Gebrauch des Esperanto

Gebrauch des Esperanto

Der Gebrauch des Esperanto findet vor allem in der Esperanto-Sprachgemeinschaft statt, aber auch außerhalb wurde die Plansprache bereits angewendet. Bei letzterem handelt es sich oftmals um die Inanspruchnahme aus Werbezwecken, beispielsweise eines Staates.

Inhaltsverzeichnis

Literatur auf Esperanto

Hauptartikel: Esperanto-Literatur
Jorge Camacho, einer der bedeutendsten jüngeren Esperanto-Literaten, Rotterdam 2007

Bei der esperantosprachigen Literatur unterscheidet man zwischen Übersetzungen und original auf Esperanto verfassten Werken.

Die ersten längeren Texte im Esperanto waren Übersetzungen von Werken der Weltliteratur, der erste Originalroman erschien 1907. Eine Blüte der originalen Literatur war erst nach dem Ersten Weltkrieg zu verzeichnen.

Bekannte Autoren der heutigen Esperanto-Literaturszene sind beispielsweise der Satiriker Jorge Camacho aus Spanien, die Kroatin Spomenka Štimec und der Schwede Sten Johansson. Als die Grande Dame der Esperanto-Literatur gilt die Engländerin Marjorie Boulton.

Radio, Film und Internet

Bisher wurden vier Spielfilme auf Esperanto produziert: Angoroj (1964), Inkubo (1965, mit William Shatner), Gerda Malaperis (2006) und La Patro (2007). Außerdem wird Esperanto in einer Reihe von Filmen verwendet, beispielsweise für Länder, die man aus bestimmten (z. B. politischen) Gründen nicht als eine bestimmte Nation kennzeichnen wollte.

Regelmäßige Radiosendungen auf Esperanto kommen unter anderem aus Peking und der Vatikanstadt. Eine Reihe weiterer Radiosendern haben feste Esperanto-Programmzeiten [1].

Im Internet gab es zunächst private Seiten mit Esperanto-Inhalten oder die Angebote von Esperanto-Verbänden (bereits im Juni 1993 die des Flämischen Esperanto-Bundes). Später kamen Sites und Funktionen innerhalb großer internationaler Projekte hinzu, beispielsweise im Open Directory Project die Online-Enzyklopädie Vikipedio, die esperantosprachige Ausgabe der Wikipedia.[2]. Eigenständige Internetangebote sind etwa die Sprachlernsite lernu.net der Gruppe E@I (seit 2002) und die Kennenlernsite Amikumu (seit 2007). Ein reines Internet-Magazin ist Libera Folio (seit 2003).

Musik

Hauptartikel: Esperanto-Musik

Musikalisch unterscheidet sich Esperanto-Musik nicht von anderer; gemeint ist Musik mit Texten auf Esperanto. Esperanto-Musikgruppen veröffentlichen CDs bzw. treten auf Esperanto-Treffen auf, dabei sind die verschiedensten Stilrichtungen vertreten.

Wissenschaft und Technik

In über 200 Fachwörterbüchern sind Fachausdrücke von etwa fünfzig wissenschaftlichen Disziplinen erfasst. Die unter maßgeblicher Beteiligung von Esperantisten gegründete Internationale Akademie der Wissenschaften (IAS) verwendet Esperanto als eine von fünf Hauptsprachen.

Förderung und Verwendung außerhalb der Sprachgemeinschaft

Bislang wurde Esperanto nur selten von Staaten als Kommunikationsmittel eingesetzt. Meist handelt es sich dabei um touristische Informationen oder Landesbeschreibungen. In Deutschland gab es beispielsweise das Standardbuch des Presse- und Informationsamtes als Faktoj pri Germanujo, und das Bundesministerium für Gesamtdeutsche Fragen informierte über die deutsche Teilung oder die Ostgebiete. Anlässlich des Weltkongresses in Mainz (1958) brachte die Deutsche Bundesbahn Infomaterial auf Esperanto heraus.[3]

Einige kommunistische Staaten haben auch politische Schriften auf Esperanto herausgegeben; so druckte z. B. China Werke Maos und die Sowjetunion Reden Gorbatschows. In China und Kuba gibt es Esperanto-Versionen von staatlichen Internet-Auftritten. In der Zeit des Nationalsozialismus haben manche deutsche Esperantisten Reden oder Artikel Hitlers übersetzt, Ungarn haben ein Werk von Mussolini auf Esperanto veröffentlicht.

Die politische Spannbreite der Staaten und Bewegungen, die auf Esperanto geworben haben, ist sehr breit und reicht von flämischen Nationalisten und dem militaristischen Japan über den tschechischen Sokol und den finnischen Neutralismus bis zu den Paneuropäern des Grafen Coudenhove-Kalergi und Pazifisten aller Couleur.[4]

Ein Kuriosum ist Esperanto. The Aggressor Language, ein Handbuch der amerikanischen Armee von 1962. Bei einem Manöver gegen einen erfundenen Feind Aggressor wurde diesem Feind auch eine Sprache mitgegeben. Da Aggressor ausdrücklich ein neutrales Land sein sollte, hatte man Esperanto gewählt.[5]

Arbeiterbewegung und Religionen

Eine gewisse Bedeutung hatte Esperanto in der internationalen Arbeiterbewegung. So erschien das Häuserverzeichnis der Naturfreunde bis 2003 viersprachig: Auf Deutsch, Englisch, Französisch und Esperanto. Außerdem gab die inzwischen aufgelöste „Fachgruppe Esperanto“ der deutschen Naturfreunde bis 2005 die Zeitschrift „La Migranto“ (Der Wanderer) heraus. Der derzeitige Generalsekretär der NFI setzt jedoch auf Englisch.

Esperanto als Sprache ist keiner Religion besonders verbunden. Unter den Esperantosprechern gibt es neben Anhängern vieler unterschiedlicher Religionen auch Atheisten und Agnostiker.

Der Sprachgründer Zamenhof selbst war Jude und dachte an eine Art überkuppelnder Leitsätze (Homaranismo) auf der Grundlage der Toleranz. Seine diesbezüglichen Ideen haben allerdings auch unter den Esperantisten nie sehr viel Interesse gefunden.

Einzelnachweise

  1. Amikaro de Esperanto en Radio
  2. Vikipedio
  3. Helmut Arntz: Faktoj pri Germanujo. Esperanto-eldono eldonita de la Gazetara kaj Informa Oficejo de la Federacia Registaro, o. O. (Druckort Limburg) 1958, 1960, 1966. Peter Aurich (Hg.): Germanaj orientaj teritorioj: Eŭropa problemo, Leer: Rautenberg, 1960. Bundesministerium für Gesamtdeutsche Fragen (Hg.): Mitten in Deutschland - Mitten im 20. Jahrhundert. Die Zonengrenze, 4. Auflage, Bonn 1959. Bundesbahn-Infomaterial im Archiv der UEA, Kongressmaterial 1958.
  4. Marcus Sikosek: Die neutrale Sprache. Eine politische Geschichte des Esperanto-Weltbundes, Bydgoszcz: Skonpres, 2006, S. 14 (mit Literaturhinweisen), 215.
  5. Exemplar in der Bibliothek Hector Hodler.

Siehe auch

Literatur

  • A. Bednarik (Hrsg.): Apliko de Esperanto en scienco kaj tehxniko, Zilina 1981
  • Zdenek Pluhar (Hrsg.): Fakaj aplikoj de Esperanto, Dobrichovice: KAVA-PECH, 2001
  • Humphrey Tonkin: One hundred years of Esperanto: A survey. In: Language Problems and Language Planning 11 (1987), S. 264-282

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