Gentechnisch verändertes Lebensmittel

Gentechnisch verändertes Lebensmittel

Ein gentechnisch verändertes Lebensmittel ist ein Lebensmittel, das aus gentechnisch veränderten Pflanzen, Tieren oder Mikroorganismen (genetisch veränderte Organismen, GVO oder im Englischen GMO) besteht, diese enthält oder daraus hergestellt ist.

Rechtlich werden in der EU mit Hilfe transgener Mikroorganismen hergestellte Lebensmittel und mit genetisch veränderten Futtermitteln gefütterte Tiere nicht hierzu gezählt. Der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde stellte fest, dass bereits heute Lebensmittel mit gentechnisch veränderten Inhaltsstoffen in deutschen Supermärkten weit verbreitet sind. Schätzungen zufolge sind 60 % bis 80 % aller Lebensmittel in ihrer Produktion mit Gentechnik in irgendeiner Weise in Kontakt gekommen.[1][2][3]

Inhaltsverzeichnis

Pflanzen

Hauptartikel: Grüne Gentechnik

Der Einsatz von transgenen Pflanzen begann 1996. 2009 wurden in 25 Ländern auf 134 Millionen Hektar (etwa 9 % der globalen Landwirtschaftsfläche) in erster Linie transgener Mais, transgene Baumwolle, transgene Sojabohne und transgener Raps angebaut. Für die menschliche Ernährung haben diese transgenen Pflanzen vor allem eine indirekte Bedeutung als Futter in der Tierproduktion.[4]

Tiere

Lachs

Als erstes gentechnisch verändertes Tier, das zum menschlichen Verzehr bestimmt ist, könnte ein transgener Lachs verwendet werden. Die gv-Lachse mit dem Markennamen AquAdvantage verfügen über ein Gen für ein Wachstumshormon aus einer anderen Lachsart (Königslachs), und ein weiteres Gen aus einer an kalte Meeresregionen angepassten Fischart (Zoarces americanus). Durch diese zwei Gene produzieren die gv-Lachse mehr Wachstumshormone. Anstatt nach drei Jahren wird die Schlachtreife nach 16 bis 18 Monaten erreicht. Der Antrag wurde 1995 in den USA gestellt und die von der FDA geforderten Sicherheitstests sind absolviert (gv-Lachse sind laut FDA genauso sicher wie andere Lachse). Unter anderem musste sichergestellt werden, dass die gentechnischen Veränderungen stabil bleiben und keine negativen Auswirkungen auf die Tiergesundheit haben. Alle Tiere seien zudem weiblich und steril und sollen in abgeschlossenen Tanks gehalten werden, so dass eine unerwünschte Auskreuzung nicht möglich ist.[5][6]

Der mittlerweile über 15 Jahre andauernde Zulassungsprozess erreichte seinen letzten Höhepunkt im September 2010, als das Veterinary Medicine Advisory Committee (CMAC) der FDA alle Daten zu Gesundheits- und Umweltwirkungen veröffentlichte. Das VMAC (ein Gremium aus unabhängigen Tierärzten und Experten) schrieb, dass AquAdvantage so sicher wie konventionelle Atlantischer Lachs sei und keine Gesundheitsgefahr von seinem Konsum ausgehe. Es gebe zudem substanzielle und zuverlässige Daten, die den Schluss zulassen, dass keine signifikanten Umweltauswirkungen von einer Kommerzialisierung von AquAdvantage erwartbar seien. Kritiker aus dem Umfeld von Verbraucher- und Umweltorganisationen äußerten dagegen weiterhin Bedenken zu Gesundheits- und Umweltrisiken. Im Februar 2011 forderten Friends of the Earth, Earthjustice, Greenpeace, Oceana, Ocean Conservancy, Pew Environment Group und die Union of Concerned Scientists in einem Brief an die FDA-Direktorin Margaret Hamburg eine umfassendere Umweltbewertung. 11 Senatoren (überwiegend aus Staaten des Pazifischen Nordwesten) und 29 Abgeordnete des Repräsentantenhauses schrieben zwei Briefe an Hamburg und nannten einen Mangel von Transparenz und der Möglichkeit öffentlicher Beteiligung. Am 16. Juni 2011 einigte sich das Repräsentantenhaus in einer Abstimmung mit weniger als einem Dutzend teilnehmenden Abgeordneten auf den von Don Young (Vertreter von Alaska, einem Staat mit einer großen Wildlachsindustrie), einer Gesetzesänderung zuzustimmen, die es der FDA verbieten würde, in den Zulassungsprozess von gentechnisch verändertem Lachs Geld zu stecken. Der Senat müsste der Gesetzesänderung noch zustimmen, bevor sie umgesetzt werden kann.[7]

Mehrere Wissenschaftler fordern eine umfassendere Zulassungsbewertung von der FDA. Die FDA vergleicht einen einzelnen transgenen Lachs mit einem nicht-transgenen Lachs. Dies ignoriere mögliche Gesundheits- und Umweltauswirkungen, die sich aus Veränderungen von Produktion und Konsum ergeben könnten. Die Gesundheitswirkungen werden von der FDA eingeschätzt, indem sie die Inhaltsstoffe der transgenen Lachse mit denen nicht-transgener vergleicht sowie nach Toxinen und Allergenen sucht. Die implizite Annahme sei, dass das neue Produkt das alte 1:1 ersetze und es nicht zu Preis- und Mengenänderungen kommen würde. Da die transgenen Lachse schneller wachsen und weniger Futter benötigen, könnte eine Reduktion der Produktionskosten durch transgenen Lachs zu Preissenkungen für Lachs führen. Wenn diese Preissenkung den Lachskonsum erhöht (und evtl. gleichzeitig den Konsum von Substituten wie Rindfleisch reduziert), könne dies die öffentliche Gesundheit verbessern. Ärmere Haushalte könnten davon besonders betroffen sein. Abgesehen von den Gesundheitswirkungen seien auch die Umweltwirkungen von der FDA nur unzureichend evaluiert. Sollte sich die Produktion von Lachsen als Resultat der Einführung von transgenen Lachsen ausdehnen, sei beispielsweise eine höhere Umweltverschmutzung und verstärkter Druck auf Wildfischbestände möglich. Eine höhere Nachfrage nach Wildfischen als Futtermittel könne die wirtschaftlichen Erträge von Fischereien erhöhen, aber bei schlechtem Management das die Wahrscheinlichkeit der Überfischung erhöhen. Das Risiko der Auskreuzung auf wilde Lachse könnte ebenfalls mit einer Produktionsausweitung steigen, wenn die Produktionsstätten als Resultat der Produktionsausdehnung andere Formen annehmen.[8]

Andere Tiere

Andere gv-Tiere für den menschlichen Verzehr, die von Firmen und Universitäten entwickelt werden oder wurden, sind unter anderem BSE-resistente Rinder oder tierische Lebensmittel mit einer veränderten Zusammensetzung. Beispiele sind magereres Fleisch, oder Fleisch mit einem relativ höheren Anteil an Omega-3-Fettsäuren am Fettgehalt, Eier mit einem geringeren Cholesteringehalt, und hypoallergene Milch.[9][10]

Mikroorganismen

Gentechnisch veränderte Mikroorganismen werden bisher kaum in der Nahrungsmittelproduktion verwendet. Es wird an transgenene Milchsäurebakterien geforscht, die beispielsweise die Herstellung von Käse beschleunigen können. Enzyme aus Pflanzen oder Tieren könnten zweitens durch genetische Modifikation auch von Mikroorganismen produziert werden. Ein dritter Forschungsbereich sind transgene Hefen, die beispielsweise in der Produktion eines kalorienärmeren Biers eingesetzt werden können.[11]

Kennzeichnung

Hauptartikel: Grüne Gentechnik und Gentechnik

In manchen Ländern gilt eine Kennzeichnungspflicht, dazu zählt die EU. In anderen Ländern hingegen nicht, wie den USA.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. bll.de: Grundsatzposition der deutschen Lebensmittelwirtschaft zur Grünen Gentechnik
  2. zeit.de: Der Verbraucher wird getäuscht
  3. welt.de: Kommentare: Industrie-Kartoffel Amflora ist zugelassen
  4. ISAAA: Global Status of Commercialized Biotech/GM Crops: 2009 (englisch)
  5. USA: Doch noch Zulassung für gentechnisch veränderten Lachs?. Transgen.de, 29. Juni 2010.
  6. USA: Konflikte um Zulassung von gentechnisch veränderten Lachsen. transgen.de, 21. September 2010.]
  7. Alison L Van Eenennaam & William M Muir (2011): Transgenic salmon: a final leap to the grocery shelf? Nature Biotechnology 29 (8): 706-710.
  8. Martin D. Smith, Frank Asche, Atle G. Guttormsen, Jonathan B. Wiener: Genetically Modifi ed Salmon and Full Impact Assessment. Science, Vol. 330, 19. November 2010. S. 1052-3.
  9. Rules Near for Animals’ Engineering. In: ' New York Times, 17. September 2008.
  10. Van Eenennaam, Alison L. (2006): What is the future of animal biotechnology? In: California Agriculture Vol. 60, Nr. 3.
  11. biotopics.co.uk: Genetically Modified Microorganisms and Food Production (englisch)

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