Galgenberg (Hildesheim)

Galgenberg (Hildesheim)

Der Galgenberg ist ein 164 m hoher Hügel und zugleich ein Stadtteil im Südosten von Hildesheim.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Galgenberg oder genauer die Stelle dicht hinter dem Bismarckturm diente wahrscheinlich bereits seit dem frühen 14. Jahrhundert als Ort der Hinrichtung durch den Strang, der auch von der Dammstadt genutzt wurde. [1] Die Gehängten wurden nur ausnahmsweise abgenommen und gleich den auf dem Marktplatz Enthaupteten auf dem Katharinenfriedhof bestattet, normalerweise ließ man sie den Vögeln zum Fraße an Ort und Stelle hängen. Unter dem Namen "Galgenberg" wurde der Hügel 1379 erstmals urkundlich erwähnt. Der Galgen wurde 1809 beseitigt. Die 1876 so benannte Windmühlenstraße, an deren Ende sich bis 1906 eine Windmühle (1812 erbaut) erhob, hieß im Volksmund wegen des Galgens noch bis 1875 "Armesünderweg".

Im Jahre 1435 wurden sieben Diebe auf einmal gehängt. [2] Truppen Pappenheims beschossen vom Galgenberg aus am 25. September 1632 die Städte, verloren diese Stellung jedoch am Nachmittag dieses Tages durch einen Ausfall der Verteidiger. [3]

1853 wurde an der Windmühlenstraße die Glockengießerei Radler gegründet, die bis 1936 bestand. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts ließ die Stadt Hildesheim auf dem Galgenberg durch Aufforstung ein Naherholungsgebiet schaffen. Für den eigens eingestellten Förster wurde 1864/65 ein Forsthaus erbaut, das 1885 in eine heute noch bestehende Gaststätte umgewandelt wurde. Um die Gestaltung des Naherholungsgebietes kümmerte sich ein 1878 gegründeter "Verschönerungsverein".

Zur Bebauung des Galgenberges mit einer "Villenkolonie" aus etwa 50 Villen gründete man 1901 eine Aktiengesellschaft, nachdem die Stadt Hildesheim 1899 einen Bebauungsplan aufgestellt hatte. Als erstes wurde das Gebiet an Mozart-, Richard-Wagner-, Mendelsohn- und Beethovenstraße bebaut, die ersten Villen im Stil des Historismus konnten bereits 1902 bezogen werden. Der Hohenstaufenring wurde als Teil einer geplanten Ringstraße nach Kölner Vorbild angelegt, die die ganze Stadt umgeben sollte.

Im Zweiten Weltkrieg blieb der Stadtteil Galgenberg fast unversehrt. Am 22.Februar 1945 wurden zwei Häuser am Hohenstaufenring durch Bomben zerstört, und auf dem Gelände der ehemaligen Glockengießerei Radler an der Windmühlenstraße Ecke Goslarsche Straße entstand leichter Sachschaden. Bei dem schwersten Luftangriff auf Hildesheim am 22. März 1945 wurde die Malzfabrik an der Ecke Immengarten/Feldstraße von Brandbomben getroffen und schwer beschädigt sowie ein Haus am Anfang der Marienburger Straße zerstört. Auch auf Häuser in der Mozartstraße fielen Brandbomben, die jedoch unverzüglich gelöscht werden konnten, bevor Schäden entstanden.

Sehenswürdigkeiten

Von dem 20 m hohen und 1905 eingeweihten Bismarckturm bietet sich ein eindrucksvoller Blick auf die gesamte Stadt Hildesheim und ihre Umgebung.

Unweit der Mozartstraße wurden 1894/95 zwei Wasserbehälter im Stil der Neogotik aus Naturstein gebaut. Als Schmuck wurde ein Kranz aus Zinnen angebracht, der an eine Burg erinnert. Die beiden Wasserreservoire sind mit Erde überdeckt und bestehen jeweils aus sechs gemauerten Kammern.

In der Mozart- und Richard-Wagner-Straße sind mehrere zwischen 1901 und 1911 im Stil des Historismus erbaute Villen mit Erkern, Türmen und Fachwerkelementen sehenswert.

Auf dem Spitzhut, einem der Gipfel des Galgenbergs, befindet sich ferner der Gelbe Turm.

Am 17. Oktober 1868 wurde auf dem Westhang ein römischer Silberschatz gefunden.

Die Ortsschlumpquelle am Nordhang wurde 1900 für die städtische Wasserversorgung erschlossen.

Am Südwesthang befindet sich das am 10. Juni 1939 eingeweihte monumentale Kriegerdenkmal am Galgenberg sowie darüber ein Aussichtspunkt.

Am unteren Ende der auf das Kriegerdenkmal zulaufenden, in ihrem oberen Teil alleeartig ausgebauten Feldstraße befindet sich außerdem das Sieben-Brüder-Haus, eine denkmalgeschützte Wohnanlage aus dem 19. Jahrhundert.

Die Paul-Gerhardt-Kirche, zum Zeitpunkt ihrer Einweihung 1964 das modernste Kirchengebäude Hildesheims, ist mit ihrem 30 m hohen und weithin sichtbaren Turm eines der markantesten Bauwerke des Stadtteils.

Literatur

  • Johannes Heinrich Gebauer: Geschichte der Stadt Hildesheim. Zwei Bände, Lax, Hildesheim/Leipzig 1922/24 (unveränderter Nachdruck)

Einzelnachweise

  1. Gebauer, Band I, S. 219 f
  2. Gebauer, Band I, S. 220
  3. Gebauer, Band II, S. 66

Weblinks

 Commons: Galgenberg (Hildesheim) – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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