Girls’ Day

Girls’ Day

Der Girls’ Day ist ein einmal im Jahr stattfindender Aktionstag, der speziell Mädchen und Frauen motivieren soll, technische und naturwissenschaftliche Berufe zu ergreifen. Er soll damit dazu beitragen, den Anteil der weiblichen Beschäftigten in den sogenannten „Männerberufen“ zu erhöhen und damit den sich abzeichnenden Fachkräftemangel in der Industrie zu verringern. Der Boys' Day kann als Pendant dazu mit Aktionen für Jungs angesehen werden.

Inhaltsverzeichnis

Verschiedene Unternehmen, überwiegend in der Industrie, laden Mädchen ab der fünften Schulklasse in ihr Unternehmen ein und geben Gelegenheit, Arbeitsplätze in Technik, Naturwissenschaften, Handwerk und Informationstechnik kennenzulernen. Der größte Teil der Unternehmen und Institutionen (über 80 Prozent) lädt zum Girls’ Day interessierte Mädchen zu sogenannten „offenen Veranstaltungen“ ein. In einem kleineren Teil der Organisationen erhalten Mitarbeitertöchter die Gelegenheit, den Arbeitsplatz ihrer Eltern kennenzulernen. Üblicherweise wird der Girls’ Day von einem Rahmenprogramm begleitet, bei dem die Mädchen den Betrieb vorgestellt bekommen und Gelegenheit haben, selbst Fragen zu stellen und aktiv zu werden.

Girls’ Day-Teilnehmerinnen bewerten das Image technisch-naturwissenschaftlicher Berufe zunehmend positiv. Sie sehen diese Berufe heute häufiger als abwechslungsreich an als noch vor fünf Jahren, das bestätigt eine Langzeitstudie zum Aktionstag. Seit Einführung des Girls’ Day entwickeln sich die Zahlen der Ausbildungs- und Studienanfängerinnen in technischen Bereichen positiv. Mit über 21.000 Studienanfängerinnen in den Ingenieurwissenschaften begannen zuletzt so viele Frauen wie noch nie ein Technikstudium. In 10 Prozent der beteiligten Unternehmen sind ehemalige Girls’ Day-Teilnehmerinnen in technischen Berufen tätig.[1] [2]

In Deutschland ist der Girls’ Day eine Gemeinschaftsinitiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der Initiative D21, der Bundesagentur für Arbeit, des Deutschen Gewerkschaftsbundes, der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, des Zentralverbands des Deutschen Handwerks und des Bundesverbands der Deutschen Industrie. Die Bundesweite Koordinierungsstelle für den Girls’ Day ist beim Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V. angesiedelt.

Das Land Brandenburg bietet seit 2002 anstatt des Girls’ Day den „Zukunftstag für Mädchen und Jungen“ an. An diesem Projekttag können alle Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen sechs bis neun geschlechteruntypische Berufe in Unternehmen kennenlernen. So sollen nicht nur Mädchen typische Männerberufe in ihre Berufswahl stärker einbeziehen, sondern auch Jungen typische Frauenberufe (z.B. Kita, Grundschule und Pflege). Der Brandenburger Zukunftstag dient damit auch der allgemeinen Fachkräftesicherung. Der 9. Zukunftstag findet am 14. April 2011 statt.

Girls’ Days in Deutschland
Datum Veranstaltungen Teilnehmerinnen
26. April 2001 39 1.800
25. April 2002 1.267 42.500
8. Mai 2003 3.905 101.000
22. April 2004 5.303 114.000
28. April 2005 6.974 127.000
27. April 2006 7.085 122.000
26. April 2007 8.113 138.000
24. April 2008 8.583 133.000
23. April 2009 9.098 127.000
22. April 2010 9.618 123.000
14. April 2011

Vorläufer

Eine Vorläufervariante des Aktionstags wurde 1993 in New Orleans in den USA von der Organisation Ms. Foundation for Women veranstaltet. Der take our daughters to work day wurde inzwischen in take our daughters and sons to work („nehmt unsere Töchter und Söhne mit zur Arbeit“) umbenannt und ist ein Tag ausschließlich für Kinder von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Unternehmen. Er findet – wie auch der Girls’ Day – Mädchen-Zukunftstag – üblicherweise am vierten Donnerstag im April statt. Der Girls’ Day ist im Gegensatz zu dieser Vorläufervariante nicht auf Mitarbeiterkinder beschränkt. Ziel des Girls’ Day ist auch nicht in erster Linie das Kennenlernen der Arbeitsplätze der Eltern. Mädchen sollen an diesem Tag die Chance auf einen möglichst breitgefächerten Einblick in Berufsbereiche erhalten, in denen bisher nur wenige Frauen arbeiten. Angestrebt wird, dass Schülerinnen sich ihren Girls’ Day-Platz selbst auswählen können. Häufig ergreifen sie die Initiative zur Anmeldung selbst (60 Prozent). Töchtertage wurden in einzelnen Unternehmen in Europa seit dem Jahr 2000 durchgeführt. Den Girls’ Day – Mädchen-Zukunftstag – gibt es seit dem Jahr 2001. Ursprungsland ist Deutschland.

Name

Der Name des Aktionstags wurde anhand einer kleinen Umfrage innerhalb der entsprechenden Zielgruppe (Mädchen im Alter von zehn bis 15 Jahren) in Schulklassen und Mädchen-Treffs gewählt. Girls’ Day war der von den befragten Mädchen bevorzugte Name. Da die Bezeichnung auch in der deutschen Sprache das Ziel dieses bundesweiten Aktionstags ausdrücken soll, lautet der vollständige Name „Girls’ Day – Mädchen-Zukunftstag“.

In Österreich findet der Girls’ Day seit April 2002 jährlich statt. Der EuRegio Girls’ Day wird in Zusammenarbeit der Regionen Salzburg, Berchtesgadener Land und Traunstein grenzüberschreitend durchgeführt.

In der Schweiz ist ein ähnlicher Aktionstag als Tochtertag bekannt.

Kritik am Girls’ Day

Trotz des Bundesprojekts „Neue Wege für Jungs“ kritisieren einige Institutionen, dass ein echtes männliches Äquivalent zum Girls’ Day bisher noch nicht existiere und es zu einer fragwürdigen, einseitigen Förderung komme. Bislang ist vorgesehen, dass Jungen am Girls’ Day normal zur Schule gehen oder an Aktionen zu den Themen soziale Berufe, Rollenbilder und Vereinbarkeit von Familie und Beruf teilnehmen. Kritik setzt an dieser Stelle an, da die Jungen in eine berufliche Richtung gebracht werden sollen, von der die Betreiber des Girls’ Day die Mädchen seit Jahren versuchen abzubringen. Gerade der Hinweis von Seiten der Feministinnen, die Stellung auf dem Arbeitsmarkt und der damit verbundene Status sei auch eine Machtfrage, lässt es umso mehr unplausibel erscheinen, Jungen die Arbeit als Kosmetiker, Friseur oder Florist näherzubringen. Der Fragebogen für Jungen enthält verschiedene Fragen zu Praktika, Ausbildung- und Berufswünschen und berufsbezogenen Präferenzen.[3]

Kritisiert wird auch, dass im Girls’ Day eine mangelnde Gleichberechtigung von Jungen und Mädchen und eine tendenzielle Bevorzugung von Frauen stattfindet. Jungen erzielen, wie die PISA-Studie[4] eindeutig zeigt, international bessere Ergebnisse in Mathematik, während Mädchen beim Lesen bereits in der Grundschule den Jungen überlegen sind. Der OECD zufolge, werden die Bildungsergebnisse von Mädchen und Jungen weniger durch unterschiedliche Begabung als durch geschlechtsbezogene Vorurteile und Stereotype beeinflusst.[5][6]

Die Bundeswehr als inzwischen größter Veranstalter am Girls’ Day wurde kritisiert gegen die UN-Kinderrechtskonventionen zu verstoßen. Entgegen der Selbstverpflichtung von einem Mindestalter von 14 Jahren wurde bereits bei elfjährigen Mädchen für den Beruf der Soldatin geworben.[7]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Forschungsreihe Girls’ Day
  2. Statistisches Bundesamt Vorbericht Studierende an Hochschulen - Wintersemester 2009/2010
  3. „Fragebogen für Jungs“ aus Anlass des Girls’ Day
  4. Kurzfassung PISA-Studie 2003
  5. OECD: Geschlechtsbezogene Vorurteile beeinflussen die Bildungsergebnisse von Jungen und Mädchen. Abgerufen am 19. Dezember 2010.
  6. Aktuelle Studie des Aktionsrates Bildung S. 15.
  7. http://www.heise.de/tp/artikel/34/34498/1.html

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