- Gariannonum
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Gariannonum, auch Garrianonum oder Garriano geschrieben, heute Burgh Castle, war ein zwischen 260 und 270 n. Chr. erbautes Kastell an der britischen „Sachsenküste“. Gariannonum sicherte zusammen mit Caister-on-Sea das Mündungsgebiet des Yare. Die Kastellruine steht heute unter dem Schutz des English Heritage.
Inhaltsverzeichnis
Name
Der antike Name Gariannonum stammt ursprünglich von der Benennung des Flusses Gariennus, in der Geographica (2.3.4) des Ptolemäus aus dem 2. Jahrhundert n.Chr.
Lage
Burgh Castle ist heute eine Gemeinde des County of Norfolk in England. Sie liegt am Ostufer des Waveney, 6 km westlich von Great Yarmouth im Naturschutzgebiet des Broads National Park. Das Kastell wird nicht - wie einige andere - in der Geographica erwähnt was aber nicht verwundert, da es erst im 4. Jahrhundert n.Chr. erbaut wurde. Der Yare wird in diesem Werk als Gariennus bezeichnet, gelegen zwischen den Metaris Aestuarium (heute Wash) im Norden und einer nicht näher bezeichneten Landzunge im Süden. Das Kastell stand damals noch direkt am Flussufer und ist nicht weit vom Kastell Caister-on-Sea entfernt, das sich an der gegenüberliegenden Seiten der ausgedehnten Flussmündung befindet. Römerstraßen von und nach Gariannum sind nicht bekannt, es liegt nahe, dass die Festung nur von See aus versorgt wurde. Die Verbindung zu anderen Kastellen oder Siedlungen an der Sachsenküste wie z.B. Venta Icenorum (Caistor by Norwich) konnte zusätzlich schnell und bequem über die Flüsse Gariannus und über den Bure nach Brampton aufrechterhalten werden. Ob auch eine Überlandroute nach Caister on Sea existierte ist heute umstritten.
Besatzung
Laut der Notitia Dignitatum beherbergte Gariannonor (wie es dort genannt wird) Auxiliarreiter der Equites Stablesiani Gariannonensis, eine Eliteabteilung der Stablesiani (Gardetruppe des Statthalters) unter dem Kommando des Comes litoris Saxonici per Britanniam als Garnisonstruppe (ND XXVIII).
Befestigungen
Vom Grundriss her noch im Stil des 2. Jahrhunderts n. Chr. errichtet (abgerundete Ecken) wurde die Festung später mit vorkragenden Wehrtürmen nachträglich modernisiert. Diese - insgesamt zehn - Hufeisentürme wurden in regelmäßigen Intervallen an die Mauer angebaut. Die Türme hatten eine Plattform mit einer Vertiefung in der Mitte, vielleicht zur Befestigung einer ballista.
Ungewöhnlich für römische Bauten in Großbritannien sind Wehrmauer und Bastionen des Kastells noch sehr gut erhalten und durchaus beachtenswert. Die Mauer umschloss ein unregelmäßiges trapezförmiges Areal von ungefähr 2,4 ha. Die Ostseite ist um 15 m kürzer als die Westseite, die ungefähr 200 m lang war. Die Dicke des Mauerringes variiert allerdings an manchen Stellen. Der Westwall und Teile des Nord- und Südwalles sind 2,02 m dick, während der massivere Ostwall, erbaut auf etwas höherem Grund, mehr als 3,02 m in der Breite misst. Die westliche Sektion der Befestigung wurde in den letzten Jahrhunderten zwar vom Yare fortgespült aber ihre Fundamente konnten noch nachgewiesen werden. In der Mitte des Ostwalles hat sich auch noch ein Tor erhalten. Die aus Flintstein bestehende Ringmauer ragt an einigen Stellen heute immer noch bis zu einer Höhe von 4 m auf. Die Innenseite der Mauer verläuft nicht vertikal, sondern nach oben hin abgeschrägt. Diese Konstruktionsart machte die innere Erdrampe überflüssig. Die für die Spätantike typischen Ziegelbänder an der Außenseite sorgen für eine zusätzliche Festigung der äußeren Verblendung an den Gussmörtelkern.
Literatur
- Nick Fields: Rome’s Saxon Shore Coastal Defences of Roman Britain AD 250–500, (Fortress 56, Osprey Books, Dezember 2006),
Weblinks
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