Gemüt

Gemüt

Mit Gemüt wird die durch die Gesamtheit der Gefühls- und Willenserregungen erworbene Einheit und Bestimmtheit des Seelenlebens bezeichnet[1] [2] [3]. Das Gemüt wird dabei, vergleichbar den Emotionen oder der Sinnlichkeit, als Gegenpol zur Intelligenz bzw. zum Verstand gesehen. In einem engeren Sinne ist der „Gemütsmensch“ ein Mensch, der Gelassenheit ausstrahlt und schwer aus der Ruhe zu bringen ist. In diesem Sinne bezeichnet der Begriff „starkes Gemüt“ etwas Tugendhaftes, mit Gemütszustand wird die akute seelische und emotionale Situation eines Menschen bezeichnet, Gemütsschwankungen beziehen sich auf psychische Instabilität.

Carl von Clausewitz hat sich in seinem Werk Vom Kriege ausführlich mit der Natur des Gemüts befasst und die Selbstbeherrschung als Frage des Gemüts und nicht der verstandesmäßigen Intelligenz herausgearbeitet. Ein starkes Gemüt ist nach von Clausewitz ein solches, welches auch bei den heftigsten Regungen nicht aus dem Gleichgewicht kommt. Von Clausewitz hat die Menschen ferner in folgende Typen bezogen auf ihr Gemüt eingeteilt:

  1. solche, die sehr wenig Regsamkeit besitzen, und die als phlegmatisch oder indolent gelten.
  2. sehr Regsame, deren Gefühle aber nie eine gewisse Stärke überschreiten, und die als gefühlvolle, aber ruhige Menschen gelten.
  3. sehr Reizbare, „deren Gefühle sich schnell und heftig wie Pulver entzünden, aber nicht dauernd sind“;
  4. solche, „die durch kleine Veranlassungen nicht in Bewegung zu bringen sind und die überhaupt nicht schnell, sondern nach und nach in Bewegung kommen, deren Gefühle aber eine große Gewalt annehmen und viel dauernder sind. Dies sind die Menschen mit energischen, tief und versteckt liegenden Leidenschaften.“ (Maniac)[4]

Platon unterteilt in seinem Phaidros die Seele in Gemüt und Trieb.

Mit der Redensart „Jemand hat ein sonniges Gemüt“ wird ein freundlicher, heiterer, optimistischer, zum Teil auch naiver Mensch bezeichnet.[5]

Einzelnachweise

  1. Kirchner-Michaelis: Wörterbuch der philosophischen Grundbegriffe. 1907
  2. http://www.sign-lang.uni-hamburg.de/Projekte/PLEX/Plex/Lemmata/G-Lemma/Gemuet.htm
  3. Hans Walter Gruhle: Verstehende Psychologie. (Erlebnislehre). Georg Thieme, Stuttgart 21956; Seite 39 ff.
  4. Carl von Clausewitz: Vom Kriege. Erstes Buch: Über die Natur des Krieges, Drittes Kapitel: Der kriegerische Genius
  5. Wörterbuch für Redensarten

Siehe auch

Wiktionary Wiktionary: Gemüt – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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