- Genetic Use Restriction Technology
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Genetic Use Restriction Technology (GURT) bezeichnet Technologien zur Einschränkung der Ausbreitung von gentechnisch veränderten Pflanzen. Diese Technologien umfassen unterschiedliche molekulare Strategien, die entweder auf die Merkmalsausprägungen gentechnisch veränderter Eigenschaften (trait-GURTs, kurz T-GURTs) oder die Fortpflanzungsfähigkeit der Pflanze (varietal-GURTs, kurz V-GURTs) Einfluss nehmen.[1] Eine saatgutsterilisierende V-GURT wird häufig auch als Terminator-Technologie bezeichnet.
GURTs befinden sich im Forschungs- und Entwicklungsstadium. Einige Techniken wurden bereits patentiert, bisher wurde aber keine GURT in eine marktgängige Pflanzensorte implementiert. Bis heute ist fraglich, ob sich die GURTs überhaupt für einen Einsatz eignen, anstatt als Grundlage für weitere Forschung zu dienen.[2] Seit der 5. Vertragsstaatenkonferenz (2000) der Biodiversitäts-Konvention gilt zudem ein de facto Verbot auf Feldversuche mit GURTs in den Vertragsstaaten.[3][4]
Inhaltsverzeichnis
Ziele und Methoden
GURTs wurden mit dem Ziel entwickelt, den Schutz von Geistigem Eigentum (Sorten- und Patentschutz) zu verbessern, und damit einen stärkeren Züchtungsanreiz zu bieten.[1] Zudem würden die bei der Durchsetzung von Patentrechten anfallenden Transaktionskosten wegfallen.[2]
T-GURTs
T-GURTs steuern die Expression einer bestimmten gentechnisch veränderten Eigenschaft in Pflanzen. Die Pflanzen bleiben hierbei fertil und entwickeln auch keimfähige Samen. T-GURTs reduzieren die Expression des Transgens und damit das Erscheinen der damit verbundenen Eigenschaften im Phänotyp. T-GURTs reduzieren jedoch nicht die Häufigkeit mit der das gentechnisch veränderte Gen im Genotyp der nachfolgenden Generationen vorkommt[1].
T-GURTs könnten es dem Landwirt ermöglichen, eine bestimmte Eigenschaft - beispielsweise Salztoleranz - beim Saatgutkauf oder zu einem späteren Zeitpunkt mithilfe eines vom Saatguthersteller angebotenen chemischen Aktivators einzuschalten. Syngenta erhielt 2001 in den USA ein erstes Patent auf diese Technik.[2]
V-GURTs
V-GURTs behindern die Wiederaussat und Verbreitung von Sorten. Hierzu wird entweder die Entwicklung der Pflanze gehemmt, die Samen oder der Pollen sterilisiert, oder die Ausbreitung verhindert. Zu den Techniken zählen Veränderung der Samen (Verteilung, Größe, Farbe, Sterilität) und des vegetativen Wachstums (Letalität, reduzierte Fitness, Blüte) sowie Überlebensfähigkeit der Pollen und Chloroplasten-Vererbbarkeit.[1]
V-GURTs könnten sich insbesondere für selbstbestäubende Pflanzen wie Weizen, Gerste, Sojabohne und Baumwolle eignen, da bei diesen die Hybridzucht schwer möglich ist und somit die Möglichkeit gegeben wäre, den effektiven Sortenschutz zu verbessern.[2]
Weiterhin könnten mithilfe von V-GURTs unerwünschte Auskreuzungen unterbunden werden. Dieses Potenzial sowie mögliche ökologische Risiken sind jedoch noch sehr unzureichend erforscht.[1]
Terminator-Technologie
Nachdem das USDA und der Saatguthersteller Delta and Pine Land (heute Monsanto) im März 1998 in den USA ein Patent auf eine gemeinsam entwickelte V-GURT zur Saatgutsterilität mit dem Namen Technology Protection System erhielten, wurde diese von der kanadischen NGO Rural Advancement Foundation International (RAFI, heute ETC Group) als "Terminator-Technologie" bezeichnet.[5][6] Unter diesem Namen wurde die Technologie zur Saatgutsterilität in der Öffentlichkeit bekannt. NGOs äußerten seither verstärkt Bedenken gegen die mögliche Verwendung von V-GURTs, da diese ihrer Meinung nach Ernährungssicherheit, Biodiversität und Technologiezugang gefährden würden.[2] Die falsche Annahme, dass eine Terminator-Technologie in Sorten eingebracht worden sei, motivierte unter anderem die Zerstörung von Feldversuchen mit Bt-Baumwolle Ende der 1990er Jahre in Indien durch Nichtregierungsorganisationen.[7]
Benutzt wird bei dieser Technologie das bakterielle Cre/loxP-System, was über nichthomologe Rekombination das Ausschneiden von DNA-Stücken aus dem Genom erlaubt. Dabei wird die zu entfernende Sequenz von loxP-Sequenzen eingeschlossen, die Rekombinase Cre schneidet die dazwischenliegende Sequenz aus. In Terminatorpflanzen wird Expression der Cre-Rekombinase zum Beispiel durch das Tetracyclin-Repressor-System induziert, und diese entfernt eine Blockierungssequenz. Diese liegt zwischen einem samenspezifischen Promotor (zum Beispiel LEA) und einem letalen Gen, zum Beispiel dem cytotoxischen ribosome inhibitory protein. Die Pflanzen werden also zur Saatgutproduktion angebaut und vor dem Verkauf des Saatguts wird die Cre-Rekombinase induziert, um so sterile Samen verkaufen zu können.[8][9]
Volkswirtschaftliche Effekte
GURTs sind ein biologischer Mechanismus zum Schutz von geistigen Eigentumsrechten und bieten damit einen Anreiz für private Forschung und Entwicklung, was die Wohlfahrt steigern kann. Abhängig von der Stärke der Eigentumsrechte kann sowohl die Größe als auch die Verteilung von Wohlfahrtsgewinnen zwischen Saatgutunternehmen, Landwirten und Konsumenten unterschiedlich ausfallen. Unter der Annahme, dass der Schutz durch GURTs (im Gegensatz zu Patenten) zeitlich unbegrenzt ist, liegt das Ausmaß des Schutzes von GURTs für das simulierte Szenario des flächendeckenden Einsatzes im US-amerikanischen Maissektor über dem sozialen Optimum.[10]
GURTs können zwar die Entwicklung von verbessertem Saatgut beschleunigen, gleichzeitig aber dessen Diffusion erschweren, insbesondere in Entwicklungsländern. Eine Simulation auf Basis der Erfahrung mit Hybridsaatgut suggeriert, dass der flächendeckende Einsatz von GURTs in Industrieländern und reicheren Entwicklungsländern wie China im Hinblick auf Produktivitätszuwächse lohnend wäre, jedoch nicht in den Least Developed Countries. Dort würden die negativen Produktivitätseffekte durch verlangsamte Diffusion stärker wiegen als die positiven Produktivitätseffekte durch beschleunigte Entwicklung von verbessertem Saatgut.[11]
Weblinks
- Samen, die nicht keimen - Informationen zu V-GURTs. Biosicherheit.de, 19. Februar 2007.
- Informationen zu GURTs. Canadian Food Inspection Agency, 4. Mai 2007. (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e Hills, M., Hall, L., Arnison, P., Good, A. (2007): Genetic use restriction technologies (GURTs): strategies to impede transgene movement. Trends in Plant Science, Vol. 12, Nr. 4, S. 177-183.
- ↑ a b c d e Budd, G. (2006): Are GURTs Needed to Remedy Intellectual Property Failures and Environmental Problems with GM Crops? In (Evenson, R. & Santaniello, V., Hrsg.): International Trade and Policies for Genetically Modified Products. CAB International. S. 147-161.
- ↑ Deutscher Bundestag-Dokumente: Dipl.-Chemikerin Susanne Donner WD 8 für Umwelt, Naturschutz, Reaktorsicherheit, Bildung und Forschung Moderne Pflanzenzucht Seite 2
- ↑ Genetic Use Restriction Technologies (GURTs). CBD Website
- ↑ Herring, Ronald (2007): The genomics revolution and development studies: Science, poverty and politics. Journal of Development Studies, Vol. 43, Nr. 1, S. 1-30.
- ↑ Dutfiled, G. (2007): Social and Economic Consequences of Genetic Use Restriction Technologies in Developing Countries. In (Kesan, J., Hrsg.): Agricultural Biotechnology and Intellectual Property. CAB International.
- ↑ Joel I. Cohen & Robert Paarlberg (2004): Unlocking Crop Biotechnology in Developing Countries––A Report from the Field. World Development, Band 32, Nr. 9, S. 1563–1577.
- ↑ H. Daniell: Molecular strategies for gene containment in transgenic crops. In: Nature Biotechnology. New York 20.2002. S. 581-586. ISSN 1087-0156 doi:10.1038/nbt0602-581 und Erratum (doi:10.1038/nbt0802-843c)
- ↑ J. T. Odell, J. Hoopes, W. Vermerris: Seed-Specific Gene Activation Mediated by the Cre/lox Site-Specific Recombination System. In: Plant Physiology. Rockville 106.1994,4, S.447-458. ISSN 0032-0889
- ↑ Lence, S., Heyes, D., McCunn, A., Smith, S., Niebur, W. (2005): Welfare Impacts of Intellectual Property Protection in the Seed Industry. American Journal of Agricultural Economics, Vol. 87, Nr. 4, S. 951-968.
- ↑ Goeschl, T., Swanson, T. (2002): Genetic use restriction technologies and the diffusion of yield gains to developing countries. Ecological Economics, Vol. 32, Nr. 1, S. 75-92.
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