Funkerberg

Funkerberg
52.30500113.616762
Der letzte noch erhaltene Sendemast auf dem Funkerberg

Der Funkerberg ist ein etwa 130 ha großes Areal und liegt in Königs Wusterhausen im heutigen deutschen Bundesland Brandenburg.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1911 begann auf dem damaligen Windmühlenberg ein Luftschiffer- und Telegrafenbataillon mit funktechnischen Versuchen. Auf Pferdewagen waren die ersten mobilen Sender aufgebaut – und die nötigen Antennen wurden durch Ballone in der Luft gehalten. Im Verlauf des Jahres 1911 wurde der Aufbau einer ersten Funkstelle beschlossen. In den nächsten Jahren wurden hier Funkerkaserne, Reitställe und gewaltige Antennenanlagen errichtet.

Das Senderhaus 1 auf dem Funkerberg in Königs Wusterhausen ist das älteste Senderhaus Deutschlands. Im Jahr 1916 wurde es als „Zentralfunkstelle des Heeres“ in Betrieb genommen. Nach Beendigung des Ersten Weltkriegs übernahm im September 1919 die Deutsche Reichspost das erste Senderhaus Deutschlands und richtete hier die Hauptfunkstelle der Deutschen Reichspost ein. Sehr schnell kam es zum Aufbau eines „Wirtschaftsfunks“, bei dem mit zahlreichen Sendern Wetter- und Börsennachrichten, aber auch Telegramme in ganz Deutschland verbreitet wurden.

Funkerberg wird Wiege des Rundfunks

Neben dieser kommerziellen Nutzung beschäftigten sich die Reichspostbeamten auf Anregung von Dr. Hans Bredow im Sommer 1920 mit ersten Versuchen zur Rundfunkübertragung. Diese erreichten mit der Ausstrahlung des historischen Weihnachtskonzertes am 22. Dezember 1920 ihren vorläufigen Höhepunkt. Erstmalig wurde Sprache und Musik in einem Weihnachtskonzert übertragen – der Rundfunk war geboren. Seit diesem Tag gilt der Funkerberg in Königs Wusterhausen als Wiege des Rundfunks in Deutschland.

Senderhaus 2

Durch die rasante Entwicklung des Rundfunks zu Beginn der 1920er Jahre benötigte man auf dem Funkerberg schnell neue Räumlichkeiten. Aus diesem Anlass wurde im Jahr 1923 das Senderhaus 2 in Betrieb genommen. In den ersten Jahren wurden hier insbesondere Telegrafiesender mit Leistungen bis zu 50 Kilowatt betrieben.

Bekannt geworden ist das Senderhaus 2 jedoch durch den Sender 21. Bei diesem Sender handelt es sich um einen 100 Kilowatt Mittelwellensender der Firma Telefunken aus dem Jahr 1932/1933, der ursprünglich in Berlin-Tegel in Betrieb genommen wurde und dort das Programm der „Berliner Welle“ abstrahlte.

Nach Beendigung des zweiten Weltkrieges gelangte der Sender in russischen Besitz, befand sich jedoch auf französischem Gebiet. Als erster Rundfunksender strahlte er das Programm des „Berliner Rundfunk“ ab. Dieses war den westlichen Mächten zunehmend ein Dorn im Auge, und so wurde unter dem Vorwand des Flughafenbaus in Tegel im Dezember 1948 die Antenne des Senders gesprengt. Zuvor genehmigte die französische Militäradministration drei Tage Zeit für den Abbau des Senders – und so konnte der Sender unter hohem Zeitdruck komplett demontiert und nach Königs Wusterhausen gebracht werden.

Nur 3½ Monate später nahm die Anlage – jetzt als Sender 21 – den Sendebetrieb wieder auf, was als große Leistung galt. Die Leistung war von hoher Qualität, denn der Sender war bis 1992 an dieser Stelle in Betrieb und konnte so, unter Denkmalschutz gestellt, vollständig erhalten in den Museumsbestand übernommen werden.

Senderhaus 3

Kurz nach der Fertigstellung des Senderhauses 2 begann die Reichspost 1924 mit der Errichtung des Senderhauses 3 auf dem Geländeteil B des Funkerberges in Königs Wusterhausen. Nach der Fertigstellung erhielt das Senderhaus 3 leistungsstarke Telegrafiesender zur Sicherstellung des Wirtschafts- und Presserundfunks. Zeitzeugen dafür sind insbesondere die heute noch erhaltenen Stromversorgungsanlagen mit ihren Marmortafeln. Mit dem Aufbau des Senderhauses 3 und den zahlreichen neuen Antennenanlagen rund um den 243 Meter Mittelturm war die räumliche Kapazität des Funkerberges erreicht, so dass die weitere Entwicklung in der wenige Kilometer entfernten Sendestelle Zeesen erfolgte.

Das Senderhaus 3 erlebte nach dem Zweiten Weltkrieg starke Veränderungen. Bereits Ende 1945 wurde ein erster 10-Kilowatt-Langwellensender in Betrieb genommen, der das Programm des Berliner Rundfunks abstrahlte. Im August 1946 nahm ein von der Firma Telefunken aufgebauter 100-Kilowatt-Langwellensender den Betrieb auf und strahlte das Programm des „Deutschlandsenders“ ab. Dieser Sender war bis 1997 betriebsfähig und steht heute, vollständig erhalten, unter Denkmalschutz.

Im Senderhaus 3 befindet sich der Sender 36. Dieser 70-Kilowatt-Längstwellensender für Frequenzen um 100 kHz ist praktisch ein Eigenbau. Die Techniker des Funkamtes Königs Wusterhausen haben diesen Sender mit Unterstützung des Rundfunk- und Fernsehtechnischen Zentralamtes Berlin (RFZ) in Eigenleistung aufgebaut. Im Jahr 1964 wurde er zur Nutzung übergeben – und sendete bis 1992. Dieser auf der Welt einmalige Sender ist heute original erhaltener Zeitzeuge.

Antennen

Königs Wusterhausen Straßenbild 1926

Die ersten Antennen auf dem Funkerberg wurden noch mit Ballonen in die Luft gehalten. Nach dem Beschluss, eine feste Sendestation auf dem Funkerberg zu errichten, begann man auch bald mit dem Bau von festen Antennenträgern.

Bereits im Jahr 1916 wurden um das Senderhaus 1 herum fünf 150 Meter hohe Stahlfachwerksmaste errichtet. Dabei kam eine komplizierte Fundamentkonstruktion zur Anwendung, durch die die Masten mit Hilfe von Spannschlössern ausgerichtet werden konnten. Bereits wenige Jahre später war diese Technik überholt und so sind die heute noch erhaltenen Fundamente die einzigen Zeugen dieser Technik. Die Antennenzuleitung zum Senderhaus 1 erfolgte über vier 30 Meter hohe, sogenannte Kontertürme. In seiner Blütezeit standen über zwanzig Sendemasten und Sendetürme auf dem Funkerberg. Ein ganz besonderes Augenmerk verdient dabei der Königs Wusterhausener Mittelturm.

Hauptartikel siehe Mittelturm

Um den Mittelturm herum standen sechs 210 Meter hohe Sendemasten. Mit dem Fall des Mittelturmes waren diese 210 Meter Masten praktisch unbrauchbar, da die jeweiligen Abstände zwischen ihnen nicht mehr zu den verwendeten Antennen mit der jeweiligen Wellenlänge passten. So wurden bis auf einen Mast alle anderen durch Sprengung entfernt. Der einzige noch stehende Sendemast ist heute das älteste Relikt deutscher Rundfunkgeschichte – Mast 17.

Sender- und Funktechnikmuseum

Am 18. Oktober 1993 gründete sich der Förderverein „Sender Königs Wusterhausen“ e. V. mit dem Ziel, die Rundfunkgeschichte Königs Wusterhausens zu bewahren und für zukünftige Generationen erlebbar zu machen. Bereits im Jahr 1994 begann die Zusammenarbeit mit der Abekom gGmbH, einer Gesellschaft für Arbeitsfördermaßnahmen. Das erste Ergebnis dieser Zusammenarbeit konnte im Januar 1996 präsentiert werden – der erste Teil des Sender- und Funktechnikmuseums wurde im Senderhaus 1 eröffnet. In den folgenden Jahren wurde das Museum kontinuierlich ausgebaut.

Im Jahr 2005 befand sich der gesamte Funkerberg in Besitz der Deutschen Telekom AG. Im Senderhaus 1 befand sich neben einigen Betriebsräumen der DTAG das in den letzten Jahren stark gewachsene Sender- und Funktechnikmuseum. In den Senderhäusern 2 und 3 stand insbesondere historische Technik, jedoch kein aktiver Rundfunksender mehr. Eine weitere aktive Nutzung des Funkerberges durch die Deutsche Telekom war nicht abzusehen.

Das Sender- und Funktechnikmuseum hatte bisher Betriebskosten für die genutzten Flächen bezahlt, eine Übernahme weiterer Kosten war aufgrund der Einnahmensituation unmöglich. So lief im Juli 2005 der Mietvertrag aus und das Museum musste geschlossen werden. Nachfolgend kam es zu Verhandlungen von Deutscher Telekom und der Stadt Königs Wusterhausen, in dessen Ergebnis die Stadt Königs Wusterhausen den gesamten Funkerberg in Ihren Besitz übernehmen konnte. Im Juli 2007 konnte das Sender- und Funktechnikmuseum wiedereröffnet werden.

Senderhaus 1 Funkerberg

Mit Stand Herbst 2009 verfügt das Sender- und Funktechnikmuseum über folgende Ausstellungsbereiche:

  • ehemaliger Sendesaal – 200 m² Sendergeschichte. Chronologische Darstellung der Entwicklung der Funktechnik weit über die Grenzen Königs Wusterhausen hinaus
  • das Funkerbergmodell – der Antennenwald von Königs Wusterhausen im Maßstab 1:300
  • der Sender SM8/H1, ein 250 Kilowatt Mittelwellensender, gebaut im Funkwerk Köpenick
  • Die Röhrenausstellung mit einer einmaligen Sammlung Sender- und Empfängerröhren überwiegen deutscher Fabrikation ab dem Jahre 1915
  • Deutz VMA266, ein betriebsfähiger 1000-PS-Dieselmotor, Baujahr 1935, der letzte seiner Bauart weltweit
  • Lorenz-Versuchsraum mit Sender 13 – einem 20/5-Kilowat- Kurzwellensender der Firma Lorenz in geschlossener Bauweise
  • GWN 200-10 – die funktionsfähige Nebenstellenanlage des ehemaligen Funkamtes Königs Wusterhausen
  • der Hörby Sender – eine weltweit einmalige 100-Kilowatt-Doppelendstufe der Firma Telefunken
  • Maschinensaal mit historischer Krananlage, wird für Veranstaltungen und Wanderausstellungen genutzt
ehemaliger Sendesaal

Königs Wusterhausen wird Rundfunkstadt

Ein Ziel der Freunde und Förderer der Königs Wusterhausender Rundfunkgeschichte war es auch, die Rundfunkgeschichte untrennbar mit dem Namen der Stadt zu verbinden. Insbesondere dem beharrlichen Wirken des Fördervereins „Sender Königs Wusterhausen“ e. V. ist es zu verdanken, das die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Königs Wusterhausen den Gedanken des Gründungsmitgliedes Peter Manteuffel aufnahm und am 25. August 2008 mit Beschluss 10-08-093 umsetzte.

Königs Wusterhausen ist untrennbar mit der Entwicklung des Rundfunks in Deutschland verbunden. Um dieser Verbindung Ausdruck zu verleihen, beschloss die Stadtverordnetenversammlung am 25. August 2008, Königs Wusterhausen den Beinamen „Rundfunkstadt“ zu geben. Am 6. September 2009 kürten Ministerpräsident Matthias Platzeck und Bürgermeister Stefan Ludwig im Rahmen des Brandenburgtages Königs Wusterhausen zur Rundfunkstadt.

Weblinks


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