Getriebebau Nord

Getriebebau Nord
Getriebebau Nord GmbH & Co KG
Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1965
Sitz Bargteheide
Mitarbeiter ca. 2.800 (Oktober 2011)
Umsatz 337 Mio. EUR (Ergebnis für das Geschäftsjahr 2010)
Website www.nord.com

Die Getriebebau Nord GmbH & Co. KG, international auch als Nord Drivesystems bekannt, produziert mechanische und elektronische Antriebstechnik und ist einer der größten Getriebemotoren-Hersteller der Welt. Nord ist ein mittelständisches Familienunternehmen mit Hauptsitz in Bargteheide bei Hamburg.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gegründet wurde Getriebebau Nord im Jahr 1965 von Gustav Adolf Küchenmeister und Günter Schlicht, die beide zuvor bereits in der Antriebsbranche tätig waren. Küchenmeister brachte vor allem Vertriebserfahrung ein, Schlichts besondere Stärke lag im technischen Know-how. In den ersten Jahren produzierte Nord nur Getriebegehäuse, Wellen und Flansche selbst und kaufte alle übrigen Komponenten zu. Hinzu kam zunächst 1977 die eigene Zahnradfertigung in Glinde, anschließend begann man mit dem Ausbau des inzwischen außergewöhnlich breiten Getriebesortiments. 1979 begann Nord mit der Gründung von Tochterunternehmen weltweit. Seit den 1980er Jahren stellt Nord auch Antriebselektronik her. Anfangs beschränkte sich dies auf Frequenzumrichter, wofür man sich im niedersächsischen Aurich mit Enercon zusammentat. Ab 1983 baute man außerdem eine eigene Elektromotorenfertigung auf; durch Übernahme eines Motorenwerks in Italien wurde dieser Bereich ab 1997 noch deutlich verstärkt. Günter Schlicht schied zwischenzeitlich aus dem Unternehmen aus. Im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts brachte Nord schließlich noch einen Servocontroller (einen elektronischen Regler, der für anspruchsvolle, hochdynamische Antriebsanwendungen benötigt wird) auf den Markt. G.A. Küchenmeister hat sich inzwischen ebenfalls aus der Führung des Unternehmens zurückgezogen und diese an seine Kinder abgegeben: Geschäftsführer sind schon seit 1991 seine Tochter Jutta Humbert und sein Sohn Ullrich Küchenmeister.

Organisation und Geschäftsfelder

Nord hat etwa 2.500 Mitarbeiter weltweit (Stand: Oktober 2010) und setzte zuletzt (im Geschäftsjahr 2009) rund 267 Millionen Euro um. Bereits knapp anderthalb Jahrzehnte nach der Gründung begann die Internationalisierung des Unternehmens. Nach und nach eröffnete man Niederlassungen und Montagewerke auf mehreren Kontinenten. Im Jahr 2010 ist Nord in über 60 Ländern mit eigenen Vertretungen präsent. Produziert wird in vier norddeutschen Werken, nämlich dem Stammsitz in Bargteheide sowie in Glinde (Schleswig-Holstein), Aurich (Niedersachsen) und Gadebusch (Mecklenburg-Vorpommern), und im Ausland in San Giovanni in Norditalien, in Nowa Sol in Polen, im französischen Vieux Thann, in Waunakee in den USA, in Suzhou im Süden Chinas und in Pune im indischen Bundesstaat Maharashtra. Die kundenspezifische Endmontage und Auslieferung von Antrieben erfolgt durch ein Montagezentrum in der Region des Abnehmers, die es weltweit an rund 35 Standorten gibt.[1] Um schnell und flexibel liefern zu können, basieren die meisten Systeme auf Modulbauweise. Nord hat zum Beispiel das in der Antriebstechnik-Branche verbreitete Baukasten-Konstruktionsprinzip sehr weitreichend bei Schneckengetrieben umgesetzt und bietet eine modulare Baureihe an, die die Konstruktion Zehntausender unterschiedlicher, anwendungsspezifisch abgestimmter Antriebsvarianten aus einer überschaubaren Zahl von Elementen erlaubt, die sich gut am Lager verfügbar halten oder schnell anliefern lassen.[2]

Nord betreut und beliefert Tausende von Maschinen- und Anlagenbauern der unterschiedlichsten Branchen. Das Spektrum reicht dabei von Lösungen mit eher einfachen Kompakt-Antrieben, zum Beispiel für Förderbänder an Flughäfen, bis zu speziellen Lösungen wie etwa besonders geräuscharmen Antrieben, wie sie hinter den Kulissen für Theaterbühnen, in Opern und Konzerthäusern benötigt werden.[3]

Erfindungen und besondere technische Lösungen

Getriebebau Nord erfand 1980/81 das Blockgehäuse-Konzept für Getriebemotoren und bot als erster Hersteller Antriebe im Blockgehäuse an. Bei dieser Innovation besteht das Gehäuse aus einem einzigen Block. Vorher hingegen wurde es üblicherweise aus zwei Halbschalen zusammengesetzt, an deren Verbindungsfläche im laufenden Betrieb wirkende Kräfte zu Verwindungen führen konnten. Mit einem einteiligen Block fällt dieses für die Zuverlässigkeit und Langlebigkeit des Getriebemotors abträgliche Phänomen einfach weg.[4] Da das Prinzip bei der Erfindung nicht umfassend patentiert wurde, setzte sich die Idee schnell in der gesamten Branche durch. Heute sind Getriebemotoren-Modelle so gut wie aller Hersteller in einteiligen Gehäuseblöcken untergebracht.

Im Bereich der Antriebselektronik hat Nord ein ungewöhnliches Konzept beim Hardware-Design des hauseigenen Servoreglers umgesetzt. Anders als bei der bis dahin üblichen Architektur werden in Nords Regler praktisch alle Aufgaben von einem einzigen DSP-Chip (einem digitalen Signalprozessor) erledigt. Das bringt einen Geschwindigkeitsvorteil, weil im Gegensatz zu konventionellen Reglern bei einem solchen Servo nicht intern Daten zwischen unterschiedlichen Subsystemen der Elektronik ausgetauscht und synchronisiert werden müssen.[5]

Am Markt und als technischer Vorreiter ist man mit dieser Idee und dem entsprechenden Produkt aber bisher längst nicht so erfolgreich wie mit dem Blockgehäuse-Konzept. In der Automatisierungsbranche, der fast alle Kunden von Nord angehören, wird das Unternehmen trotz des inzwischen sehr breiten Sortiments an Leistungselektronik immer noch nicht klar als Komplettanbieter, sondern wohl weiter vorrangig als Mechanik-Spezialist wahrgenommen. So weist eine Marktstudie aus dem Jahr 2004 nach, dass die Marke als Frequenzumrichter-Hersteller zum Zeitpunkt der Erhebung deutlich weniger bekannt war als wichtige Wettbewerber.[6]

Produkt- und Leistungsspektrum im Überblick

  • Getriebemotoren, Getriebe, Elektromotoren, Industriegetriebe, IE2-Motoren
  • Frequenzumrichter, Servoregler
  • Antriebstechnische Komplett- und Sonderlösungen, Anwendungsberatung, explosionsgeschützte Antriebssysteme, energiesparende Antriebssysteme, dezentrale Antriebslösungen

Weblinks

Quellen

  1. "Global tätiger Antriebsspezialist mit hanseatischen Wurzeln". Maschinenmarkt Special Innovativer Norden 2007, S. 10-11. Vogel Industrie Medien, Würzburg 2007.
  2. "Getriebe on demand". antriebstechnik 2/2006, S. 42-43. Vereinigte Fachverlage, Mainz 2006.
  3. "TR trifft: Jutta Humbert, Getriebebau Nord." Technische Revue Nr. 5 Mai 2007, S. 48. Thomas Industrial Media, Hattingen 2007.
  4. "Auf Wachstumskurs." cav Chemie Anlagen Verfahren 3/2005, S. 37-38. Konradin Verlag, Leinfelden-Echterdingen, März 2005.
  5. "Dynamische Einprozessor-Intelligenz." elektro AUTOMATION 56. Jg. Nr. 4, S. 55-56. Konradin Verlag, Leinfelden-Echterdingen, April 2003.
  6. "Bekanntheitsgrade Frequenzumrichter-Anbieter". elektro AUTOMATION Online. Konradin Verlag, Leinfelden-Echterdingen, o.J. http://www.ea-online.de/ea/live/anbieter/detail/7.html. Im hier veröffentlichten Ranking des Bekanntheitsgrades von Anbietern von Frequenzumrichtern rangiert Getriebebau Nord mit einem Bekanntheitsgrad von 15,1% auf dem neunten Platz.

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