Georges Quay

Georges Quay
Logo der Sachsen LB - Landesbank Sachsen AG

Die Landesbank Sachsen (Sachsen LB) war eine Landesbank mit Sitz in Leipzig. Seit 26. Oktober 2007 hatte sie die Rechtsform einer Aktiengesellschaft.[1] Die Bank wurde am 1. Januar 1992 gegründet und war seit 1. Januar 2008 eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Am 1. April 2008 wurde sie auf die LBBW verschmolzen und erlosch damit. Ein kleiner Teil des Geschäfts wird seither von der LBBW zusammen mit den bisherigen BW-Bank-Filialen in Halle, Leipzig und Dresden unter dem neuen Markennamen Sachsen Bank weiterbetrieben. Hierbei handelt es sich allerdings nicht um eine rechtlich selbstständige Bank. Weitere Teile des Geschäfts wurden von einer neu gegründeten LBBW-Niederlassung in Leipzig übernommen.[2]

Inhaltsverzeichnis

Aufgaben

Der Bank oblagen die Aufgaben einer Staats- und Kommunalbank der sächsischen Sparkassen. Sie wurde aus einer Förderbank, die zum Beispiel Kredite und Bürgschaften für Wirtschaftsprojekte vergab, in eine Investmentbank umgestaltet. Seit etwa 2005 hafteten die Träger der Bank, also der Freistaat Sachsen und die Sachsen-Finanzgruppe, nicht mehr im vollem Umfang und unbeschränkt für die Verbindlichkeiten der Bank [3]. Die Sachsen LB war Geschäftsbank und betrieb als öffentlich-rechtliches Wettbewerbsunternehmen Bankgeschäfte aller Art und sonstige Geschäfte, die ihren Zwecken dienten.

Liquiditätskrise 2007

Die Sachsen LB hatte über ihre irische Tochtergesellschaft 'Sachsen LB Europe plc', Dublin, die Conduits Ormond Quay und Georges Quay in Irland amerikanische Hypothekenmarktkredite, jedoch nicht aus dem Subprime-Segment, betrieben.[4] Im Zuge der amerikanischen Hypothekenmarktkrise im Sommer 2007 waren diese Conduits zeitweise nicht mehr in der Lage, ausreichend kurzfristige Anleihen auf dem Kapitalmarkt zu platzieren, um ihre erworbenen langfristigen Kredite in vollem Umfang gegenzufinanzieren.[5]

Obwohl die Sachsen LB noch am 10. August 2007 mitteilte, dass sie über ausreichende Liquidität verfüge[6], mussten ihr nur sieben Tage später die Sparkassen-Organisationen eine Kreditlinie von 17,3 Mrd. Euro zur Verfügung stellen[7], da wegen mangelnder Liquidität ihre Existenz gefährdet war[8] und auf Grund der Gewährträgerhaftung das Land Sachsen sämtliche Forderungen daraus hätte erfüllen müssen. Diese Kreditlinie war an die Bedingung geknüpft, dass sich die Sachsen LB einer Übernahme durch einen finanzkräftigen Investor stellt[9].

In den darauffolgenden Tagen schied zunächst der für das Kapitalmarktgeschäft zuständige Vorstand Stefan Leusder aus dem Unternehmen aus[10], die Veröffentlichung des Halbjahresberichts wurde verschoben[11] und es begann die Suche nach einem Investor, um die Sachsen LB durch eine Übernahme vor drohenden Verlusten aus weiteren Kapitalmarktfonds zu retten[12].

Am 26. August 2007 übernahm die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) die Sachsen LB mit Wirkung zum 1. Januar 2008 für einen Kaufpreis von zunächst „mindestens 300 Mio. Euro“, dessen endgültige Festlegung aber erst nach einer abschließenden Bewertung des Unternehmens am Jahresende 2007 erfolgen soll. Im Rahmen dieser Übernahme stellte die LBBW weitere 250 Mio. Euro Soforthilfe zur Verfügung[13] [14].

Ende August 2007 wurden zwei weitere Vorstandsmitglieder abberufen, und der Vorstandsvorsitzende Herbert Süß erklärte seinen Rücktritt zum 15. September 2007[15]. In einer Sondersitzung des Sächsischen Landtags zum Verkauf der Sachsen LB erklärte der sächsische Finanzminister Horst Metz seinen Rücktritt zum 30. September 2007. Der Landtag wurde über den erfolgten Verkauf in der Sitzung lediglich informiert und durfte unter Begründung eines drohenden Finanznotstands nicht selber entscheiden[16].

Nachdem die endgültige Übernahme Anfang Dezember zu scheitern drohte, wurde in der Nacht vom 12. auf den 13. Dezember 2007 eine abschließende Einigung über die Übernahme der Sachsen LB durch die LBBW erzielt. Diese beinhaltet u. a. weitreichende finanzielle Bürgschaften über 2,75 Milliarden Euro durch das Land Sachsen[17].

Am 1. April 2008 wurde die Sachsen LB auf die LBBW verschmolzen und erlosch damit. Ein kleiner Teil des Geschäfts der Bank, hauptsächlich mit mittelständischen Unternehmen und gehobenen Privatkunden in der Region, wird seither von der LBBW zusammen mit den bisherigen BW-Bank-Filialen in Halle, Leipzig und Dresden unter dem neuen Markennamen Sachsen Bank weiterbetrieben. Dies betrifft allerdings nur 40 der 600 Mitarbeiter der ehemaligen Sachsen LB. Bei der Sachsen Bank handelt es sich nicht um eine rechtlich selbstständige Bank; Rechtsnachfolgerin der Sachsen LB ist die LBBW. Weitere Teile des Geschäfts der Sachsen LB wurden von einer neu gegründeten LBBW-Niederlassung in Leipzig übernommen. [2]

Ernst & Young hat dem ehemaligen Vorstandsgremium der Sachsen LB eklatante Fehler vorgeworfen. So sei das Kreditersatzgeschäft außerbilanziell auch nicht vom Risikoanalysesystem der Bank erfasst worden. Ernst & Young kritisiert darüber hinaus, dass zu Beginn der Finanzmarktkrise 2007 keine „erkennbaren Maßnahmen“ getroffen wurden, um die Risiken zu senken; stattdessen aber das Geschäft ausgeweitet und neue Zweckgesellschaften gegründet wurden. Ernst & Young wurde im September 2007 durch die Sächsische Staatsregierung beauftragt, die Vorgänge in der Sachsen LB zu begutachten.[18]

Schließlich kündigte der sächsische Ministerpräsident Georg Milbradt am 14. April 2008 u.a. wegen der Krise bei der Landesbank Sachsen seinen Rücktritt von allen seinen Ämtern (u.a. als Ministerpräsident und als Landesvorsitzender der CDU) an.

Die Sachsen Bank will eine regionale Bank für den Mittelstand und vermögende Privatkunden sein. Vorstandschef ist Harald Pfab. Im Geschäftsjahr 2008 konnte ein Gewinn vor Steuern von 19,1 Mio. Euro erwirtschaftet werden. [19]

Einzelnachweise

  1. Pressemitteilung 26. Oktober 2007: Rechtsformwechsel zur Aktiengesellschaft vollzogen.
  2. a b FAZ vom 27. März 2008: Sachsen LB heißt jetzt Sachsen Bank
  3. Gesetz über das öffentlich-rechtliche Kreditwesen im Freistaat Sachsen Vom 13. Dezember 2002, §67, §36
  4. [1].
  5. [2].
  6. Mitteilung der Sachsen LB vom 10.08.2007: Stellungnahme zur Situation am ABS-Markt.
  7. Ad-hoc-Mitteilung der Sachsen LB vom 17.08.2007.
  8. Pressemeldung vom 20.08.2007: Unternehmen droht Kreditklemme.
  9. Der Spiegel vom 20. August 2007: Hilfsaktion für Landesbank - Retter setzen Sachsen unter Druck
  10. Mitteilung der Sachsen LB vom 23.08.2007: Stefan Leusder scheidet aus dem Vorstand aus.
  11. Mitteilung der Sachsen LB vom 24.08.2007: Sachsen LB veröffentlicht Halbjahresbericht am 31. August 2007.
  12. [3].
  13. Kabinett stimmt Verkauf der Sachsen LB zu, [[Tagesschau (ARD)|]] vom 26. August 2007.
  14. Presseinformation der LBBW vom 26.08.2007: LBBW übernimmt Sachsen LB
  15. Mitteilung der Sachsen LB vom 30. August 2007: Veränderungen im Vorstand
  16. Die Zeit: Minister stürzt wegen Bankenkrise
  17. Der Spiegel vom 13. Dezember 2007: Eigentümer einigen sich auf Rettung der Sachsen LB
  18. http://www.wissen.de/wde/generator/wissen/services/nachrichten/ftd/UB/329656.html
  19. welt.de - Sachsen Bank erwirtschaftet nach Notverkauf Gewinn vom 7. April 2009

Siehe auch

Weblinks


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