Gerwald Rockenschaub

Gerwald Rockenschaub

Gerwald Rockenschaub (* 1952 in Linz) ist ein österreichischer Künstler und DJ.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Gerwald Rockenschaub studierte zunächst Geschichte, Psychologie und Philosophie an der Universität Wien, und danach bis 1982 bei Herbert Tasquil an der Hochschule für Angewandte Kunst Wien. Ab den frühen 1980er-Jahren arbeitete er sowohl als DJ wie auch als Künstler, zuerst als Maler und später in der Installationskunst. 1984 zeigte er seine Arbeiten in ersten Einzelausstellungen bei Otto Mauer in der Wiener „Galerie nächst St. Stephan“ und der Hamburger Galerie Vera Munro; 1993 bespielte Rockenschaub mit Andrea Fraser und Christian Philipp Müller den Österreichischen Pavillon der Biennale von Venedig. 2007 war er auf der documenta 12 mit mehreren Arbeiten vertreten. Als Techno-DJ und Musiker gründete er 1995 mit Michael Meinhart den Club „the audioroom“ in Wien. Bei dem 2004 von Sylvie Fleury und John Armleder gegründeten Genfer Independent-Label Villa Magica Records veröffentlichte er die LP It's...[1]. Er lebt und arbeitet in Berlin.

Werk

Rockenschaubs frühe Gemälde gehören zur Neo-Geo-Malerei, einer Kunstrichtung der 1980er Jahre, die eine abstrakte Formfindung aus der zeitgenössischen Umwelt und Gesellschaft ableitet. 1987 wandte sich Rockenschaub trotz einsetzender Erfolge von der Malerei ab, da ihm diese Kunstrichtung – auch angesichts der Technologisierung der Musik, die für ihn selbst einen Übergang vom Punk zu House bedeutete – als nicht mehr zeitgemäß erschien.[2] Seine späteren Installationen und Skulpturen führen dennoch die für Neo-Geo charakteristische Verbindung klarer ästhetischer Formen und spezifischer Umweltbedingungen fort: So sind seine Rauminstallationen im Österreichischen Pavillon oder im MUMOK zum einen als minimalistische Objekte zu verstehen, zum anderen verweisen sie auf die Ausstellungsbedingungen der zeitgenössischen Kunst im sogenannten White Cube.[3] Dazu greift er mitunter direkt in die Architektur der jeweiligen Ausstellungsräume ein, um das Verhältnis von Betrachter, Kunstwerk und Raum offenzulegen oder umzukehren, so dass die Ausstellungsbesucher selbst zum (ästhetischen) Bestandteil der Installation werden.[2]

Neben seiner Teilnahme an der Clubszene greift Rockenschaub in seinen künstlerischen Werken ebenso deren ästhetische Elemente auf,[4] und verwendet Industriematerialien wie PVC, aus denen seine Werke nach Computerentwürfen gefertigt werden.[5] Die Computergrafik als visueller Bezugspunkt wird beispielsweise in seiner Gestaltung der Fassade der Temporären Kunsthalle Berlin deutlich, die er mit einer in Pixeln gerasterten Wolke bemalen ließ.[6]

Ausstellungen

Literatur

  • Gerwald Rockenschaub. Ausstellungskatalog, São Paulo Biennial. São Paulo 1989.
  • Gerwald Rockenschaub. Ausstellungskatalog, Galerie Metropol Wien. Wien 1991.
  • Gerwald Rockenschaub. Kunst - Kontext - Kritik. Ausstellungskatalog, Wiener Secession. Wien 1994.

Einzelnachweise

  1. www.discogs.com
  2. a b Sex für Augen und Ohren, in: art magazin, 11/2001
  3. Nicole Scheyerer: „Gerwald Rockenschaub“, in: Frieze, Issue 92, June-August 2005
  4. Martin Pesch: „Culture Club“, in: Frieze, 5. Mai 1999
  5. Uta Baier: „Für Rockenschaub sind Bilder viel zu eng“, in: Die Welt vom 20. März 2007
  6. Baubeginn der Temporären Kunsthalle Berlin auf dem Berliner Schlossplatz“, APA/OTS, 6. Juni 2008

Weblinks


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