Gerhard Mensching

Gerhard Mensching

Gerhard Mensching (* 11. Oktober 1932 in Riga, Lettland; † 8. Januar 1992 in Bochum) war ein deutscher Schriftsteller, Puppenspieler und Germanist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Mensching wurde als ältester Sohn des Religionswissenschaftlers Gustav Mensching und seiner Frau Erika in Riga (Lettland) geboren, wo sein Vater Professor für Religionsgeschichte an der Staatsuniversität war. Sein jüngerer Bruder ist der Philosoph Günther Mensching. 1936 zog die Familie nach Bonn. Hier besuchte Mensching von 1939 bis 1942 die Volksschule und anschließend das Beethoven-Gymnasium. Nach dem Abitur studierte er von 1953 bis 1961 zunächst Germanistik, dann Rechtswissenschaft in Bonn und Berlin, später wieder Germanistik, Allgemeine Sprachwissenschaft und Vergleichende Religionswissenschaft in Bonn. 1961 wurde er hier bei Wilhelm Grenzmann und Benno von Wiese mit einer Arbeit über „Das Groteske im modernen Drama“ zum Dr. phil. promoviert. Er war von 1963 bis 1965 Dozent an der Universität Münster und wechselte dann an die Ruhr-Universität Bochum, wo er über zwanzig Jahre, anfangs als Dozent, später als Akademischer Oberrat, am Germanistischen Institut tätig war und unter anderem die Werke des mit ihm befreundeten Tankred Dorst herausgab. Wesentlicher Teil seiner Lehrtätigkeit waren Übungen zum kreativen Schreiben, Theater und Puppenspiel.

Mensching engagierte sich schon während seiner Studienzeit für das Puppenspiel und führte 1957 erstmals ein Marionettenstück in Bonn auf. 1958 präsentierte er gemeinsam mit seiner Frau Kathrin das „Taschentheater“, eine Form des Puppenspiels, bei dem die Hände durch auf den Finger gesteckte Holzkugeln als Köpfe und Handschuhe als Kostüm zu Puppen wurden, die er in einer eigens dafür erfundenen Kunstsprache parlieren ließ. Für das „Taschentheater“ schrieb Mensching bis 1990 zahlreiche Szenen, mit denen er im In- und Ausland auftrat. Im Fernsehen wirkte er als Puppenspieler in Kindersendungen wie der Sendung mit der Maus, „Tim und der Löwe“ und der Serie Lemmi und die Schmöker mit, in der er die Figur des Bücherwurms Herr Lehmann spielte und sprach. Gemeinsam mit Gerd Ruge konzipierte er die Sendung „UNICEF hat Geburtstag“. Von 1977 bis 1979 war Mensching Vorstandsmitglied der UNIMA (Union Internationale de la Marionnette), von 1976 bis 1985 Präsident des Deutschen Bundes für Puppenspiel. Zudem spielte Mensching diverse Hauptrollen bei Inszenierungen der Studiobühne in Bochum.

1982 veröffentlichte Mensching seinen ersten Roman „Löwe in Aspik“ im Haffmans Verlag, in dem in den neun Jahren bis zu seinem Tod vier weitere Romane und zwei Sammlungen von Erzählungen sowie postum der Sammelband Komm rüber erschienen. Daneben schrieb Mensching vier Kinderbücher, darunter die „Gespensterfreund“-Trilogie, die im Otto Maier Verlag Ravensburg erschienen, sowie Hörspiele. Merkmale seiner Bücher sind die Neigung zum Sprach- und Gedankenspiel sowie erotische, kriminalistische, groteske und phantastische Elemente. Joachim Wittkowski beschreibt „literarisches Spiel und allgegenwärtige Erotik“ sowie die Durchdringung von Fiktion und Realität als Konstanten in Menschings Werk. 1989 war Mensching erster Träger des Literaturpreises der Lese- und Erholungsgesellschaft Bonn.

Gerhard Mensching starb in der Nacht vom 7. zum 8. Januar 1992 mit 59 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts. Er war verheiratet mit Kathrin Mensching.

Werke

  • Löwe in Aspik. Ein heiterer (in späteren Auflagen: lustvoller) Roman. Haffmans, Zürich 1982.
  • Rotkäppchen und der Schwan. Drei erotische Humoresken. Haffmans, Zürich 1984.
  • Der Gespensterfreund. Mit Illustrationen von Ute Krause. Otto Maier, Ravensburg 1987.
  • Die Insel der sprechenden Tiere. Haffmans, Zürich 1987 (Hörspielbearbeitung 1990).
  • Der Bauch der schönen Schwarzen. Kriminalroman. Haffmans, Zürich 1988.
  • Der Gespensterfreund und die Verschwörer. Mit Illustrationen von Ute Krause. Otto Maier, Ravensburg 1988.
  • E. T. A. Hoffmanns letzte Erzählung. Roman. Haffmans, Zürich 1989.
  • Der Gespensterfreund auf Reisen. Mit Illustrationen von Ute Krause. Otto Maier, Ravensburg 1989.
  • Die violetten Briefe. Drei kriminelle Novellen. Haffmans, Zürich 1989.
  • Die abschaltbare Frau. Roman. Haffmans, Zürich 1991.
  • Großvaters Geschichten vom Nilpferd und von der Raupe. Otto Maier, Ravensburg 1991.
  • Komm rüber. Erotische, kriminelle, sagenhafte und futuristische Erzählungen nebst einem Einakter. Haffmans, Zürich 1994.

Literatur

  • Joachim Wittkowski: Artikel Gerhard Mensching. In: KLG, 60. Nachlieferung 1998.
  • Deutsches Institut für Puppenspiel (Hrsg.): Meister der Puppenspiels. Heft 13: Das Taschentheater. Dr. Gerhard und Kathrin Mensching. Bochum, o.J. (1968).

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Mensching — ist der Familienname folgender Personen: Eckart Mensching (1936–2007), deutscher Altphilologe Gerhard Mensching (1932–1992), deutscher Puppenspieler und Schriftsteller Günther Mensching (* 1942), deutscher Philosoph Gustav Mensching (1901–1978),… …   Deutsch Wikipedia

  • Gustav Mensching — (* 6. Mai 1901 in Hannover; † 30. September 1978 in Düren) war ein deutscher evangelischer Theologe, der sich zunehmend der Religionswissenschaft zuwandte, deren Eigenständigkeit er betonte und beförderte. Gustav Mensching war der Sohn des… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Mek–Meo — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Nekrolog 1992 — Nekrolog ◄ | 1988 | 1989 | 1990 | 1991 | 1992 | 1993 | 1994 | 1995 | 1996 | ► | ►► Weitere Ereignisse | Nekrolog (Tiere) | Filmjahr 1992 Dies ist eine Liste im Jahr 1992 verstorbener… …   Deutsch Wikipedia

  • Beethoven-Gymnasium Bonn — Der Schulhof mit Blick auf den Rhein Schulform Gymnasium Gründung 1626 Land …   Deutsch Wikipedia

  • Lemmi und die Schmöker — war eine Kinderserie, in der von 1973 bis 1979 und in der zweiten Serie 1983 Bücher vorgestellt wurden. Produziert wurde die Serie vom WDR im Auftrag der ARD. Drehbuchautor und Regisseur der Folgen war Peter Podehl, der später auch der… …   Deutsch Wikipedia

  • Fingerpuppe — Bemalte Hand (Dorftheater Siemitz) Eine Fingerpuppe stellt einen Kopf dar und wird auf einen Finger gestülpt. Es kann auch eine Nase ausreichen, oder das Gesicht wird direkt auf die Haut gemalt. Die Köpfe können in jeglichem Stil gestaltet werden …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Puppenspieler — Die Liste enthält die Namen, Wirkungsorte und Lebensdaten von Puppenspielern sowie die von ihnen eingesetzten Figuren. Name Ort(e) Geb. Jahr Sterbejahr Figur Werner Hierzer Österreich; Gelsdorf 1954 Marionette Christine Hierzer Riedler… …   Deutsch Wikipedia

  • Rudolf Fischer (Puppenspieler) — Rudolf Fischer (* 27. April 1920 in Frankfurt am Main, Hessen[1]; † 12. Dezember 1998 in Bergisch Gladbach, Nordrhein Westfalen) war ein deutscher Theater und Fernsehpuppenspieler. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk …   Deutsch Wikipedia

  • Poesiealbum (Lyrikreihe) — Poesiealbum Beschreibung Lyrikreihe Sprache Deutsch und Originalsprachen Verlag Neues Leben Berlin, BrennGlas Verlag Assenheim, Märkischer Verlag Wilhelmshorst …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”