Fräulein Julie

Fräulein Julie
Daten des Dramas
Titel: Fräulein Julie
Originaltitel: Fröken Julie
Gattung: Tragödie
Originalsprache: Schwedisch
Autor: August Strindberg
Erscheinungsjahr: 1888
Uraufführung: 14. März 1889
Ort der Uraufführung: Kopenhagen
Personen
  • Fräulein Julie
  • Jean
  • Kristin

Fräulein Julie (schwedisch: Fröken Julie) ist eine Tragödie von August Strindberg, die er 1888 schrieb.

Inhaltsverzeichnis

Aufführungen

Die Uraufführung fand am 14. März 1889 in Kopenhagen statt, wo Strindbergs damalige Frau Siri von Essen die Hauptrolle spielte. Vor der Jahrhundertwende wurde das Stück auch schon in Deutschland und Frankreich aufgeführt. In Strindbergs Heimatland Schweden wurde das Stück jedoch erst 1906 zum ersten Male beim Folkteater in Stockholm aufgeführt. Die erste Verfilmung erfolgte bereits 1912 unter der Regie von Anna Hofman-Uddgren. 1951 fand eine weitere Verfilmung statt, diesmal unter der Regie von Alf Sjöberg. Im Laufe der Zeit fanden viele weitere - auch internationale - Verfilmungen statt, unter anderem 1999 von Mike Figgis.

Eine Ballettversion von Fräulein Julie wurde von Birgit Cullberg produziert, zu der Ture Rangström die Musik schrieb. Das Ballett wurde erstmals 1950 in Västerås aufgeführt. Im Jahre 2005 schließlich schrieb der belgische Komponist Philippe Boesmans eine Oper unter dem Titel Julie, die in der La Monnaie-Oper in Brüssel Premiere hatte.

Fräulein Julie ist eines der am meisten gespielten Stücke Strindbergs.

Handlung

Das Kammerspiel handelt von der jungen hochadeligen Julie und ihrem Diener Jean und ihrem Verhalten und Verhältnis zueinander während einer Mittsommernacht und am darauffolgenden Morgen. Es spielt im Jahre 1894 in der Küche des Herrensitzes von Julies Vater in einer kleinen Stadt in Schweden und behandelt Klassenunterschiede, den Geschlechterkampf sowie Liebe und Lust.

Julie versucht, ihrem durch gesellschaftliche Normen geprägten Dasein zu entfliehen und etwas Spaß zu haben, indem sie auf dem jährlichen Mittsommerfest mit der Dienerschaft tanzt. Dort fühlt sie sich zu dem älteren Diener Jean hingezogen, der in der Welt herumgekommen ist und sowohl gut erzogen als auch gebildet ist. Jeans Verlobte, eine Dienerin namens Kristin, hält sich auch des Öfteren in der Küche auf und schläft dort, während sich Julie und Jean unterhalten.

Die Handlung thematisiert die unterschiedlichen Machtpositionen. Während Fräulein Julie über Jean steht, da sie der Oberklasse angehört und eine Dame ist, übt Jean durch seine Bildung und seine Männlichkeit Macht über Julie aus. Julies Vater, der Graf, übt kraft seiner Rolle als Vater, Adliger und Arbeitgeber sowohl über Julie als auch über Jean Macht aus, obwohl er nie in Erscheinung tritt.

Während der Nacht entwickelt sich das anfängliche Flirten zwischen Julie und Jean zu einer vollendeten Liebesbeziehung. Im Laufe der Handlung kämpfen beide darum, die Situation unter Kontrolle zu bringen und ihr gegenseitiges Verlangen zu ignorieren. Zum Schluss überzeugt Jean jedoch Julie, dass die einzige Möglichkeit, aus ihrer misslichen Lage zu entkommen, in ihrem Selbstmord bestehe.

Personen

  • Fräulein Julie: Tochter des Grafen. Ihre Mutter erzog sie dazu, wie ein Mann zu denken und zu handeln. Das wurde jedoch nicht von ihrer Umgebung akzeptiert. Auf Grund der dadurch entstandenen Konflikte hat sie sich zu einer sehr verwirrten Person entwickelt, die auf der einen Seite weiß, wie sie alles bekommt, was sie verlangt, die auf der anderen Seite aber nicht weiß, was sie eigentlich haben möchte.
  • Jean: Diener des Grafen. Er behauptet, dass er Fräulein Julie oft sah und in jungen Jahren von ihr träumte. Seit dieser Zeit ist er viel in der Welt herumgereist und hat viele Berufe ausgeübt, bis er einsah, was er in seinem Leben erreichen möchte: Sein Ziel ist es, in der Gesellschaft aufzusteigen. Als erstes möchte er dazu ein eigenes Hotel eröffnen. Als er zum Gut des Grafens zurückkommt, dauert es nicht lange, bis Fräulein Julie ein Teil seines Planes wird. Er manipuliert sie und erreicht, dass sie zum Schluss seinen Wünschen folgt.
  • Kristin: Die Köchin im Haushalt des Grafen. Sie ist sehr religiös und mit Jean verlobt. Sie symbolisiert Stabilität und steht für die Rolle, die eine Frau einnehmen soll. Durch sie werden die Unstetigkeiten und Beziehungsveränderungen zwischen Jean und Julie betont.
  • Der Graf: Der Graf taucht niemals auf der Szene auf. Dadurch, dass seine Handschuhe und seine Stiefel auf der Bühne stehen, wird jedoch sein großer Einfluss auf die beiden Hauptpersonen Jean und Julie deutlich.

Weblinks


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