Global Compact

Global Compact

Global Compact oder auch United Nations Global Compact ist der englische Name für einen weltweiten Pakt (deutsch: Globaler Pakt der Vereinten Nationen), der zwischen Unternehmen und der UNO geschlossen wird, um die Globalisierung sozialer und ökologischer zu gestalten.

Am 31. Januar 1999 wurde der Pakt offiziell von UN-Generalsekretär Kofi Annan in einer Rede anlässlich des Weltwirtschaftsforums in Davos allen interessierten Unternehmensführern angeboten. Die Internationale Handelskammer (ICC) war nicht nur der erste, sondern lange Zeit auch der einzige Ansprechpartner aus der Wirtschaft, der diese Initiative aufgriff. Bereits im Juli 1999 vereinbarten die ICC und Kofi Annan eine enge Zusammenarbeit. Die ICC gewann die ersten 50 multinationalen Unternehmen. Am 26. Juli 2000 wurde in New York die operative Phase gestartet.

Inhaltsverzeichnis

Prinzipien

Die Teilnahme am Global Compact ist denkbar einfach. In einem kurzen Brief an den UN-Generalsekretär erklärt ein Unternehmen seinen Willen, sich darum zu bemühen, in Zukunft bestimmte soziale und ökologische Mindeststandards einzuhalten (Praxisratgeber zur Erstellung einer Fortschrittsmitteilung - PDF 5,5 MB). Diese Grundsätze sind in zehn Prinzipien gefasst, die hier sinngemäß wiedergegeben werden.

Unternehmen, die den Global Compact unterschreiben, sollen …

  1. die international verkündeten Menschenrechte respektieren und ihre Einhaltung innerhalb ihrer Einflusssphäre fördern.
  2. sicherstellen, dass sie nicht bei Menschenrechtsverletzungen mitwirken.
  3. die Rechte ihrer Beschäftigten, sich gewerkschaftlich zu betätigen, respektieren sowie deren Recht auf Kollektivverhandlungen effektiv anerkennen.
  4. alle Formen von Zwangsarbeit bzw. erzwungener Arbeit ausschließen.
  5. an der Abschaffung von Kinderarbeit mitwirken.
  6. jede Diskriminierung in Bezug auf Beschäftigung und Beruf ausschließen.
  7. eine vorsorgende Haltung gegenüber Umweltgefährdungen einnehmen.
  8. Initiativen zur Förderung größeren Umweltbewusstseins ergreifen.
  9. die Entwicklung und die Verbreitung umweltfreundlicher Technologien ermutigen.
  10. gegen alle Arten der Korruption eintreten, einschließlich Erpressung und Bestechung.

Die Korruptionsbekämpfung wurde nachträglich aufgenommen.

Die unterzeichnenden Unternehmen sollen einen jährlichen Bericht darüber verfassen.

Beteiligte

Weltweit 7.000 Teilnehmer verpflichteten sich bis Mitte 2009 den zehn Prinzipien des Global Compact, davon 5.000 Unternehmen. Da der Global Compact ein Multi-Stakeholder-Netzwerk ist, beteiligen sich neben Unternehmen auch Zivilgesellschaft, Forschungseinrichtungen, Wirtschafts- und Arbeitnehmerverbänden sowie Städte.

Auf Seiten der UNO beteiligen sich folgende Organisationen:

  • der Hohe Kommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte UNHCHR,
  • die Internationale Arbeitsorganisation (ILO),
  • das Umweltprogramm der Vereinten Nationen UNEP,
  • das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen UNDP,
  • die Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung UNIDO,
  • das Büro der Vereinten Nationen für Drogen und Verbrechen UNODC.

Im Jahr 2005 wurde der Präsident der Novartis Stiftung für nachhaltige Entwicklung Klaus Leisinger von Kofi Annan, dem Generalsekretär der Vereinten Nationen, als Nachfolger von John Ruggie zum Sonderberater für den Global Compact ernannt.

Auf regionaler Ebene schließen sich die Teilnehmer in nationalen Netzwerken zusammen. Mittlerweile sind über 80 dieser nationalen Netzwerke etabliert oder im Entstehen.

Das Deutsche Global Compact Netzwerk

Die deutschen Teilnehmer des Global Compacts organisieren sich seit 2001 im Deutschen Global Compact Netzwerk, mit über 150 Teilnehmern im November 2009. Das Netzwerk umfasst 20 der DAX-30 Konzerne, kleine und mittelständische Unternehmen sowie wissenschaftliche Einrichtungen wie die Freie Universität Berlin und Nichtregierungsorganisationen wie Amnesty International und Transparency International.

Die Koordination des Netzwerks hat 2001 die Deutsche Gesellschaft für technische Zusammenarbeit übernommen. Dies geschieht im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und der Unternehmen im Global Compact sowie in Abstimmung mit dem Auswärtigen Amt und der Internationalen Handelskammer.

Kritik

Die Prinzipien des Global Compact sind Minimalstandards, die auf Dokumenten beruhen, die von einem Großteil der Völkergemeinschaft akzeptiert werden und daher ohnehin in die nationale Rechtsprechung eingeflossen sind. Sie werden daher als zu schwach und unwirksam kritisiert.

Darüber hinaus ist die Einhaltung der Kriterien freiwillig. Es gibt keine Sanktionen, falls ein Unternehmen die selbst gesteckten Ziele nicht erfüllt. Das derzeit einzige Instrument des Global Compact ist die Verpflichtung zur jährlichen Kommunikation, die über Fortschritte und Probleme in der Entwicklung des Unternehmens berichten soll. Nicht kommunizierende Unternehmen werden auf der Website der Organisation gesondert aufgeführt, bei zweimaligem Versäumnis wird die Teilnahme als beendet angesehen. Die Inhalte der abgegebenen Berichte werden jedoch nicht überprüft und stellen somit nur eine freiwillige Selbstauskunft dar. Die Richtlinien der Global Reporting Initiative werden zwar als mögliche, aber unverbindliche Standards für diese Nachhaltigkeitsberichte empfohlen.

Die niedrige Aufnahmebarriere führt weiterhin dazu, dass sich auch Unternehmen, die gegen die Prinzipien verstoßen, auf der Liste der Teilnehmer befinden. Es ist somit von außen nicht ersichtlich, ob das Unternehmen die Richtlinien tatsächlich einhält oder sich zumindest in einem Prozess der Besserung befindet, oder die Mitgliedschaft in der Organisation als Werbemaßnahme ansieht.

Zusammenfassend lautet die Kritik, dass die beteiligten Unternehmen mit dem Global Compact keine Verpflichtung eingehen, sondern ihn als Werbeinstrument missbrauchen. Sie profitieren vom seriösen Ruf der UNO, ohne tatsächlich soziale und ökologische Mindeststandards einzuhalten. In Anspielung auf die blaue Farbe der UNO wird dieses Verhalten als bluewash (blauwaschen) bezeichnet. Einige nichtstaatliche Organisationen haben deshalb gedroht, den Pakt zu verlassen, wenn er nicht verbindlicher wird.

Im Jahr 2010 erhielt das Wassermandat des Global Compact den Negativpreis Public Eye-Award in der Kategorie "Greenwash".

Literatur

  • Global Compact Deutschland 2008, macondo Verlag, Münster. ISBN 978-3-9810638-6-8
  • Ruggie, John G. (2002): „The Theory and Practice of Learning Networks. Corporate Social Responsibility and the Global Compact.“ Journal of Corporate Citizenship 5. http://www.greenleaf-publishing.com/pdfs/jcc5rugg.pdf#search=%22%22Theory%20and%20Practice%20of%20Learning%20Networks%22%20ruggie%22 (Der Harvard-Professor John Ruggie war viele Jahre Sonderberater von Kofi Annan und war treibende Kraft bei der Entwicklung und Verwirklichung des Global Compact: http://en.wikipedia.org/wiki/John_Ruggie).
  • Schorlemer, Sabine von (2003): „Der ‚Global Compact‘ der Vereinten Nationen - ein Faustscher Pakt mit der Wirtschaftswelt?“ - In: Praxishandbuch UNO: die Vereinten Nationen im Lichte globaler Herausforderungen. / dies. (Hrsg.). Springer Verlag, Berlin, S. 507 - 551, ISBN 3-540-43907-2 (http://www.tu-dresden.de/jfoeffl9/praxishandbuchuno/Media/Schorlemer.pdf)
  • Wolf, Klaus Dieter (2003): „Normsetzung in internationalen Institutionen unter Mitwirkung privater Akteure? : ‚International Environmental Governance‘ zwischen ILO, öffentlich-privaten Politiknetzwerken und Global Compact“ - In: Praxishandbuch UNO: die Vereinten Nationen im Lichte globaler Herausforderungen. / Sabine von Schorlemer (Hrsg.). Springer-Verlag, Berlin, S. 225 - 240, ISBN 3-540-43907-2
  • Fenner, Christoph (2004): „Der Globale Pakt der Vereinten Nationen“ Freiburger Schriften zur Politikwissenschaft. Arnold Bergstraesser-Institut. Freiburg. 155 Seiten, ISBN 3-928597-39-6 (Netzwerkanalyse, Ordnungstheorie, Entstehung, Grundsätze, Grenzen und Weiterentwicklung)
  • Rieth, Lothar (2004): „Der VN Global Compact: Was als Experiment begann …“ Die Friedenswarte 79( 1-2): S. 151-170.
  • Campe, Sabine und Lothar Rieth (2007): Wie können Corporate Citizens im Global Compact voneinander lernen? - Bedingungen, Hemmnisse und Bewertungskriterien. Wittenberg; Diskussionpapier Nr. 2007-14, Lehrstuhl für Wirtschaftsethik an der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg, hrsg. von Ingo Pies; http://wcms-neu1.urz.uni-halle.de/download.php?down=3969&elem=1253071 (Einführung in Lernprozesse von Unternehmen - haben sie wirklich gelernt?, wie ist dies festzustellen?)
  • Lothar Rieth: Global Governance und Corporate Social Responsibility. Welchen Einfluss haben der UN Global Compact, die Global Reporting Initiative und die OECD-Leitsätze auf das CSR-Engagement deutscher Unternehmen? Budrich UniPress, Opladen 2009, ISBN 978-3-940755-31-5
  • Lothar Rieth: Zehn Jahre Globaler Pakt der Vereinten Nationen. Eine Zwischenbilanz mit Licht und Schatten, Zeitschrift Vereinte Nationen, Heft 1/2010: 10-15.

Weblinks


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