- Geomatics
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Die Geomatik (engl. Geomatics), unter welcher sich bei individueller Schwerpunktbildung die klassischen Disziplinen der Geodäsie, der Geographie und Kartographie sowie der Geoinformatik subsumieren, befasst sich mit der Herstellung des Raumbezugs durch Schaffung und Modellierung von Referenzsystemen und der Erfassung, Nachführung, Darstellung, Verwaltung und Vermarktung von raumbezogenen Informationen (Geodaten, Geographischer Informationen) unter Verwendung wissenschaftlich fundierter Methoden und Verfahren. Geographische Informationen spielen bei mehr als 80 % aller Projekte, Prozesse und Entscheidungen in Wirtschaft und Politik eine wichtige Rolle. Sie bilden die Grundlage für die Planung, Gestaltung und nachhaltige Entwicklung unserer Umwelt. Eine Untersuchung des Arbeitsministeriums der USA weist die Nanotechnologie und die Biotechnologie, gefolgt von der Geoinformatik, als die wachstumsstärksten Technologien der Zukunft aus (GIS-Business 06/2006).
Inhaltsverzeichnis
Kernbereiche
Der Geodäsie kommen hierbei, neben vielfältigen und allgemein bekannten Aufgaben wie der Ingenieur- und Industrievermessung, der Photogrammetrie und dem Facility- und Landmanagement, die interdisziplinär bedeutenden Kernaufgaben der Herstellung und Fortführung des globalen terrestrischen Bezugsrahmens (ITRF) sowie der zur Höhenbezugsflächenfestlegung (Geoid) wichtigen Bestimmung des Erdschwerefeldes zu. Die moderne Geodäsie bedient sich für erstere Aufgabe dem globalen Netz von GNSS- und VLBI-Stationen des International GNSS Service (IGS), und für die Schwerefeldbestimmmung der Beobachtung von Low Earth Orbit Satelliten (LEOS), wie CHAMP, GRACE und GOCE, sowie terrestrischen oder Flugzeug-Schweremessungen und weiteren Methoden der Physikalischen und Satellitengeodäsie. ITRF und Erdschwerefeld und nachgeordnete Festpunktfelder liefern auch ausschließlich den Bezug für die hochaktuellen und künftigen Aufgaben eines global vernetzten Geomonitoring – z. B. Erfassung von Meeresspiegeländerungen, tektonischen Plattenbewegung, geologischen und geotechnischen Gefahrenzonen, der natürlichen Umwelt, des Verkehrswesens etc. – mit unterschiedlichen Sensoren und mathematischen Modellen der Datenanalyse (Altimetrie, Remote Sensing, SAR, Geodätische Monitoringsysteme) und unter Einsatz von Geoinformationssystemen (GIS). Vor dem Hintergrund eines essentiellen Bedarfs in allen Teildisziplinen der Geomatik kommt daher der auf den jeweiligen Kernkompetenzen aufbauenden Softwareentwicklung und dem Softwareengineering innerhalb der Geomatik ein hoher Stellenwert zu.
Methoden und Technologien
Die Geomatik bedient sich heute modernster Technologien, Auswerteverfahren und Software. kennzeichnend für die gegenwärtigen Entwicklungen in der Geomatik sind der Einsatz lokaler, regionaler und globaler Vernetzungen von Sensoren (Geosensor-Networks). Die globale Satellitenpositionierungs- und Navigationssysteme GNSS (GPS, GLONASS, Galileo, COMPASS) und die zugehörige terrestrische Komponente moderner weltweit verfügbarer GNSS-Referenzstationsnetze und -Positionierungsdienste (z. B. SAPOS). Diese stellen GNSS-Korrekturen (RTCM, RTCA) zur Nutzerpositionierung in Echtzeit im Genauigkeitsbereich von einem Meter bis zu einem Zentimeter bereit und bilden so das Fundament zur Herstellung des globalen Raumbezugs für eine Vielzahl von Disziplinen, Positionierungs- und Navigationsaufgaben. Die Überführung der GNSS-Positionen in bestehende lokale Nutzersysteme ist dabei Aufgabe der Mathematischen Geodäsie. Die Übersendung von GNSS-Korrekturdaten erfolgt über Kommunikationssatelliten z. B. EGNOS sowie Internet basierend.
Automatisierte 3D-Vektor-Messsysteme (Tachymeter), Inertialnavigationssysteme (INS), digitale Messkameras, terrestrische oder airbone 3D-Laser-Scanner etc. erlauben eine schnelle, genaue und zuverlässige Absteckung, Erfassung und Nachführung raumbezogener Informationen. Die lokale Vernetzung von GNSS und INS Sensorik liefert zunehmend den Schlüssel zur räumlichen Sensororientierung in diversen Aufnahmesystemen (Airborne Laserscanning, Mobile Mapping Systeme). Hochentwickelte, komplexe geodätische und Geoinformatik-Software ermöglicht eine effiziente Modellierung und Auswertung, Analyse, Pflege und Verwaltung dieser Informationen. Leistungsfähige Geoinformatik-Werkzeuge gestatten eine problemgerechte Visualisierung und eine attraktive Nutzung von Geoinformationen z. B. in den analogen, digitalen und digital-animierten Karten der Kartographie und über globale Netzwerke (z. B. Web-GIS).
Berufsbilder
Die Absolventen der Vermessung und Geomatik sind in der Georeferenzierung, Analyse, Weiterverarbeitung, Visualisierung und informativer Bereitstellung von Geodaten in vernetzten Systemen (GIS) bei Ingenieurbüros, Industriebetrieben und Behörden tätig.
Siehe auch
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