Hans Bredow

Hans Bredow
Hans Bredow auf einer 1973 erschienenen Briefmarke eines Briefmarkenblocks der Deutschen Bundespost Berlin.
Hans Bredow bei der Grundsteinlegung des neuen Funkhauses am Reichskanzlerplatz in Berlin 1929

Hans Carl August Friedrich Bredow (* 26. November 1879 in Schlawe, Pommern; † 9. Januar 1959 in Wiesbaden) war ein deutscher Hochfrequenztechniker und Vorsitzender der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft (RRG). Bredow gilt als einer der Begründer des deutschen Schiffs- und Auslandsfunkverkehrs und des deutschen Rundfunks. Im Jahre 1919 prägte er den Begriff Rundfunk und verwendete ihn zwei Jahre später erstmals öffentlich.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Leistungen

Ausbildung und Arbeit bei Telefunken

Er wurde als Sohn von Carl Bredow und seiner Ehefrau Julie Fronhoefer in Hinterpommern geboren und besuchte später das Realgymnasium von Rendsburg in Schleswig-Holstein. Nach seiner Lehrzeit im Bereich der Elektrotechnik studierte er an der Universität in Kiel und später am Friedrichs-Polytechnikum in Köthen. 1903 wurde er Projektierungsingenieur bei der Firma AEG in Berlin und in Riga für den Bereich Starkstromanlagen.

Am 1. Mai 1904 wurde er von der von AEG und Siemens gemeinsam gegründeten Tochtergesellschaft Telefunken übernommen, die sich damals noch Gesellschaft für drahtlose Telegraphie nannte. Im Jahre 1907 konnte er im Funkverkehr auf deutschen Schiffen das Marconi-Monopol brechen. Am 1. Mai 1908 wurde er technischer Direktor der Telefunken-Gesellschaft, die er zusammen mit dem Grafen Georg von Arco leitete.

Funkverkehr auf Schiffen und in der Südsee

Im Jahre 1909 gründete er das Unternehmen Australasian Wireless Ltd. in Sydney. Schon ein Jahr später konnte er seine Positionen ausbauen, so dass Marconi das deutsche Telefunkensystem im Schifffahrtsverkehr in einer Vereinbarung als gleichberechtigt anerkannte. Im Jahre 1911 trat Marconi den Funkbetrieb auf deutschen Schiffen an die am 14. Januar 1911 gegründete Deutsche Betriebsgesellschaft für drahtlose Telegraphie (DEBEG) ab. Die Leitung der DEBEG übernahm Bredow selbst.

In New York City gründete er 1911 die Atlantic Communication Company, die den transatlantischen Funkverkehr von der Station Sayville mit Nauen ab 1913 im Bereich des Schiffs- und Überseefunks zwischen Deutschland und den USA organisierte. An der internationalen Funkkonferenz in London im Jahre 1912 nahm er als Vertreter der deutschen Funkgesellschaften teil. Im selben Jahr koordinierte er die technische Kooperation zwischen der Kabel- und Funktelegraphie. Im selben Jahr baute er mit der Deutsch-niederländischen Telegraphengesellschaft das Unternehmen Deutsche Südsee-Gesellschaft auf. Diese Gesellschaft konnte in den Jahren 1912 bis 1914 die drahtlose Telegraphie zu der Kolonie Deutsch-Neuguinea in der Südsee an das Weltkabelnetz über die Verbindung Jap-Nauru-Samoa-Neuguinea ankoppeln.

Funkverkehr mit Südamerika und Patentaustausch

Im Jahre 1913 erreichte er in New York City eine Vereinbarung, in der die Einrichtung eines Dienstes der Funktelegraphie zwischen Deutschland, Nord- und Südamerika über die Stationen Sayville, Nauen und Cartagena beschlossen wurde. Im selben Jahr führten Verhandlungen dazu, dass die deutschen Funkpatente mit den englischen ausgetauscht werden konnten. Diese Vereinbarung führte zur Gründung von zwei Gesellschaften für den Funkbetrieb, der Sociéte Anonyme Internationale de Télegraphie sans Fil in Brüssel und der Amalgamated Wireless Australasian Ltd. in Sydney.

Funkverkehr mit Afrika und Java

Nachdem Versuche seit 1911 erfolgreich abgeschlossen werden konnten, Verbindungen der Funktelegraphie zwischen Deutschland und seinen Kolonien in Afrika herzustellen, wurde im Jahre 1914 die Aufnahme des Funkdienstes von Nauen nach Togo, Deutsch-Südwestafrika und Kamerun. Während des Ersten Weltkrieges führten Hans Bredow, Egbert von Lepel und Alexander Meißner Versuche mit Sendern durch, die mit Elektronenröhren bestückt waren.

Im Jahre 1917 schlug Bredow der niederländischen Regierung vor, eine Funktelegraphie-Verbindung nach Java aufzubauen. Dieser Vorschlag wurde positiv entschieden und führte zum Bau der Station Kootwijk in den Niederlanden im Jahre 1918 und der Station Bandoeng auf der Insel Java. Schon 1917 wurde Nauen zu einer Großstation für den Weltfunkverkehr ausgebaut, wie es Bredow vorgeschlagen hatte. Den Betriebsdienst übernahm die Firma Transradio-Gesellschaft, die Bredow leitete.

Funkverkehr mit Südamerika und Wechsel in den Staatsdienst

Auf Bredows Betreiben hin begannen 1919 die Vorarbeiten zu einem Telegraphiedienst zwischen Deutschland und Argentinien, der zu Beginn des Jahres 1924 verwirklicht wurde. Bredow wurde 1918 zum Vorsitzenden des Direktoriums der Telefunken-Gesellschaft ernannt. Im März 1919 wechselte Bredow als Ministerialdirektor zum Reichspostministerium und begann mit der Einrichtung eines „Reichsfunknetzes“. Mitte 1919 konnte der Funkverkehr mit dem Ausland über zahlreiche Stationen aufgenommen werden, insbesondere wieder mit der Station in den USA.

Ausbau des Telegraphendienstes bis zur Entlassung durch die Nationalsozialisten

Am 19. November 1919 zeigte Bredow in einer öffentlichen Veranstaltung die Wirkungsweise des Unterhaltungsrundfunks, wobei er zwei Jahre später in einem Vortrag erstmals den Begriff Rundfunk verwendete. Am 1. April 1921 wurde er zum Staatssekretär für das Telegrafen-, Fernsprech- und Funkwesen ernannt und begann mit der Organisation eines öffentlichen Rundfunks. Im Jahre 1922 erfolgte die erste Aufnahme eines öffentlichen funktelephonischen Dienstes, der der Übermittlung von Wirtschaftsnachrichten diente.

Im Jahre 1923 wurde der Blitzfunkverkehr für Eilmeldungen mit besonders wichtigen Informationen aufgenommen und die ersten Sendungen zur Unterhaltung im Rundfunk aufgenommen. Da 1925 die Reichs-Rundfunk-Gesellschaft (RRG) gegründet wurde, ernannte man Bredow 1926 zum „Reichs-Rundfunk-Kommissar“ und zum Vorsitzenden der RRG. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahre 1933 reichte er noch am Tag der Ernennung Adolf Hitlers seinen Rücktritt ein[1]. Als seine engsten Mitarbeiter verhaftet wurden, bat er in einem Telegramm an Reichspräsident Paul von Hindenburg und Hitler um deren Freilassung. Im Falle der Ablehnung verlangte er, ihr Schicksal zu teilen. Daraufhin wurde auch Hans Bredow verhaftet und verbrachte 16 Monate in Untersuchungshaft in Berlin-Moabit.[2]

Nachkriegsaufgaben

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Hans Bredow im Sommer 1945 vorübergehend Regierungspräsident von Hessen-Nassau in Wiesbaden und war von 1949 bis 1951 Vorsitzender des Verwaltungsrates des Hessischen Rundfunks. Im Rahmen der Neuordnung der Aufsicht der deutschen Industrie durch die Alliierten wurde Hans Bredow außerdem am 1. Dezember 1945 zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates von Buderus gewählt.

Verheiratet war er mit Elsie Herrmann. Das Grab von Hans Bredow befindet sich auf dem Neuwerker Friedhof in Rendsburg.

Ehrungen

Hans Bredow erhielt 1952 das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. Er war unter anderem Ehrendoktor der Technischen Hochschule Danzig, Ehrensenator der Technischen Hochschulen Dresden und Stuttgart sowie Ehrenbürger der Technischen Hochschulen Berlin und Karlsruhe und der Stadt Rendsburg. Nach ihm benannt wurde das Hans-Bredow-Institut für Medienforschung an der Universität Hamburg.

Der Südwestrundfunk in Baden-Baden, Baden-Württembergs größte Rundfunkanstalt, hat ihren Sitz in der Hans-Bredow-Straße.

Funktionen und Mitgliedschaften

  • Staatssekretär für das Telegrafen-, Fernsprech- und Funkwesen
  • Reichs-Rundfunk-Kommissar 1926–1933
  • Aufsichtsratsvorsitzender der Buderus-Eisenwerke, Wetzlar
  • Aufsichtsrat Philipp Holzmann AG, Frankfurt/Main
  • Vorsitzender des Verwaltungsrates des Hessischen Rundfunks von 1949 bis 1951
  • Treuhänder der hessischen Eisen- und Stahlindustrie

Schriften

  • Aus meinem Archiv. Probleme des Rundfunks. Heidelberg 1950.
  • Im Banne der Ätherwellen. Band 1: Der Daseinskampf des deutschen Funks, Band 2: Funk im Ersten Weltkriege, Entstehung des Rundfunks, Festschrift zum 75. Geburtstag des Verfassers am 26. November 1954, Stuttgart 1954.

Literatur

  • Deutscher Wirtschaftsverlag, AG (Hg.): Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft. Band 1, Berlin 1931
  • Hans Bausch: Der Rundfunk im politischen Kräftespiel der Weimarer Republik 1923–1933. Mohr, Tübingen 1956 (mit einer Einleitung von Hans Bredow).
  • Hermann A.L. Degener: Wer ist wer? Leipzig 1928.
  • Wer ist Wer? Berlin 1948.
  • Walter Habel (Hrsg.): Wer ist’s? Berlin 1955.
  • Cuno Horkenbach: Das Deutsche Reich von 1918 bis Heute. Berlin 1930.
  • Heinz Pohle: Der Rundfunk als Instrument der Politik. Zur Geschichte des deutschen Rundfunks von 1923/38. Hamburg, Verlag Hans-Bredow-Institut 1955

Filme

  • Jürgen Corleis: Hans Bredow – Leistung und Legende. Sender Freies Berlin 1979 (halbstündiger Dokumentarfilm).

Weblinks

 Commons: Hans Bredow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Wochenschrift des Reichsverbandes Deutscher Rundfunkteilnehmer E.V. "Der Deutsche Sender" schreibt in ihrer Ausgabe 9/1933 vom 26. Februar 1933: "Staatssekretär Dr. Bredow, der technische Kommissar, erhielt den nachgesuchten Abschied. An seine Stelle tritt Staatssekretär Dr.-Ing. Kruckow."
  2. Detloff Klatt: Treffpunkt Berlin-Moabit. Wichern-Verlag 1957, S. 44ff.

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