- Gerson Stern
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Gerson Stern (* 7. Juli 1874 in Holzminden; † 15. Januar 1956 in Jerusalem) war ein deutsch-jüdischer Schriftsteller.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Stern entstammte einer assimilierten jüdischen Kaufmannsfamilie. Er besuchte die Volksschule in Holzminden. 1884 zog die Familie nach Elberfeld, wo der Vater Teilhaber am Textilunternehmen seines Bruders wurde. Stern besuchte das Gymnasium in Elberfeld bis zur Mittleren Reife, danach war er zumeist kaufmännisch tätig.
1917 heiratete er Erna Schwarz (1894-1967) aus Metz, die Tochter eines wohlhabenden Kaufhausbesitzers. Von 1920 bis 1937 lebte Stern in Kiedrich/Rheingau. Dort kam auch sein einziges Kind, der Sohn Joel Stern (1920-1948), zur Welt. Ab 1936 bemühte sich Stern mit seiner Familie um eine Emigration nach Palästina. Nach zweimaliger Verhaftung wegen angeblicher Devisenvergehen und unter erheblichem Vermögensverlust gelang es ihm, im März 1939 Deutschland zu verlassen.
Stern gehörte in Jerusalem zum Freundeskreis um Schalom Ben-Chorin (1913-1999) und Else Lasker-Schüler (1869-1945), die er bereits in Elberfeld kannte. Sein Schwager war der bekannte israelische Botaniker Michael Evenari (ehm. Walter Schwarz; 1904-1989).
Werk
Obgleich Stern seit seiner Jugend Gedichte schrieb, scheint er sich lange kaum um eine Veröffentlichung seiner literarischen Arbeiten bemüht zu haben. Erst als er aus Gesundheitsgründen seinen Kaufmannsberuf aufgeben musste, fand er 1934 als Erzähler unter jüdischen Lesern in Deutschland für einige Jahre eine breitere Öffentlichkeit. Sein Roman Weg ohne Ende ist ein bedeutender Beitrag zur lange übersehenen deutsch-jüdischen Literatur zwischen 1933 und 1939. Damals begann Stern, auch einige Lyrik zu veröffentlichen.
Sein Nachlass wird in der Jewish National and University Library in Jerusalem aufbewahrt.
Werke (Auswahl)
- Symphonie (ca. 1915; Gedichtfolge; chorische Aufführung, Darmstadt 1935)
- Das Ich im Lehnstuhl. Auch ein Totentanz. Eine Szenenfolge (1920)
- Weg ohne Ende. Ein jüdischer Roman (Berlin 1934)
- Auf drei Dingen steht die Welt (Berlin 1935)
- Stille Wege. Verse (Jerusalem 1945)
- Die Waage der Welt. Roman des Jahres 1932/1933 (hebr.: Mozne ha-'olam, Tel-Aviv 1947)
Werkausgabe in Einzelbänden
Seit 1999 erscheint im Carl Böschen Verlag, Siegen eine Ausgabe der Werke von Gerson Stern, herausgegeben von Friedrich Voit und Günter Helmes.
- Weg ohne Ende. Ein jüdischer Roman. Hrsg. v. Friedrich Voit. Böschen, Siegen 1999 ISBN 3-932212-19-3
- Auf drei Dingen steht die Welt. Erzählung. Hrsg. v. Friedrich Voit. Böschen, Siegen 2002 ISBN 3-932212-41-X
- Die Waage der Welt. Roman des Jahres 1932/1933. Hrsg. v. Friedrich Voit. Böschen, Siegen 2007 ISBN 3-932212-68-1
Literatur
- Fenzl, Rudolf: Gerson Stern. Kaufmann und Schriftsteller. Kiedricher Bürger von 1920 bis 1937. In: Rheingau Forum. Jg. 9, H. 3, 2000, S. 22-36.
- Klaus Kieckbusch: Der Schriftsteller Gerson Stern. In: Jahrbuch für den Landkreis Holzminden. Bd. 18 (2000), S. 131-152.
- Schreuder, Saskia: Würde im Widerspruch. Jüdische Erzählliteratur im nationalsozialistischen Deutschland 1933-1938. Niemeyer, Tübingen 2002, IDN 965076520.
- Voit, Friedrich: Deutsch-Jüdische Literatur im Schatten der Shoa. Zum Werk des Schriftstellers und Dichters Gerson Stern (1874-1956). In: Günter Helmes et al.:Literatur und Leben. Anthropologische Aspekte in der Kultur der Moderne. Narr, Tübingen 2002, S. 257-270
Weblinks
- Literatur von und über Gerson Stern im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
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