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Gemeine Dornschrecke Gemeine Dornschrecke (Tetrix undulata), Weibchen
Systematik Klasse: Insekten (Insecta) Ordnung: Kurzfühlerschrecken (Caelifera) Familie: Dornschrecken (Tetrigidae) Gattung: Tetrix Art: Gemeine Dornschrecke Wissenschaftlicher Name Tetrix undulata (Sowerby, 1806) Die Gemeine Dornschrecke (Tetrix undulata) ist eine Kurzfühlerschrecke aus der Familie der Dornschrecken (Tetrigidae). Die Art ist in Mitteleuropa weit verbreitet.
Inhaltsverzeichnis
Merkmale
Die Tiere werden 6 bis 12 Millimeter lang. Wie auch bei den anderen Dornschrecken ist die Körpergrundfarbe sehr variabel. Die meisten Tiere sind gelb- bis graubraun und haben eine dunkle Marmorierung. Der Körperbau ist bezüglich der Flügel ebenfalls variabel. Meist sind Pronotum und Flügel verkürzt, vereinzelt kann man aber auch langflügelige Individuen mit einem verlängerten Pronotum beobachten. Die Glieder der Fühler sind ein- bis zweimal so lang wie breit. Die Schenkel (Femora) des mittleren Beinpaares sind ungefähr gleich lang wie die Vorderflügel, die Schenkel der Hinterbeine sind mehr als dreimal so lang wie breit.
Die Art kann vor allem mit der ähnlichen Zweifleck-Dornschrecke (Tetrix bipunctata) verwechselt werden. Die Gemeine Dornschrecke besitzt aber einen schlankeren Körperbau, der Mittelkiel des Pronotums ist weniger stark aufgewölbt. Auch die Vorderflügel sind bei ihr breit und enden in einer stumpfen, asymmetrischen Spitze, wohingegen T. bipunctata schmale, elliptische Vorderflügel mit einer symmetrischen Spitze aufweist. Die Tarsen der Hinterbeine besitzen bei T. undulata statt einem schwachen Sägeprofil tiefe Einkerbungen. Von der Langfühler-Dornschrecke (Tetrix tenuicornis) kann man die Art durch den winkelig vorgezogenen Scheitel des Kopfes unterscheiden.
Vorkommen
Die Art ist in Europa verbreitet. Ihre Verbreitung reicht von Spanien über Frankreich, die Beneluxländer, die Britischen Inseln, Deutschland, Dänemark, den Süden Skandinaviens, die Südwestspitze Finnlands und Polen östlich bis zu den Baltischen Staaten, Weißrussland, die Ukraine, Rumänien und den europäischen Teil Russlands. Die Südgrenze ihrer Verbreitung verläuft durch die Provence, das Jura, den Süden Baden-Württembergs, entlang des Alpennordrandes und dem Norden Österreichs über den Westen Tschechiens und Polen. In den weiter östlich gelegenen Gebieten kommt die Art nur vereinzelt und isoliert vor. Im Norden Europas ist sie die häufigste Art der Familie.
Die Gemeine Dornschrecke besiedelt sowohl trockene und warme als auch feuchte und kühlere Habitate, bevorzugt jedoch letztere. In trockenen Gebieten findet man sie vor allem in der Nähe von feuchten Biotopen wie etwa Moore und Feuchtwiesen, in feuchten Gebieten ausschließlich an eher trockenen Standorten, wie etwa an Wegrändern, in Magerrasen und Heiden mit Strauchbewuchs. Sie benötigen lockere Vegetation und kleine, unbewachsene Bodenstellen.
Lebensweise
Die Tiere ernähren sich herbivor von Moosen, Algen und Humus, seltener auch von Gräsern. Die Weibchen legen ihre Eier von Mitte Mai bis Anfang August in Paketen von 10 bis 20 Stück zwischen Moose oder im unbewachsenen Boden ab. Die Larven benötigen ein bis zwei Jahre für ihre Entwicklung. Adulte Männchen sind 14 Tage nach der letzten Häutung geschlechtsreif.
Bei den Weibchen gibt es in Abhängigkeit von der Photoperiode zwei Entwicklungsreihen. Weibchen, die sich unter Langtagbedingungen entwickeln und ab etwa Anfang August adult sind, werden noch im selben Jahr geschlechtsreif und legen ihre Eier ab. Die aus diesen schlüpfenden Larven überwintern bereits im dritten oder vierten Stadium und sind im späten Frühjahr bzw. im Frühsommer des nächsten Jahres adult. Weibchen, die sich hingegen unter Kurztagbedingungen entwickeln überwintern, bevor sie im Frühjahr geschlechtsreif werden. Sie legen dann ab Ende Juni ihre Eier ab. Die Tageslänge hat auch Einfluss auf das Wachstum der Larven. Bei Langtagen entwickeln sie sich schnell und ohne eine Diapause, bei Kurztagen wird die Entwicklung im dritten bis fünften Stadium gestoppt und die Tiere bereiten sich für die Überwinterung vor. Durch diese unterschiedlichen Entwicklungsebenen treten über das Jahr hinweg sämtliche Entwicklungsstadien gleichzeitig auf.
Balz und Paarung
Wie auch den übrigen Dornschrecken fehlen der Gemeinen Dornschrecke Stridulationsorgane, sodass sie keine Laute von sich geben können. Die Paarung läuft gleich wie bei der Zweifleck-Dornschrecke ab. Das Männchen bewegt seine Schenkel in Anwesenheit eines Weibchen so, als wollte es zirpen, diese Bewegungen werden jedoch zumindest optisch vom Weibchen wahrgenommen. Die Männchen verhalten sich abwechselnd ruhig und gehen dazwischen zügig, aber nicht zu schnell umher und halten nach Bewegungen Ausschau. Wird eine Partnerin entdeckt, werden ruckartige vor- und zurück-Bewegungen durchgeführt, die Flügel auf- und abbewegt und während des Stillstandes werden Schaukelbewegungen in alle Richtungen vollführt. Nach und nach nähert sich das Männchen bis zur Berührung an, um schließlich sofort auf den Rücken des Weibchens zu springen und die Paarung zu vollführen.
Quellen
Literatur
- Heiko Bellmann: Der Kosmos Heuschreckenführer, Die Arten Mitteleuropas sicher bestimmen, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co KG, Stuttgart 2006, ISBN 3-440-10447-8.
- Peter Detzel: Die Heuschrecken Baden-Württembergs. Verlag Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart 1998, ISBN 3-8001-3507-8.
Weblinks
Commons: Gemeine Dornschrecke – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
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