- Gesellschaft für sozialen Fortschritt
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Die Gesellschaft für sozialen Fortschritt e. V. ist aus der Gesellschaft für soziale Reform hervorgegangen. Diese 1901 gegründete Vereinigung war während des Kaiserreichs und der Weimarer Republik eine der wichtigsten und einflussreichsten sozialreformerischen Organisationen. Die heutige Gesellschaft versteht sich als Diskussionsforum für den Bereich der Sozialpolitik. Gegenstände sind alle Bereiche der Sozialpolitik: Arbeitsmarkt, soziale Sicherungssysteme, in jüngerer Zeit zunehmend auch die Europäische Integration. Mitglieder der Gesellschaft sind u. a. Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, Ministerien, Sozialversicherungsträger, Unternehmen und Sozialverbände, aber auch persönliche Mitglieder. Die Gesellschaft führt öffentliche Tagungen durch und betreibt für ihre Mitglieder Arbeitskreise. Sitz der Gesellschaft ist Köln, sie betreibt ein Dependence in Berlin.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der Ursprung der Gesellschaft für Sozialen Fortschritt e. V. liegt in der Zeit Bismarcks und im damaligen Zusammenschluss von Sozialreformern um den 1896 zurückgetretenen preußischen Handelsminister Hans Freiherr von Berlepsch. Zur Publikation ihrer Ideen übernahm diese Gruppe 1897 die Zeitschrift „Soziale Praxis“. Im Zentrum der gesellschaftspolitischen Absichten der Sozialreformer in der damaligen Zeit standen der Arbeiterschutz und das Arbeiterrecht. Im Jahr 1900 wurde die „Internationale Vereinigung für Arbeiterschutz“ in Paris gegründet (u. a. durch von Berlepsch, Gustav Schmoller und Werner Sombart), die in Bern ein „Internationales Arbeitsamt“ einrichtete, aus dem später die „Internationale Arbeitsorganisation“ (ILO) in Genf hervorgegangen ist. Die deutsche Sektion der Internationalen Vereinigung rief im Dezember 1900 zur Gründung einer „Gesellschaft für Soziale Reform“ auf.
Die Gründungsversammlung fand am 6. Januar 1901 in Berlin statt. Generalsekretär wurde Ernst Francke. Ihm folgte 1919 Ludwig Heyde, der später auch Schriftleiter der Sozialen Praxis war. Vor allem in der Weimarer Republik wurde die Gesellschaft für Soziale Reform zu einer Plattform für die sozialpolitischen Interessenverbände, vor allem auch durch die Mitgliedschaft der Arbeitgeberverbände und der Gewerkschaften. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten löste sich die Gesellschaft im Jahr 1936 auf, führte aber mit dem „Büro für Sozialpolitik“ die Herausgabe der Zeitschrift „Soziale Praxis“ bis in das Jahr 1943 weiter. Seit 1936 wirkte Ludwig Preller als Schriftleiter dieser Zeitschrift, die bereits 1946 erste Versuche unternahm, das „Büro für Sozialpolitik“ und vor allem die Zeitschrift „Soziale Praxis“ wiederzubeleben. Am 22. Januar 1949 wurde in Frankfurt die „Gesellschaft für Sozialen Fortschritt e. V.“ als Nachfolgerin der Gesellschaft für Soziale Reform gegründet und Ludwig Preller zu ihrem Vorsitzenden gewählt. Ein wesentliches Kennzeichen der Gesellschaft – an dem sich bis heute nichts geändert hat – war schon damals, dass in ihr alle großen sozialpolitischen Interessenverbände, vor allem aber die Gewerkschaften und die Arbeitgeberverbände, ein Forum gefunden haben.
Wichtige Daten
1901 Gründung als Gesellschaft für Soziale Reform unter Vorsitz des Freiherrn von Berlepsch
1933 Auflösung der Gesellschaft für Soziale Reform; aber Weiterführung des im Jahre 1904 gegründeten Büros für Sozialpolitik
1943 Schließung des Büros für Sozialpolitik
1949 (22. Januar) Wiedergründung als Gesellschaft für Sozialen Fortschritt unter dem Vorsitz von Prof. L. Preller
1951 (14. Januar) Erste Mitgliederversammlung
Vorsitzende seit der Wiedergründung 1949
1949 Prof. L. Preller
1952 Prof. Dr. Friedrich Sitzler
1957 Dr. K. von Bismarck
1964 Dr. J. Doehring
1980 Prof. Dr. G. W. Brück
1983 Min.-Dir. a.d. D. Schewe
1999 Univ.-Prof. Dr. F. Schulz-Nieswandt
Zeitschrift
Die Gesellschaft gibt seit 1951 die Zeitschrift "Sozialer Fortschritt" heraus, die im Verlag Duncker & Humblot erscheint.
Weblinks
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