Gebrüder Bernard

Gebrüder Bernard
Johann Nikolaus Bernhard

Die Gebrüder Bernard AG wurde 1733 als „Fürstlich Isenburgsche privilegierte Schnupftabakfabrik“ in Offenbach am Main von Johann Nikolaus Bernard (1709–1780) gegründet und war damit die erste Tabakfabrik in Deutschland. 1955 wurde die Fabrikation nach Regensburg verlegt, 1999 nach Sinzing. Zum Juni 2008 wurde die Schnupftabaksparte von der „Bernard Schnupftabak GmbH“ übernommen. Nach der Familie Bernard ist in Offenbach am Main eine Straße benannt.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte und Gründung

Bis 1733 mussten Tabakerzeugnisse in deutsche Gebiete importiert werden. Die Nachfrage nach dieser Art „Kolonialware“ war in Europa groß, dementsprechend lukrativ war der Handel damit. Länder wie England, Frankreich, Spanien und Niederlande veredelten den Rohstoff Tabak aus ihren Kolonien zu Schnupftabak und parfümierten Rauchtabake, welche anschließend meist in Apotheken verkauft wurden. Die länderspezifischen Ein- und Ausführzölle verteuerten die Tabakerzeugnisse, was den Regenten der betroffenen Länder hohe Einnahmen verschaffte. Der aus Straßburg stammende Johann Nikolaus Bernard erhielt vom damaligen Offenbacher Regenten Graf Wolfgang Ernst III von Isenburg am 31. Januar 1733 die Erlaubnis, in Offenbach die „Fürstlich Isenburgsche privilegierte Schnupftabakfabrik“ zu errichten. Zudem stattete der Regent den Firmengründer Bernard mit weitreichenden Privilegien aus. Er erhielt vergünstigtes Bauland zum Bau von Fabrik und Privathaus, Zollfreiheit für den Import von Rohstoffen sowie für den Export der Erzeugnisse und schließlich das Tabak-Herstellermonopol für die Grafschaft. Außerdem durfte die Familie Bernard das Isenburger Wappen führen.

Firmengeschichte

Schnupftabakdose der Firma "Bernard Tabak AG" mit dem bekanntesten Produkt "Schmalzlerfranzl" Brasil
Alte Schnupftabaksorten in traditionellen Glasfläschchen, produziert von der Bernard Tabak AG (2008)

Johann Nikolaus Bernard holte kurz nach der Firmengründung seinen Bruder Johann Heinrich Bernard († 1766) als Teilhaber mit in die Firma. Produziert wurde zuerst auf dem Gelände des heutigen Büsing-Palais, welches ursprünglich als bescheidene Ausführung des Herrenhauses der Familie Bernard erbaut wurde. Johann Heinrichs Sohn Peter (1755–1805) und der Schwiegersohn Jean Georg d'Orville (1747–1811) führten, unter dem Schutz der gewährten Privilegien, die Geschäfte erfolgreich weiter.

1812 gründeten Jakob Philipp und Peter Georg d’Orville im Regensburger Zanthaus (im Volksmund Schnupfe genannt), eine Zweigniederlassung, um Zollabgaben einzusparen. 1850 begann die Industrialisierung des Unternehmens mit der Einführung der Dampfmaschine in die Produktionsabläufe. Nachdem 1896 der Bernardbau fertig gestellt war, wurde die Produktion in Offenbach dorthin verlagert. Ein Erfolgsprodukt aus dieser Zeit war der so genannte „Schmalzler“, der aus fermentiertem Brasiltabak hergestellt wurde.

1923 wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und der Hauptsitz von Offenbach nach Regensburg verlegt. Zeitweise wurden in den Zweigfabriken Offenbach, Steinheim am Main und Sinzing auch Zigarren, Kau- und Rauchtabake produziert. 1955 wurde der Standort Offenbach aufgegeben und nach Regensburg überführt und 1999 der gesamte Betrieb nach Sinzig verlagert. In den ehemaligen Räumen der Fabrik in Regensburg befindet sich heute ein Schnupftabakmuseum.

Wegen starker Umsatzeinbußen wurde zum 1. Juni 2008 die Firma umstrukturiert: Die „Bernard Tabak AG“ wurde zum 31. Mai 2008 liquidiert, die Produktion erfolgt nun durch die „Bernard Schnupftabak GmbH“ am Standort in Sinzing.

Produkte

Bernard ist vor allem bekannt für traditionelle Schnupftabake ohne Menthol, z.B. „Alt-Offenbacher köstlich“, „Offenbacher Kardinal“, „Klostermischung“, „Gekachelter Virginie“, „Pariser No. 2“ und „Russischer Augentabak“, sowie klassische bayrische Schmalzler, wie der bekannte „Regensburger Brasil Schmalzler“ mit dem seit 1894 geschützten Markenzeichen „Schmalzlerfranzl“.

Ebenso im Sortiment sind moderne, mentholhaltige Snuffs, wie etwa die „Polarprise“ und der „Jubiläums Snuff“. Besonders hervorzuheben, da in Ihrer Zusammenstellung einzigartig, sind außerdem die Sorten „Zwiefacher“, eine Mischung aus Schmalzler und Snuff, sowie der mentholhaltige „Schmalzler weiß-blau“.

Weblinks

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