- Funkrundsteuerung
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Die Funkrundsteuertechnik dient – analog zur Tonfrequenz-Rundsteuertechnik –- zur Fernsteuerung von Verbrauchern im Versorgungsnetz eines Energieversorgungsunternehmen (Demand Side Management). Als Übertragungsweg wird hierbei jedoch nicht das Energieversorgungsnetz sondern ein Langwellenfunkkanal verwendet.
Inhaltsverzeichnis
Entwicklung
Mit der Post-Strukturreform zu Beginn der 1990er Jahre und dem damit verbundenen Wegfall der hoheitlichen Rechte der Deutschen Bundespost war die Einführung eines Rundsteuerverfahrens über Funk auch in der Bundesrepublik möglich. In anderen Länder wie beispielsweise Großbritannien [1] (Langwelle) oder den USA (UHF-/VHF-Band) existieren bereits derartige Systeme. In Großbritannien erfolgt die Aussendung der Steuersignale phasenmoduliert gemeinsam mit amplitudenmodulierten Sprach- oder Musiksignalen über öffentliche Langwellensender.
Anfang der neunziger Jahre gab es auch in Deutschland Bestrebungen, ein Netzsteuerverfahren mit landesweit zu empfangenden Langwellensendern zu errichten. Insbesondere der Nachholbedarf an Rundsteuersendetechnik in den neuen Bundesländern nach der Wiedervereinigung gab den Anstoß, eine zentrale Funkrundsteuer-Sendeanlage für ganz Deutschland aufzubauen. Deren Investitions- und Betriebskosten müssten wesentlich niedriger liegen als der Aufbau von konventionellen Tonfrequenz-Rundsteuersendeanlagen bei den einzelnen Netzbetreibern. Der bereits mit ausreichender Empfangsqualität in ganz Deutschland und darüber hinaus zu empfangende Zeitzeichensender DCF77 der Telekom diente dabei als Vorbild.
Im Jahr 1992 bildete der VDEW daraufhin eine Ad-hoc-Arbeitsgruppe "Rundsteuerung über den Rundfunk", deren Aufgabe die Erstellung einer Studie zur technischen Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit der Funk-Rundsteuerung war. Die Studie bewies, dass die Funkrundsteuertechnik technisch möglich sei und im Vergleich zur Tonfrequenz-Rundsteuerung nach Überschreiten einer kritischen Masse (ca. 3% der damals eingebauten Rundsteuerempfänger) sogar wesentlich günstiger sei.
Eine Industrie-Arbeitsgruppe machte sich ab November 1992 die Aufgabe, das System zu definieren und Schnittstellen und technische Merkmale festzulegen. Gleichzeitig führte die Deutsche Telekom in den Jahren 1992 und 1993 einen Feldtest durch, der die Bitfehlerrate im vorgesehenen Langwellenkanal (Sender Mainflingen, 129,1 kHz) feststellen sollte. Von der DeTeWe Funkwerk Köpenick GmbH wurden hierfür Funk-Messempfänger bereitgestellt.
Im August 1993 ist daraufhin die Betriebsgesellschaft Europäische Funk-Rundsteuerung GmbH gegründet worden. Gesellschafter waren damals die Berliner Kraft- und Licht AG (BEWAG), die Isar-Amperwerke in München, das Fränkische Überlandwerk in Nürnberg (heute N-ERGIE) sowie das Überlandwerk Unterfranken in Würzburg. Ebenfalls ab August 1993 wurden Feldtests mit ersten Prototyp-Funk-Rundsteuerempfängern durchgeführt. Mitte des folgenden Jahres konnten bei der BEWAG die ersten Fertigungsmuster der Funk- Rundsteuerempfänger eingebaut werden. Die Serienlieferung erfolgte ab 1995.
Sendeanlagen
Zur Zeit wird die Funkrundsteuerung über drei Langwellensender in Mainflingen bei Frankfurt, Burg (bei Magdeburg) sowie seit 2006 in Lakihegy in Ungarn betrieben. Die beiden Sender in Deutschland sind - bis Ende 2007 zur Telekom-Tochter T-Systems gehörend - heute im Eigentum der Media Broadcast GmbH und werden im Auftrag der Europäischen Funk-Rundsteuerung GmbH (EFR) betrieben.
Der Sender in der Sendestelle Mainflingen, wo u.a. auch das DCF77-Zeitsignal ausgesandt wird, arbeitet mit einer Nennleistung von 100 kW auf der Frequenz 129,1 kHz (DCF49), der Sender Burg mit 50 kW auf 139 kHz (DCF39) und der Sender Lakihegy mit 100 kW auf 135,6 kHz (HGA22).
Funkrundsteuer-Empfänger
Bei der Funkrundsteuertechnik wird im Vergleich zur Tonfrequenz-Rundsteuertechnik nicht zwingendermaßen jeder Schaltbefehl zum gewünschten Schaltzeitpunkt von der Sendezentrale ausgesendet. Die Funkrundsteuer-Empfänger beinhalten die Funktion einer programmierbaren Schaltuhr, die ihre Schaltungen selbsttätig ausführt. Über den Funkkanal erfolgen lediglich die regelmäßigen Zeitsynchronisierungen der empfängerinternen Uhr, Umparametrierungen von Schaltzeitpunkten oder zeitunabhängige Schaltungen wie z.B. die helligkeitsabhängige Schaltung von Straßenbeleuchtungsanlagen.
Die Funkrundsteuer-Empfänger haben nur einen Langwellenempfänger eingebaut (wie ein Rundfunkempfänger) und senden daher selbst keine Funksignale aus.
Hersteller
Einzelnachweise
Weblinks
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