- Giant Magellan Telescope
-
Das Giant Magellan Telescope (GMT) ist ein geplantes Riesenteleskop im Hochland von Chile, das im Jahr 2019 fertiggestellt werden soll. Nach seiner genauen Kalibrierung soll es eine bis zu zehnfach bessere Auflösung (Trennschärfe) als das Hubble-Weltraumteleskop haben. Sein Name lässt die „Verwandtschaft“ mit den beiden Magellan-Teleskopen der chilenischen Las Campanas-Sternwarte anklingen.
Inhaltsverzeichnis
Planung
Es soll nach Fertigstellung aus 7 Primärspiegeln mit je 8,4 m Durchmesser bestehen. Um einen zentralen Spiegel, mit einer Mittelöffnung für den Cassegrain-Fokus, sind die restlichen 6 eng peripher angebracht, wobei alle auf einer gemeinsamen azimutalen Montierung aufgebaut sind. So entsteht ein Teleskop mit einem effektiven Spiegeldurchmesser von 21,4 m (Fläche), bzw. 24,5 m (Auflösung). Als Vorbild dieser Bauweise gilt das Large Binocular Telescope (mit zwei derartigen Spiegeln) auf dem Mt. Graham in dem US-Staat Arizona. Die Brennweite des Primärspiegels ist mit 18 m für ein solches Gerät extrem kurz (f/0,7), was eine sehr kompakte Bauweise ermöglicht. (Zum Vergleich: Der Primärspiegel des Hale-Teleskop des Palomar-Observatoriums hat mit seinem 5-m-Spiegel 17 m Brennweite.) Die effektive Brennweite des Gesamtsystems soll 203m betragen (f8,0). Bei der optischen Bauweise handelt es sich um ein aplanatisches Gregory-Teleskop. Die Größe des vignettierungsfreien Bildfeldes soll 26 Bogenminuten betragen. (Zum Vergleich: der scheinbare Durchmesser des Vollmondes beträgt ca. 30 Bogenminuten.)
Hauptbefürworter für das GMT ist der Amerikaner Roger Angel, der Gründer des Spiegel-Laboratoriums des Steward Observatoriums der Universität von Arizona. Dieses Labor hat - zusammen mit Schott & Gen. Mainz - Erfahrung im Guss „leichter“ Riesenspiegel mit Hilfe rotierender Öfen. Die Rotation erzeugt bereits beim Guss eine parabolische Spiegeloberfläche und reduziert den nachfolgenden Schleifaufwand bedeutend. Während die Schott-Spiegel dünne, verformbare Menisken sind (wie die des Very Large Telescopes), sind die Spiegel des genannten Labors starr, mit einer Wabenkonstruktion auf der Rückseite, die zusammen mit dem Spiegel aus japanischem Borosilikatglas (Typ E6 von Ohara) gegossen wird.
Besonderheiten
Das Neue am GMT ist der auch vom o.g. Labor getätigte Schleif- und Poliervorgang der sechs peripheren Primärspiegel, denn dieser muss asymmetrisch sein. Die Sponsoren haben von den auf 400-500 Millionen US-Dollar geschätzten Gesamtkosten zunächst 20 Millionen zur Herstellung und Prüfung eines asymmetrischen Primärspiegels und des dazugehörigen Sekundärspiegels freigegeben. Der Primärspiegel wird derzeit poliert. Außerdem wird an einem 1/5 Modell die Optik studiert.
Zum Erreichen der höchstmöglichen Auflösung (λ/D= 600nm/24,5m ⇒0,005 Bogensekunden, 10x besser als das Hubble Space Teleskop) erhalten die sieben dünnen, verformbaren Sekundärspiegel von etwa 1 m Durchmesser adaptive Optiken.
Durch die bei der vorgesehenen Brennweite relativ kompakte Bauweise ist der benötigte Kuppelbau nur unwesentlich größer als der des Palomar-Observatoriums. Als Standort für das Teleskop wird zurzeit das Las Campanas-Observatorium in den chilenischen Anden favorisiert, unweit des VLT.
Organisation
Die Mitglieder der Giant Magellan Telescope Organization (GMTO) sind:
- Observatorien der Carnegie Institution of Washington (OCIW)
- Harvard University
- Smithsonian Astrophysical Observatory
- Texas A&M University
- University of Arizona
- University of Chicago
- University of Texas at Austin
- Australian National University
- Astronomy Australia Limited
- Korea Astronomy and Space Science Institute
Fertigstellung
Der Vertrag zum Bau wurde im Februar 2009 geschlossen. Der Baubeginn ist für 2012, die Fertigstellung für 2019 geplant. Für einen ersten, 2005 im Mirror Lab der University of Arizona gegossenen Primärspiegel wird voraussichtlich 2010 Politur und Test abgeschlossen sein. Von den geschätzten Kosten in Höhe von 700 Millionen Dollar sind 130 Millionen bereits zugesagt.[1]
In Zukunft soll vielleicht noch ein zweites GMT in der Antarktis gebaut werden. Mögliche Standorte wären der Dome C oder der Dome A (mit einer Höhe von 4200 m über NN), die für Teleskope wohl die besten Standorte auf unserem Planeten darstellen.
Literatur
- Scientific American. New York 2005,12 (Dez.) S. 24,25 u. May 2006,5 (Mai), S. 52-59. ISSN 0036-8733
- Roger Angel, Jon Lawrence, John Storey: Concept for a second Giant Magellan Telescope (GMT) in Antarctica. 2nd Bäckaskog Workshop on Extremely Large Teleskopes, Bäckaskop Castle, Sweden. School of Physics. University of New South Wales, Sydney 2004, abgerufen am 2008 (pdf).
- H.M. Martin u.a.: Manufacture of 8,4 m off-axis segments, a 1/5 scale demonstration. Optical Sciences Center. University of Arizona, Tucson 2004(?), abgerufen am 2008 (pdf).
Weblinks
Einzelnachweise
Kategorien:- Bodengebundenes Observatorium
- Wissenschaft und Forschung in Chile
Wikimedia Foundation.