- Gerlafingen
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Gerlafingen Basisdaten Staat: Schweiz Kanton: Solothurn Bezirk: Wasseramt Gemeindenummer: 2519 Postleitzahl: 4563 UN/LOCODE: CH GFG Koordinaten: (610255 / 224594)47.1722257.573891451Koordinaten: 47° 10′ 20″ N, 7° 34′ 26″ O; CH1903: (610255 / 224594) Höhe: 451 m ü. M. Fläche: 1.91 km² Einwohner: 4822 (31. Dezember 2010)[1] Website: www.gerlafingen.ch Karte Gerlafingen ist eine politische Gemeinde im Bezirk Wasseramt des Kantons Solothurn in der Schweiz. Bis 1959 hiess die Gemeinde offiziell Niedergerlafingen.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Gerlafingen liegt am östlichen Emmeufer der 1889 korrigierten Emme. Die Nachbargemeinden von Norden beginnend im Uhrzeigersinn sind Biberist, Derendingen, Kriegstetten, Obergerlafingen, Zielebach und Bätterkinden.
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung Jahr Einwohner 1798 120 1850 381 1880 766 1900 1'743 1950 3'774 1970 4'873 2000 4'694 2007 4'870 Traditionell beschäftigt das Stahlwerk viele Ausländer, namentlich aus Italien und der Türkei. 40,4 % (2008) der Bevölkerung sind Ausländer. Mit diesem hohen Anteil ist Gerlafingen eine der Gemeinden, die den höchsten Ausländeranteil der Schweiz aufweisen. 73,8 % der Bevölkerung sprechen Deutsch, 12,76 % Serbo-Kroatisch (Jugoslawisch) , 8,02 % Türkisch und 5,42 % Italienisch. In jüngerer Zeit sind jedoch vermehrt Leute aus dem Balkan zum Arbeiten zugewandert.
Religionen - Konfessionen
In Gerlafingen gibt es drei Kirchen resp. Kirchgemeinden:
- Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde
- Römisch-katholische Kirchgemeinde
- Evangelisch-methodistische Kirche
Alle drei besitzen eine Kirche oder ein Kirchgemeindehaus.
Wirtschaft
Die Gemeinde ist stark mit dem Schicksal der ansässigen Stahl Gerlafingen AG verbunden. Das Stahl- und Walzwerk verarbeitet jährlich ca. 1 Mio. Tonnen Altmetall zu 650'000 Tonnen Betonbewehrungs-Produkten, hauptsächlich Betonrippenstahl. Derzeit sind etwa 550 Mitarbeiter im Stahlwerk beschäftigt, womit es der grösste Arbeitgeber in Gerlafingen ist.
Politik
Nach der langen Amtszeit von Karl Schulthess (FdP) ging das Gemeindepräsidium 1990 an den Sozialdemokraten Roberto Zanetti, der 2000 wiederum durch einen Sozialdemokraten, Peter Jordi, abgelöst wurde. Zanetti, Sohn eines aus dem Bündner Puschlav stammenden Stahlarbeiters, hat sich während der Existenz bedrohlichen Krise des Stahlwerks von 1996 massgeblich für eine für das Werk, die Gemeinde und den Kanton tragbare Lösung verdient gemacht.
Gerlafingen gilt gemeinhin als "rote Hochburg". Nicht zu Unrecht, wenn man weiss, dass die SP bei den Gemeinderatswahlen 2005 47% der Stimmen holte und seither 8 von 17 Gemeinderatsmandaten besetzt. Diese Stärke hat allerdings Tradition, ist doch das Dorf seit bald 200 Jahren Standort der Schwerindustrie.
Das Klima im Gemeinderat gilt seit vielen Jahren als konstruktiv und meistenfalls einvernehmlich. Da tut es geradezu gut, wenn ab und zu ein kleiner Grabenkampf zwischen den "Roten" und den "Bürgerlichen" entflammt; man ist schliesslich keine Einheitspartei (SP = 8 Sitze, FdP = 5 Sitze, SVP = 4 Sitze). Es herrscht grundsätzlich ein positives Politklima. Zum Einen pflegt die SP einen doch eher pragmatischen Stil und andererseits sind auch die bürgerlichen Parteien regelmässig offen für soziale Anliegen. Speziell das für Gerlafingen sehr wichtige Bildungswesen kann immer wieder mit politischer Unterstützung rechnen.
Aufgrund eines 2007 professionell erarbeiteten Konzeptes werden nun verschiedene Standortmarketing-Massnahmen umgesetzt. So nahm die Gemeinde Gerlafingen im Winter 2008 z.B. als erste und einzige Gemeinde an einer Eigenheimmesse teil und präsentierte sich an einem gefälligen Stand als pionierhafte, vielfältige Wohngemeinde.
Im Jahre 2009 wurde der Gemeinderat von 17 auf 11 Gemeinderatsmandate reduziert. Die Sitze verteilen sich wie folgt: SP = 5 Sitze, FDP = 3 Sitze, SVP = 3 Sitze.
Verkehr
Seit 1876 verfügt Gerlafingen über einen Bahnhof an der Linie Solothurn–Burgdorf. Ein Autobahnanschluss an die A1 ist ebenfalls nahe und seit einigen Jahren gibt es einen Busanschluss nach Solothurn.
Geschichte
Der heutige Ort Gerlafingen hiess bis 1959 offiziell Niedergerlafingen, im Sinne einer Zwillingsgemeinde zu dem etwas südlicher gelegenen Obergerlafingen. Einfaches, unbezeichnetes Gerlafingen meinte bis ins 19. Jahrhundert beide Ortschaften. Erstmals urkundlich erwähnt wird der Ort 1278 als Nidergerolvingen. Das bedeutet bei den Angehörigen des Gerolf.
Die lange Geschichte des Stahlwerkes (sie reicht in die vorindustielle Zeit der Schweiz zurück) ist auch die Geschichte des Dorfes Gerlafingen, das stark von dessen Gedeihen abhing und abhängt. 1818 gründete Ludwig von Roll in den Räumen einer konkursiten Textilfirma ein Eisenwerk (Schmiede). 1836 folgte ein Walzwerk, und 1918, als die Einfuhr von Erz und Eisen wegen der Kriegswirren problematisch war, ein eigentliches Stahlwerk. In den Spitzenzeiten der 1960er Jahre beschäftigte das Stahlwerk 5000 Angestellte, fast zehn Mal so viele wie heute. Die Produktion indessen war damals aufgrund niedrigerer Produktivität noch deutlich geringer.
In einer schweren, die Existenz bedrohenden wirtschaftlichen Krise 1996 verkaufte von Roll das Stahlwerk an die Luzerner von Moos Holding. Diese führte es letztlich mit ihren eigenen Stahlwerk-Aktivitäten zusammen und nannte sich fortan Swiss Steel. Nach einigen Jahren der Restrukturierung arbeitet das Gerlafinger Stahlwerk (neu Stahl Gerlafingen AG) heute wieder in den schwarzen Zahlen. Damals allerdings drohte vorübergehend sogar die Schliessung des Gerlafinger Werkes.
Zeugen der Zeit des Industriestädtchens sind viele ältere Fassaden, welche vom emittierten Staub geschwärzt waren. Auch die Emme wurde bis in die 1990er Jahre von den Prozesswässern des Walzwerkes verunreinigt. Heute verhindern Filter für Abluft und Abwasser derartige Umweltbelastungen. Zwischen 1997 und 2007 sind rund CHF 37'000'000 in Umweltschutzmassnahmen investiert worden.
2003 wurde Swiss Steel und damit das Gerlafinger Werk mehrheitlich an die deutsche Schmolz & Bickenbach und Gebuka AG verkauft. Es erwies sich als eine arbeitsplatzerhaltende, freundliche Übernahme. 2006 erfolgte sodann erneut ein Besitzerwechsel, indem die Aktienmehrheit von 65% der Stahl Gerlafingen AG an die italienische AFV Acciaierie Beltrame S.p.A. überging. Derzeit werden Modernisierungs- und Diversifizierungsinvestitionen von rund CHF 170'000'000 realisiert; das Werk läuft rund und ertragreich.
Sehenswürdigkeiten
- In Gerlafingen existieren noch zahlreiche Arbeiter- und Angestelltenhäuser der einstigen von Roll-Belegschaft. Sie stammen teils aus dem 19. Jahrhundert und ergeben noch immer sehenswerte Quartier-Ensembles.
- Das Stahlwerks-Areal imponiert durch seine Grösse. Es kann auf einem Emme-Spazierweg auch von der Rückseite her besichtigt werden. Auf dem Areal zugänglich ist ein von der Firma angelegter "Entenweiher", der auch von selteneren Wasservögeln besucht ist.
Wappen
- In Rot ein blauer schrägrechter Bundhaken, begleitet von zwei pfahlweis gestellten sechsstrahligen gelben Sternen
Literatur
- André Kienzle: Es gibt nur ein Gerlafingen, Univ. Zürich, Dissertation, 1996, ISBN 3-905312-05-0
- Heinz Hösli: Gerlafingen: Daten und Fakten zur Geschichte und Geographie, 1996, ISBN 3-9521164-0-8
Weblinks
Commons: Gerlafingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Offizielle Website der Gemeinde Gerlafingen
- Gerlafingen im Historischen Lexikon der Schweiz.
- Die Lage der Arbeiter der von Roll im 19. Jahrhundert
Einzelnachweise
- ↑ WOHNBEVÖLKERUNG DER GEMEINDEN NACH NATIONALITÄT UND GESCHLECHT (XLS, 262 kB), Amt für Finanzen, Controllerdienst und Statistik, vom 26. März 2011, abgerufen am 11. April 2011
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