Kriegerdenkmal am Galgenberg

Kriegerdenkmal am Galgenberg
Vorderansicht des Kriegerdenkmals

Das Kriegerdenkmal am Galgenberg liegt am Südwesthang des Galgenbergs in Hildesheim und wurde ursprünglich den 4.165 im Ersten Weltkrieg Gefallenen des Infanterieregimentsvon Voigts-Rhetz Nr. 79gewidmet, dessen Stammregiment seit 1838 in Hildesheim stationiert gewesen war.[1]

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die abgesehen von ihrem untersten Abschnitt alleeartig ausgebaute Feldstraße führt auf das Denkmal zu. Der Name dieser Straße leitet sich allerdings nicht vomFeld der Ehreab, wie man naheliegenderweise vermuten könnte, sondern von dem Umstand, dass die Stadt sich zur Zeit ihrer Benennung (1877) nach Südosten insfreie Feldausbreitete.[2] Zwischen ihrem Ende in Höhe der Haydnstraße und dem Denkmal liegt am Abhang die von der Richard-Wagner-Straße zweigeteilte sog. „Acht“, die von zwei kreisrunden Rasenflächen gebildet wird, um die Wege herum zum Denkmal führen. 200 m oberhalb desselben liegt hinter der Mozartstraße der Bismarckturm.

Beschreibung

Das gut erhaltene Denkmal besteht aus Dolomit aus Salzhemmendorf. [3] Es wird dominiert von der etwa 5,5 m hohen [3] Statue eines Soldaten mit Mantel und Stahlhelm, der, sein Gewehr zwischen seinen Füßen abgestellt, mit hochgeschlagenem Kragen auf einem Podest vor einem Pilaster Wache steht. Der Pilaster teilt eine insgesamt 19,5 m breite [3] Wand aus regelmäßigem Schichtmauerwerk aus großen Quadersteinen. Beiderseits des Kopfes des Soldaten ist auf einem Fries in hervorstehenden Majuskeln in Antiquaschrift folgende Inschrift angebracht:

Die Ihr das Leben gabt in Schicksalszeitgewannt dem Volk und Euch Unsterblichkeit.“

Darunter befinden sich auf jeder Seite jeweils vier Kranzhalter. In Fortsetzung des Frieses sind an den Seiten des Denkmals die Einsatzgebiete des Infanterie-Regiments 79 im Ersten Weltkrieg aufgeführt. Die ursprüngliche Widmung befindet sich auf der Rückseite der Mauer. Links und rechts davon erinnern Gedenksteine jüngeren Datums an die Toten des Zweiten Weltkriegs.

Geschichte

Entstehung

Weil der bereits 1920 errichtete Gedenkstein an der Steingrube brüchig geworden war, entschloss sich der Kameradschaftsbund der ehemaligen Angehörigen des Regiments im Jahr 1936, rechtzeitig zum 100-jährigen Jubiläum der Stationierung 1938 für ein neues Kriegerdenkmal zu sorgen.[1] Dieses sollte

in seiner Form und in seiner Wuchtigkeit der Heldentaten der Gefallenen würdig

sein undfür die kommenenden Geschlechter wach erhalten“, so der Hildesheimer Kameradschaftsführer Brandes gegenüber der Kameradschaft im Juni dieses Jahres.[1]

Weil es nichtstaatlichen Organisationen verboten war, öffentlich Geld zu sammeln, konnten die Mittel offiziell nur durch Spenden der 2.000 Mitglieder zusammenkommen.[1] Deswegen sei die Mittelbeschaffungsehr schwer“, beklagte sich Brandes in einem Brief vom 18Mai 1937 an den Führer des Kameradschaftsbundes ehemaliger 79er, General a.D. Leopold von Ledebur, und könne nurunter der Handdurch Werbetätigkeitzuverlässiger Kameradenerfolgen.[4]

Der Rat der Stadt Hildesheim bewilligte in seiner Sitzung am 22November 1937 schließlich einen Betrag von 20.000 RM, wobei Oberbürgermeister DrEhrlicher von einerEhrenpflichtder Stadt gegenüber dem Regiment sprach und dietreue Verbundenheitmit diesem und seinen Gefallenen betonte.[5]

Mit der Gestaltung war der hannoversche Bildhauer August Waterbeck beauftragt.[4] Dessen ursprünglicher Entwurf sah zweistahlhelmbewehrte Kriegervor, diein Kameradschaftstehenddie Front verkörpernsollten.[1] Diese Vorstellung konnte aber aus Kostengründen nicht voll verwirklicht werden.[5] Als Inschrift hatte Waterbeck vorgesehen:

Unserer Toten gedenken, heißt euch selbst, die Lebenden beschwören, daß ihr euch bereit haltet, wie wir zum ewigen Opfer, für das große, das ewige Deutschland.[4]

Im Hildesheimer Beobachter hieß es dazu:

„… daß das Denkmal in den gedachten Maßen ein monumentales Werk ist, in dem das Formempfinden unserer Zeit stark zum Ausdruck kommt.[5]

Die Einweihung konnte wegen der Schwierigkeiten bei der Sammlung und wegen beim Bau auftretenden Problemen nicht wie gewünscht im Jubiläumsjahr erfolgen, sondern erst am 10Juni 1939 nach insgesamt dreijähriger Planungs- und Bauphase stattfinden.[5] Im Zweiten Weltkrieg blieb das Denkmal unbeschädigt.

Jüngere Geschichte

Am 17. Oktober 1973 berichtete die Lokalpresse von Hakenkreuzschmierereien, am 22. April 1980 die Hildesheimer Allgemeine Zeitung davon, dass die mit roter Farbe aufgetragenen SätzeNazis raus aus HildesheimundIch brauche keinen HeldentodEmpörung bei Anwohnern und Spaziergängern ausgelöst haben. Auf einer Fotografie aus dem Jahre 1981 ist der Soldat von den mit weißer Farbe geschriebenen WortenNie wieder Kriegeingerahmt. 1986 schlug der Schreiber eines Leserbriefes an die HAZ vor, das Denkmal zugunsten eines Kinderspielplatzes abzutragen, konnte sich aber gegen drei Antwortbriefe, in denen darauf beharrt wurde, es seiErinnerung und Mahnung“, nicht durchsetzen. 1987 war das Denkmal eine der Stationen einer alternativen Studentenrundfahrt und wurde dabei von Studentinnen der Kulturpädagogik mehrfach mit schwarzem Tuch ver- und wieder enthüllt. Auf einer in der HAZ am 28. Februar 1996 unterZu guter Letzterschienenen Fotografie trägt der Soldat einen zweiten Helm in Gestalt eines Toilettenbeckens. [6]

Literatur

  • Hartmut Häger: Kriegstotengedenken in Hildesheim Geschichte, Funktionen und Formen Mit einem Katalog der Denkmäler für Kriegstote des 19. und 20. Jahrhunderts. = Quellen und Dokumentationen zur Stadtgeschichte Hildesheims Band 17, Gerstenberg, Hildesheim 2006, ISBN 3-8067-8509-0
  • Barbara Thimm: Am Galgenberg, ein Kriegerdenkmal. in: Herbert Reyer (Herausgeber): Spuren des Nationalsozialismus in Hildesheim. = Quellen und Dokumentationen zur Stadtgeschichte Hildesheims Band 9, Gerstenberg, Hildesheim 1999, ISBN 3-8067-8503-1

Weblinks

 Commons: Kriegerdenkmal am Galgenberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Thimm, S. 55
  2. Anton J. Knott: Straße, Wege, Plätze und Gassen in Hildesheim. Gerstenberg, Hildesheim 1984, ISBN 3-8067-8082-X
  3. a b c Häger, S. 338
  4. a b c Thimm, S. 56
  5. a b c d Thimm, S. 58
  6. Für den ganzen Absatz: Häger, S. 349
52.1446666666679.9701111111111

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