzlich als Frustrationsfolgen auftreten. Die Aggressionsstärke hängt dabei ab
- vom Grad der Neigung zu Frustrationsreaktionen
- vom Grad der Behinderung einer Reaktion
- von der Zahl der frustrierenden Reaktionen
- von der Zahl gelöschter nicht-aggressiver Reaktionen
Kritisch zu sehen ist die theoretische Klärungsbedürftigkeit der Begriffe "Aggression", "Frustration", die mangelnde Berücksichtigung der verschiedenartigen Frustrationsformen und besonders die Tatsache, dass Aggressionen sich eindeutiger durch Bekräftigungslernen als durch Frustrationen erklären lassen.
Zur Frustrations-Regressions-Hypothese von Barker u. a.
Diese Hypothese stellt als zentrale Frustrationswirkung die Regression in den Mittelpunkt, d.h. die Senkung des Organisationsniveaus des Verhaltens auf ontogenetisch frühere, "unreife" Stufen.
Der Konstruktivitätsgrad des Spielverhaltens von Kindern sinkt z.B. nach Entzug attraktiven Spielzeugs erheblich ab. Das Verhalten zeigt qualitative Merkmale früherer Entwicklungsphasen der Kinder.
Auch hier setzt die Kritik von lerntheoretischer Seite aus an, besonders durch Untersuchungen über instrumentelles Bekräftigen regressiven Verhaltens.
Zur Frustrations-Fixierungs-Hypothese von Maier
Nach dieser Hypothese werden die unter Frustrationsbedingungen auftretenden Verhaltensweisen fixiert bzw. auch beibehalten, wenn sie sinnlos geworden sind. Sie wurde durch Rattenexperimente mit unlösbaren Situationen aufgestellt. Das Fixierungsverhalten wird durch Wolpe als gelernte angstmindernde Reaktion aufgefasst.
In neueren Untersuchungen werden Frustrationsfolgen als Produkt selektiver Bekräftigungen verstanden (Adelman u. a.): Diejenige Reaktion wird verstärkt, die den Organismus aus der frustrierenden Situation befreit.
Zur Kontroverse zwischen den Hypothesen
Die Kontroverse zwischen auf der einen Seite den Hypothesen, die Aggression, Regression und Fixierung als Frustrationsfolgen in den Vordergrund stellen, und auf der anderen Seite lerntheoretischen Annahmen ist zur Zeit noch nicht entschieden. Dies gilt insbesondere für die Übertragung dieser primär humanpsychologischen Denkansätze auf das Verhalten von Tieren, also auf verhaltensbiologische Beobachtungen.
Kritiker der Frustration-Aggressions-Hypothese weisen u.a. daraufhin, dass hierbei auch die Zuschreibung von Kausalität (phänomenale Kausalität) eine Rolle spiele. Gewöhnlich führe Frustration nur dann, und selbst dann nicht immer, zu Aggressionen, wenn ihr Ursprung nicht der eigenen Person oder unpersönlichen Ursachen, sondern einer anderen Person zugeschrieben werde.[1]
Einzelbelege
- ↑ Fritz Heider: Soziale Wahrnehmung und phänomenale Kausalität. In: Martin Irle (Hg.), zusammen mit Mario von Cranach und Hermann Vetter: Texte aus der experimentellen Sozialpsychologie. Luchterhand : 1969. S. 43
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