Glätten (Mathematik)

Glätten (Mathematik)

Glätten bedeutet im mathematischen Kontext, eine Kurve in eine Kurve mit geringerer Krümmung überzuführen, die gleichzeitig möglichst wenig vom Original abweicht. In diesem Sinn erfüllen Näherungspolynome niedriger Ordnung die Anforderungen des Glättens sehr gut. Glätten wird häufig synonym zum Wort Filtern gebraucht. Im Gegensatz zum Glätten bedeutet Filtern in der Mathematik, bestimmte Bestandteile oder Merkmale einer Kurve zu entfernen, meist Frequenzanteile oder Rauschen. Viele, aber nicht alle Filter haben auch die Eigenschaft des Glättens.

Das Verfahren, das am strengsten die Eigenschaft des Glättens erfüllt, ist die Whittacker-Henderson Methode.[1][2] Hier wird das Optimum zwischen Glattheit (minimale mittlere quadratische n-te Ableitung) und Genauigkeit (minimales Fehlerquadrat zum Original) berechnet. Das Verhältnis beider Größen wird als frei wählbarer Parameter vorgegeben.

Inhaltsverzeichnis

Glättungsverfahren aus der Statistik

Ausgleichungsrechnung
Findet zu einer gegebenen Datenmenge und einem gegebenen Modell die bestapproximierenden Parameter
Regressionsanalyse
Findet Beziehungen zwischen den gegebenen Daten
Lokale Regression
Regressionsanalyse mit lokaler (meist glockenförmiger) Gewichtung der umliegenden Werte

Glättungsverfahren aus Bild- und Signalverarbeitung

LTI-Filter

Die Fourieranalyse bildet die theoretische Basis für LTI-Filter. Sie zerlegt eine Funktion in eine Reihe von Sinus-Funktionen unterschiedlicher Frequenz. Aus diesem Frequenzspektrum können dann selektiv hohe Frequenzen gelöscht werden.

Es ist aber nicht zwingend notwendig, das Spektrum tatsächlich auszurechnen, denn es gibt eine äquivalente Methode, um Frequenzen aus einem Signal herauszufiltern: die sog. Faltung des Signals mit einem Filterkern (oft nur Filter genannt). Beispiel: Faltung mit dem Rechteck-Filter. Sie besteht einfach darin, an jeder Stelle des Signals den Wert jeweils durch den Mittelwert ihrer Nachbarn zu ersetzen. Komplexere Filter zeichnen sich dadurch aus, dass sie gewichtete Mittelwerte darstellen.

Im Kontext eindimensionaler Signale, wie Ton oder Spannungsverläufe, werden Filter, die hohe Frequenzen unterdrücken, Tiefpass-Filter genannt. Im Kontext zweidimensionaler Signale wie Bildern spricht man von Weichzeichnen. Verschiedene solcher Filter stehen zur Verfügung. Sie unterscheiden sich darin, mit welchem Gewicht benachbarte Werte in den Mittelwert eingehen. Einige bekannte Filter sind:

Rechteck-Filter
Seine Verwendung kann zu Artefakten führen, da er regelmäßig Frequenzen um eine halbe Periodenlänge verschiebt.
Sinc-Filter
stellt den idealen Tiefpass dar. D. h., er löscht Frequenzen unterhalb der gewünschten Schranke völlig aus – alle anderen bleiben unangetastet.
Gauß-Filter
schwächt Frequenzen gleichmäßig ab, je höher sie sind.
Exponentielle Glättung und gleitende Durchschnitte
werden häufig bei Zeitreihen eingesetzt. Die Gewichtung der Werte fällt exponentiell ab, je älter sie sind. Die jüngsten Daten haben das höchste Gewicht.

Nichtlineare Filter

Da die pauschale Unterdrückung hoher Frequenzen auch Kanten „verwischt“, existieren weitere Verfahren, die diese versuchen zu erhalten:

Rangordnungsfilter
verwenden im Gegensatz zum Rechteck-Filter nicht den Mittelwert, sondern bspw. den Median oder das Maximum.
Sigmafilter
Reduziert den Rauschanteil von Bildern, ohne die Kanten zu verfälschen.

Einzelnachweise

  1. Whittacker, E. T.: On a new method of graduation. In: Proceedings of the Edinburgh Mathematical Society 41 (1923), S. 63–75
  2. Die Whittacker-Henderson-Methode ist in der Ökonomie auch als Hodrick-Prescott-Filter bekannt und geht laut dieser Referenz auf den Astronom Schiaparelli zurück (1867). R. J. Hodrick, E.C. Prescott: Postwar US Business Cycles: An Empirical Investigation. In: Journal of Money, Credit & Banking 29 (1997), Feb, Nr. 1, S. 1–16

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Glätten — In der Alltagssprache meint Glättung oder Glätten das Beseitigen von Unebenheiten. Verallgemeinert handelt es sich um die Angleichung an allgemeine Eigenschaften durch Beseitigen kurzzeitig oder auf engem Raum auftretender Änderungen.… …   Deutsch Wikipedia

  • Distribution (Mathematik) — Eine Distribution bezeichnet im Bereich der Mathematik eine besondere Art eines Funktionals, also ein Objekt aus der Funktionalanalysis. Die Theorie der Distributionen ermöglicht es, Ableitungen für Funktionen zu bestimmen, die im klassischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Ableitung (Mathematik) — Die Differential bzw. Differenzialrechnung ist ein Gebiet der Mathematik und ein wesentlicher Bestandteil der Analysis. Sie ist eng verwandt mit der Integralrechnung, mit der sie unter der Bezeichnung Infinitesimalrechnung zusammengefasst wird.… …   Deutsch Wikipedia

  • Faltung (Mathematik) — In der Mathematik und besonders in der Funktionalanalysis beschreibt die Faltung, auch Konvolution (von lat. convolvere, „zusammenrollen“), einen mathematischen Operator, der für zwei Funktionen f und g eine dritte Funktion liefert. Anschaulich… …   Deutsch Wikipedia

  • Kurve (Mathematik) — In der Mathematik ist eine Kurve ein eindimensionales Objekt. Eindimensional bedeutet dabei informell, dass man sich auf der Kurve nur in einer Richtung (bzw. der Gegenrichtung) bewegen kann. Ob die Kurve in der zweidimensionalen Ebene liegt… …   Deutsch Wikipedia

  • Träger (Mathematik) — In der Mathematik bezeichnet der Träger (manchmal auch Support) die Nichtnullstellenmenge einer Funktion oder anderer Objekte. Inhaltsverzeichnis 1 Analysis 1.1 Träger einer Funktion 1.2 Träger einer Distribution …   Deutsch Wikipedia

  • Einbettung (Mathematik) — In verschiedenen Teilgebieten der Mathematik versteht man unter einer Einbettung eine Abbildung, die es ermöglicht, ein Objekt als Teil eines anderen aufzufassen. Häufig ist damit lediglich eine injektive Abbildung oder ein Monomorphismus gemeint …   Deutsch Wikipedia

  • Immersion (Mathematik) — Eine nicht injektive Immersion: R → R2, t → (t2 − 1, t · (t2 − 1)) In der Differentialgeometrie versteht man unter einer Immersion eine glatte Abbildung zwischen …   Deutsch Wikipedia

  • Glättung — bzw. Glätten steht für: mathematische Algorithmen, siehe Glätten (Mathematik) Verfahren zur Erzeugung glatter Oberflächen, siehe Glätten (Fertigungsverfahren) eine spezieller Putz und Spachtelauftrag im Bauwesen, siehe Glättetechnik optische… …   Deutsch Wikipedia

  • Abelsche Lie-Algebra — Lie Algebra berührt die Spezialgebiete Mathematik Lineare Algebra Lie Gruppen Physik Eichtheorie ist Spezialfall von Vektorraum …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”