- Gleitender Mittelwert
-
Der gleitende Mittelwert wird auch gleitender Durchschnitt genannt. Gleitende Mittelwerte verringern die in einer Datenreihe vorhandene Variation. Daher werden sie oft verwendet, um Zeitreihen zu glätten. In der Signalverarbeitung sind gleitende Durchschnitte Tiefpassfilter, sie dämpfen vor allem hohe Frequenzen.
Inhaltsverzeichnis
Einfacher gleitender Mittelwert
Bei einer gegebenen Menge von Zahlen (Datenpunkten), in der Regel Zeitreihen y1, y2, ..., definiert man einen gleitenden Mittelwert der Ordnung n als Folge der arithmetischen Mittelwerte aufeinanderfolgender Datenpunkte.
Zentrierter gleitender Mittelwert
Ein einfaches Beispiel ist der zentrierte gleitende Mittelwert der Ordnung 3:
Allgemein ergibt sich für eine ungeradzahlige Ordnung n die Folge
Der Zeitreihenwert in der Mitte der Zählersumme gibt den Index t für vor. Für die ersten und letzten Zeitreihenwerte liegt also kein gleitender Durchschnittswert vor.
Spektrale Eigenschaften
Bildet man den zentrierten gleitenden Mittelwert n-ter Ordnung einer schwachstationären Zeitreihe Xt mit Spektraldichte fX, dann hat die gefilterte Spektraldichte
mit der Filterfunktion
- ,
wobei kn den Fejér-Kern bezeichnet. An der grafischen Darstellung für n = 3 kann man die Tiefpass-Eigenschaft erkennen, wo Frequenzen nahe 0 ungehindert passieren. [1].
Einseitiger gleitender Mittelwert
Bei Zeitreihen ist der zentrierte gleitende Mittelwert vorgreifend (ein nicht kausaler Filter), d.h. für die Berechnung von zum Zeitpunkt t werden Werte usw. aus der Zukunft von t benötigt, die oft nicht seriös abgeschätzt werden können.
Deswegen betrachtet man auch die einseitigen gleitenden Mittelwerte, die nur Werte aus der Vergangenheit von t verwenden.
Der einseitige gleitende Mittelwert zur Ordnung 3 ist entsprechend definiert als
- ,
wobei der jüngste Zeitreihenwert den Index für vorgibt.
Ein Beispiel für die Verwendung von einseitigen gleitenden Mittelwerten sind die üblichen 38- bzw. 200-Tage-Durchschnittswerte von Börsenkursen, die den gleitenden Mittelwert der vergangenen x Börsentage eines Wertpapierkurses beschreiben.Gewichteter gleitender Mittelwert
Ein gewichteter gleitender Mittelwert ordnet den Datenpunkten Gewichte zu. Bei einem gewichteten Mittelwert im engeren Sinn sind diese Gewichte arithmetisch abnehmende Werte.
Für den gewichteten gleitenden Mittelwert der Ordnung N erhält der jüngste Datenpunkt yN das Gewicht "n", der vorletzte "n-1", etc.d.h. jüngere Datenpunkte werden stärker gewichtet als weiter zurückliegende.
Exponentiell geglätteter Mittelwert
Der exponentiell geglättete Mittelwert ordnet den Datenpunkten einer Zeitreihe exponentiell abnehmende Gewichte zu. Somit werden auch hier jüngere Datenpunkte stärker gewichtet als weiter zurückliegende, jedoch noch stärker als beim gewichteten gleitenden Mittelwert.
Vergleich mit Digitalfilter
Ein gleitender Mittelwert kann auch als digitales Filter interpretiert werden, dann stellt es grundsätzlich einen Tiefpass dar.
- Der einfache gleitende Mittelwert (engl.: Simple Moving Average (SMA)) entspricht einem FIR-Filter mit N Filterkoeffizienten (und a0 = 1).
- Beim linear gewichteten gleitenden Mittelwert (engl.: (Linear) Weighted Moving Average ((L)WMA) steigen die Filterkoeffizienten linear an: (und a0 = 1).
- Der exponentiell geglättete Mittelwert (engl.: Exponential Moving Average (EMA)) entspricht einem IIR-Filter 1. Ordnung mit den Filterkoeffizienten b0 = α und a0 = 1, a1 = − (1 − α) mit dem Parameter .
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Jens-Peter Kreiß, Georg Neuhaus: Einführung in die Zeitreihenanalyse. Springer, 2006. ISBN 978-3-540-25628-1
Weblinks
-
Wikibooks: Gleitende Durchschnitte – Lern- und Lehrmaterialien
Wikimedia Foundation.