Gegenwart (Grammatik)

Gegenwart (Grammatik)
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Das Präsens (lat. praesens - gegenwärtig) ist eine grammatikalische Zeitform und beschreibt die Gegenwartsform eines Verbs. Bei den Zeitangaben handelt es sich um relative Zeitpunkte, mit deren Hilfe sprecherbezogene oder objektbezogene Abläufe in der Zeit geordnet werden können.

Inhaltsverzeichnis

Das Präsens im Deutschen

Die Verwendung des Präsens (semantische Funktionen)

Im Deutschen hat das Präsens vielfache Aufgaben. Es wird daher mitunter empfohlen, den aus der lateinischen Grammatik übernommenen Ausdruck nur als bloßen Namen aufzufassen: [1]

Übersicht
Bezeichnung(en) Funktion, Gegenstand Beispiel(e)
aktuelles Präsens: einmalige oder wiederkehrende Ereignisse der Gegenwart Ich gehe in die Stadt.; Ich gehe übermorgen in die Stadt.
generelles Präsens generelle zeitlose Sachverhalte, z.B. Sprichwörter Der Klügere gibt nach.
resultatives Präsens in die Gegenwart hineinreichende Ereignisse und Zustände aus der Vergangenheit Der Abgeordnete stellt den Antrag, dass ...
historisches Präsens Ereignisse der Vergangenheit Das Jahr 1989: Die Mauer fällt.
zukünftige Ereignisse Ich gehe übermorgen in die Stadt.
episches Präsens[2] Präsens für die Erzählhandlung Er steht auf. Es ist acht Uhr. ...
szenisches Präsens[3] Präsens an bestimmten Stellen zur Steigerung der Spannung Die Sonne schien. Plötzlich donnert es. ... Er schaute sich um ...

Mit dem Präsens wird ausgedrückt, was jetzt gerade oder regelmäßig wiederkehrend geschieht.

  • Ich stöbere jetzt gerade bei Wikipedia.
  • Ich stöbere abends bei Wikipedia.

Das so genannte 'ewige Präsens' kann dazu verwendet werden, ewige Wahrheiten auszudrücken.

  • Die Quersumme von 123 ist 6.

Das Präsens wird auch zum Erzählen von Vergangenem oder zur Einleitung von Zitaten (Konfuzius sagt: „…“) verwendet. Man bezeichnet dies als historisches Präsens.

Das Perfekt und das Präteritum treten als Vergangenheitsform jedoch häufiger auf. Durch die Anwendung des Präsens kann ein vergangenes Ereignis besonders hervorgehoben werden: „Ich ging gemächlich im Wald spazieren, da kommt doch plötzlich ein Bär auf mich zu.“ (szenisches Präsens). Oft wird mit dem Präsens eine besondere emotionale Nähe zum Erzählten zum Ausdruck gebracht; so wird es eben auch grammatisch „vergegenwärtigt“.


Im Deutschen wird das Präsens auch als Zukunftsform benutzt, besonders wenn Zeitangaben den gemeinten Zeitpunkt in der Zukunft verdeutlichen:

  • Nächsten Dienstag fahre ich in die Stadt. „Ich gehe heute Abend Skat spielen.“

Die Benutzung des Futur impliziert neben den temporalen auch modale (Absichts-)Komponenten (Nächsten Dienstag werde ich in die Stadt fahren.).

Ebenso wird im Deutschen das Präsens für Vorgänge oder Zustände verwendet, die in der Vergangenheit begonnen haben und bis in die Gegenwart reichen:

  • Ich warte schon seit 2 Stunden.

Es kann eine unbestimmte Zeitform sein.

Die Bildung des Präsens

Besonderheiten

1. Person Singular (ich)

Das abschließende e wird in der gesprochenen Umgangssprache oft weggelassen, während es in der Poesie oft mit einem Apostroph ersetzt wird.

  • Standardsprache: ich gehe
  • Umgangssprache: ich geh
  • Poesie: ich geh’

2. Person Singular (du)

In der Umgangssprache wird oft bei Wörtern, die auf einen Zischlaut enden, statt st nur t an die Stammform (das ist der Verbstamm ohne Endung -en, -eln, -ern, -n) angefügt.

  • Standardsprache: du wäschst
  • Umgangssprache: du wäscht

Lautwechsel bei stark gebeugten Verben

Bei starken Verben, die ein a, o oder au als Stammvokal haben, wird dieser in der zweiten und dritten Person Singular gegen einen Umlaut ausgetauscht.

  • Starkes Verb fahren: ich fahre, du fährst, es fährt; wir fahren, ihr fahrt, sie fahren; fahr! fahrt!

Ähnlich dazu wird bei manchen starken Verben mit e als Stammvokal dieses gegen ein i (oder ie) ausgetauscht; dieser Lautwechsel tritt zusätzlich im Imperativ Singular ein.

  • Starkes Verb nehmen: ich nehme, du nimmst, sie nimmt; wir nehmen, ihr nehmt, sie nehmen; nimm! nehmt!

Das ist aber nicht immer der Fall, wie folgendes Beispiel beweist:

  • Starkes Verb heben: ich hebe, du hebst, er hebt; wir heben, ihr hebt, sie heben; heb! hebt!
  • Konjugation am Beispiel des stark konjugierten Verbes schreiben:
    • ich schreibe
    • du schreibst
    • er/sie/es schreibt
    • wir schreiben
    • ihr schreibt
    • sie schreiben
    • Imperativ: schreib! schreibt!

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Duden, Die Grammatik, 7. Aufl. (2005), ISBN 3-411-04047-5, Rn. 706
  2. Nach Kessel/Reimann, Basiswissen Deutsche Gegenwartssprache, Tübingen (Fink), 2005, ISBN 3-8252-2704-9, S. 80 eine spezifische Präsensverwendung in der Literatur.
  3. Nach Kessel/Reimann, Basiswissen Deutsche Gegenwartssprache, Tübingen (Fink), 2005, ISBN 3-8252-2704-9, S. 81 eine spezifische Präsensverwendung in der Literatur.

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