- Glaskubus (Mahnmal in Mannheim)
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Der Glaskubus ist eine moderne Gedenkskulptur in der Fußgängerzone von Mannheim.
Diese Gedenkskulptur wurde von dem in Freiburg im Breisgau lebenden Bildhauer Jochen Kitzbihler entworfen und auf den Planken im Jahr 2003 als lokales Mahnmal für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus aus Mannheim ein Glaswürfel mitten im Fußweg errichtet.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Das Mahnmal besteht aus einem gläsernen Kubus mit 3 Metern Kantenlänge, der bei Dunkelheit beleuchtet wird. Der übermannshohe Würfel selbst wurde schräg aufgestellt, so dass eine Achse auf den Mittelpunkt des Paradeplatzes weist. Auf den vier senkrechten Seitenflächen sind in Spiegelschrift 2400 Namen ermordeter Mannheimer Juden angebracht [1]. Deshalb können diese nur gelesen werden, wenn man durch die erste Scheibe hindurch die auf der gegenüberliegenden Seite des Mahnmals liest. Die Namen erscheinen bewusst nicht in einer übersichtlichen Ordnung. Durch diese Konzeption werden Passanten zum innehalten angeregt. Eine im Straßenpflaster daneben eingelassene Tafel erläutert, dass es sich um die Namen der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus in Mannheim handelt.
Damit werden der Stadt, so der ehemalige Oberbürgermeister Widder anlässlich der Übergabe des Mahnmals am 25. November 2003, mit ihren Namen zumindest symbolisch die Menschen zurückgegeben, die ihr 1940 und in den anderen Nazijahren aus dem lebendigen, pulsierenden Treiben herausgerissen worden waren. Jüdische Mannheimer wurden zuerst bedroht, gepeinigt, dann in das Camp de Gurs deportiert, gefoltert und schließlich von den Nationalsozialisten in den Vernichtungslagern ermordet. Die durch den Glaskörper gebildete Leere inmitten der belebten Einkaufsstraße verdeutliche die Lücke, die sie hinterlassen haben. [2]
Hintergrund
Mannheim hatte seit der Stadtgründung ein reiches jüdisches Leben, das großen Einfluss auf die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung der Stadt hatte. 1930 umfasste die jüdische Gemeinde über 6000 Mitglieder (über 5% der Bevölkerung). Von den vor der Machtergreifung 1244 jüdischen Betrieben blieben bis zum 1. März 1939 noch 64 übrig, d.h. sie waren noch rentabel, bzw. noch nicht „arisiert“. Die größten Gefangenentransporte von jüdischen Mannheimern gab es im Rahmen der Wagner-Bürckel-Aktion im September 1940.
Nach bescheidenen Anfängen nach dem Zweiten Weltkrieg mit einer kleinen Synagoge in der Maximiliansstraße umfasst die jüdische Gemeinde in Mannheim heute wieder etwa 600 Mitglieder und hat seit 1987 auch wieder eine große Synagoge im Stadtzentrum.
In den 1990er Jahren wandten sich Hinterbliebene der Mannheimer Holocaust-Opfer mit einer Unterschriftenliste an die Stadtverwaltung, um für ein Mahnmal zu werben. Im Mai 2001 lobte der Mannheimer Gemeinderat nach einmütigem Beschluss einen künstlerischen Wettbewerb aus, den der Bildhauer Jochen Kitzbihler gewann. Die technische Umsetzung erfolgte unter Leitung des Architekten Prof. Helmut Striffler.
Weitere Mahnmäler in der Stadt
Ein zunächst ganz normaler „innerstädtischer“ Wegweiser (Nr. 432, schwarze Schrift auf weißem Grund) auf dem Bahnhofsvorplatz erinnert viele Passanten täglich an die Deportation „nach Gurs“
Literatur
- Hans-Joachim Hirsch: Ich habe Dich bei Deinem Namen gerufen – Die Gedenkskulptur für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus in Mannheim. Mit Beiträgen von Peter Kurz, Jochen Kitzbihler und Helmut Striffler. Kleine Schriften des Stadtarchivs Mannheim Nr. 23. Verlagsbüro v. Brandt, Mannheim 2005, ISBN 3-926260-65-3, 120 Seiten
- Gustaf Jacob: Die Mannheimer Planken. Mannheim 1937.
Weblinks
Commons: Glaskubus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Mahnmal – Bilder, Entstehung
- Stadtgeschichte – Mahnmal für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus – Ein Mahnmal im Zentrum der Stadt Mannheim – Die Namen auf den vier Seiten (PDF)
- Informationen zu Jochen Kitzbihler
- Östliche Planken, die Umgebung des Standortes
Einzelnachweise
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