- Getting Things Done
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Getting Things Done (GTD) ist eine Selbstmanagement-Methode von David Allen, die ihren Nutzern effizientes und belastungsfreies Arbeiten ermöglichen soll. Sie strebt an, den gesamten Alltag einer Person u.a. mit kontextbezogenen Aufgabenlisten zu erfassen.
Hauptprinzip der Methode ist, dass der Nutzer alle seine anstehenden Tätigkeiten in einem Verwaltungssystem notiert und dadurch den Kopf frei hat für Wichtigeres, nämlich die Erledigung der aktuellen Aufgabe, ohne befürchten zu müssen, andere Aufgaben zu vergessen.
Inhaltsverzeichnis
Überblick
Die GTD-Grundsätze sind:
- Sammle alle Tätigkeiten, die erledigt werden müssen, in einem logischen und vertrauenswürdigen System außerhalb deines Kopfes.
- Entscheide diszipliniert über jeglichen Input, den du in dein Leben lässt, damit du immer weißt, was der nächste Schritt ist.
GTD trennt Termine und Aufgaben. Termine werden in einem Kalender festgehalten und Aufgaben systematisch auf Kontextlisten geschleust. Der Kalender und die Kontextlisten sind die Hilfsmittel zur Bewältigung des Alltags. Die Bezeichnungen der einzelnen Kontextlisten legt jeder individuell fest. David Allen empfiehlt, sie nach den zur Erledigung der Tätigkeiten notwendigen Ressourcen zu benennen: Geeignete Namen der Kontextlisten sind beispielsweise „Telefon“, „Internet“ oder „Auto“. Bei einer wöchentlichen Durchsicht werden die Kontextlisten überprüft und auf den neuesten Stand gebracht.
Die Einführung von GTD beginnt mit einem vollständigen Zusammentragen aller „losen Enden“. Unter „losen Enden“ versteht David Allen alle Tätigkeiten, Ziele, Projekte, Verpflichtungen, welche im Umfeld oder im Kopf der jeweiligen Person noch unerledigt sind. Alle sogenannten „losen Enden“ werden erfasst, im Eingang gesammelt und in das System eingebunden.
Alle Elemente des Eingangs, deren Bewältigung aus mehr als einer Tätigkeit bestehen, werden als Projekte bezeichnet. Ein Projekt kann also aus zwei, aber auch aus hundert Tätigkeiten bestehen. Zwei Beispiele für ein Projekt im Sinne von GTD wären zum einen „Terminvereinbarung mit Frank in der Bar XYZ“ oder zum anderen „Diplomarbeit“. Das nicht so umfassende Projekt „Terminvereinbarung mit Frank in der Bar XYZ“ besteht aus mindestens 2 Tätigkeiten, nämlich „Frank anrufen“ und „Tischreservierung für 2 Personen in der Bar XYZ“. Für jedes Projekt muss immer der jeweils nächste machbare Schritt formuliert werden und auf einer der Kontextlisten erscheinen. Dies garantiert, dass kein unbemerkter Stillstand für ein Projekt im System entsteht. Die Tätigkeit „Frank anrufen“ ist der „nächste Schritt“ des Projektes „Terminvereinbarung mit Frank in der Bar XYZ“ und würde im obigen Beispiel der Kontextliste „Telefon“ zugeordnet.
Bei der Bewältigung der Tätigkeiten sollte die „2-Minuten-Regel“ berücksichtigt werden: „Dauert eine Tätigkeit weniger als 2 Minuten, sollte sie umgehend erledigt werden“. Projekte, bei denen erst in Zukunft eine Tätigkeit möglich ist, werden in einem Wiedervorlage-System, z. B. einer Wiedervorlage-Mappe, verankert (Tickler File). Projekte oder Tätigkeiten, denen man im Augenblick bewusst nicht nachgeht, die aber interessante Projekte in Zukunft sein könnten, werden als „Vielleicht/Irgendwann“ kategorisiert und als Ideen aufbewahrt.
Die Pflege des Systems erfolgt mittels einer wöchentlichen Durchsicht. Hier werden die Termine des Kalenders geprüft, Erinnerungen in den Kalender geschrieben, der Fortschritt der Projekte begutachtet und neue notwendige Tätigkeiten ins System eingespeist.
Das GTD-System wird durch Listen (nicht zu verwechseln mit den oben erklärten „Kontextlisten“) ergänzt. Hier kann beispielsweise eine Liste mit langfristigen Zielen erstellt werden. Bei der Wochendurchsicht wird geprüft, ob alle hinzugekommenen Projekte mit den eigenen langfristigen Zielen im Einklang stehen. Es wäre auch eine Liste mit routinemäßigen Tätigkeiten denkbar, wie zum Beispiel „Büropost zum Sammelkorb bringen“ oder „Eintrag ins Fahrtenbuch schreiben“.
Prinzipien
Erfassen
Alles wird zusammengetragen und in den „Eingang“ gelegt (ähnlich wie ein Posteingang, meist in Form eines Korbes). Das Füllen des Eingangs dauert beim ersten Mal mehrere Tage. Später wird der Korb fortlaufend gefüllt und täglich geleert. Es kann mehrere Eingangskörbe geben (z. B. auch elektronische wie E-Mail-Eingang, Mailbox). Die Zahl der Eingangskörbe sollte möglichst niedrig, beziehungsweise gerade so hoch wie notwendig gehalten werden.
Durcharbeiten
Hier werden die Elemente des Eingangs durch das System geschleust. Beim Durcharbeiten muss man sich unter anderem folgende Fragen stellen, welche zur korrekten Einordnung der Elemente im System führen:
- Worum handelt es sich?
- Kann jetzt etwas unternommen werden?
- Was ist der nächste Schritt?
- Wie lange dauert diese Tätigkeit?
- Erledige ich die Tätigkeit selbst?
Beim Durcharbeiten gibt es folgende Richtlinien:
- Fang oben im Eingangskorb an
- Schleuse immer nur ein Element durchs System
- Lege ein Element nie in den Eingangskorb zurück
falls eine Handlung erforderlich ist,
- führe sie sofort durch, wenn sie weniger als 2 Minuten in Anspruch nimmt,
- delegiere sie oder
- verschiebe sie als „nächsten Schritt“ auf eine der Kontextlisten
falls keine Handlung erforderlich ist,
- archiviere es als Referenzmaterial,
- wirf es in den Müll oder
- kennzeichne es als „Vielleicht/Irgendwann“
Organisieren
David Allen gibt verschiedene Kategorien für die Zwischenlagerung der Elemente des Eingangs nach dem Durcharbeiten vor:
- Nächste Schritte
- Diese Elemente werden zu den Kontextlisten transportiert.
- Projekte
- Ein Element des Eingangs, welches zur Vollendung mehr als eine Tätigkeit erfordert. Formuliere für jedes Projekt immer einen „nächsten Schritt“, eine „Erinnerung“ im Kalender, oder ein „Warten auf“, damit ein Projekt nicht unbemerkt im System existieren kann.
- Warten auf
- Tätigkeiten, die an jemanden delegiert wurden.
- Vielleicht/Irgendwann
- Ideen, die vielleicht (also noch nicht entschieden) irgendwann (also ohne benennbaren Zeitpunkt) zu Projekten werden können. Beim Wochenrückblick werden aktuell gewordene in Projekte verwandelt, uninteressant gewordene entfernt.
- Eine Arbeitsfelder- und Projektorganisation auf diesem Weg erstellen.
- Terminkalender
- Der Terminkalender bildet den harten Zeitrahmen. Hier sind nur Termine und Aktivitäten gelistet, die ausschließlich zu einem bestimmten Zeitpunkt/Zeitfenster möglich oder durchzuführen sind (z. B. bereits vereinbarte Besprechungen mit anderen Personen, gebuchte Reisetermine). Alles, was „so bald wie möglich“ erledigt werden soll, steht auf den Kontextlisten und nicht im Terminkalender. Hinweise auf Artikel zur Wiedervorlage aus den „Vielleicht/Irgendwann“- oder „Warten auf…“-Listen dürfen auch im Kalender notiert werden.
- Referenzmaterial
- Diese Kategorie enthält das Begleitmaterial für die tägliche Arbeit und kann individuell gestaltet werden. Das Referenzmaterial kann gleichzeitig als Archiv dienen oder nur Begleitmaterial zu aktuellen Projekten enthalten. Bei der materiellen Umsetzung dieser Kategorie gibt es ebenfalls mehrere Möglichkeiten, wie zum Beispiel Hängeregister, Rollschränke, Karteikästen oder Wiedervorlagemappen. Wie man diese Kategorie auch realisiert, es muss Spaß machen, Dinge dort abzulegen oder zu entnehmen und somit ist es jedem selbst überlassen, welche Möglichkeit man in Betracht zieht. Das Ablegen sollte allerdings möglichst einfach und schnell möglich sein ("2-Minuten-Regel"), damit sich kein Stapel mit abzulegenden Dingen bildet.
Durchsicht/Kontrolle
Ein Blick auf die Kontextlisten und in den Terminkalender erfolgt mindestens einmal täglich. Einmal in der Woche erfolgt die Wochendurchsicht. Hierbei werden die Termine geprüft, die erfolgreich abgeschlossenen Tätigkeiten aus dem System genommen, mindestens ein nächster Schritt für jedes aktuelle Projekt festgelegt, der Eingangskorb ins System eingepflegt und neue Ziele und Projekte definiert und ebenfalls eingespeist.
Erledigen
Erledigung der nächsten Schritte, die auf der passenden Kontextliste aufgeführt sind. Die Sinnhaftigkeit des Systems kann man erkennen, wenn der Großteil der Zeit mit dem Erledigen verbracht werden kann.
Techniken und Werkzeuge
Grundsätzlich ist für die Anwendung von GTD kein Computer notwendig. Im englischsprachigen Raum sind besonders beliebte Materialien zur Umsetzung von GTD das Notizbuch, der Hipster PDA und der Karteikasten „43folders“.
Jedoch kann die Umsetzung mit Computerunterstützung erleichtert werden.
Zum einen ist eine Umsetzung mit vorhandener Software, z. B. mit PIM oder ähnlichem möglich. Andererseits gibt es inzwischen einige auf diese Arbeitsweise zugeschnittene Programme.
Siehe auch: Liste von GTD-Software
Kritik
Getting Things Done wird - wie vielen vergleichbaren Selbstmanagement-Methoden - vorgeworfen, es stelle keine echte Neuschöpfung sondern vielmehr ein Kompendium bereits etablierter Praktiken, wie sie bspw. in Cathy Collins Time Management for Teachers aus dem Jahr 1987 dargestellt werden, dar.
Darüber hinaus wird kritisiert, dass keine empirischen Studien existieren, welche die Wirksamkeit der Methode nachweisen könnten.[1]
In seinem E-Book Zen To Done kritisiert Leo Babauta außerdem, dass Getting Things Done im Kern zwar ein lobenswerter Ansatz sei, dass es aber eine übervolle unstrukturierte Abfolge von Gewohnheitsänderungen mit zu wenig Gewicht auf das Handeln und die Persönlichkeit des Einzelnen darstelle. Hierdurch werde mehr Stress erzeugt als abgebaut.[2]
Rezeption
Getting Things Done wurde mehrfach in den Medien rezipiert.[3][4][5]
Literatur
- David Allen: Wie ich die Dinge geregelt kriege. Selbstmanagement für den Alltag. Piper 2007, ISBN 978-3-492-24060-4
- David Allen: So kriege ich alles in den Griff. Selbstmanagement im Alltag. Piper 2008, ISBN 978-3-492-25191-4
Einzelnachweise
- ↑ Francis Heylighen and Clément Vidal: Getting Things Done: The Science behind Stress-Free Productivity. ECCO - Evolution, Complexity and Cognition research group, Vrije Universiteit Brussel; 2008. (PDF, 390 KB)
- ↑ Leo Babauta: Zen to done; (PDF, 393 KB)
- ↑ Wade Roush: "Getting Things Done": Wie Technologie bei der Selbstorganisation helfen kann. Heise Technology Review, 28. April 2006
- ↑ Jena McGregor: Getting Serious About Getting Things Done. Can David Allen and his GTD methods help with productivity? BusinessWeek, August 25 & September 1, 2008
- ↑ Getting Things Done: Zwischen Chaos und Terminkalender. DRadio Wissen, 2. Februar 2010
Weblinks
- GTD-Grundlagen-Artikelserie
- Vergleich von GTD-Software (englisch)
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