- Glühbirnen von Dendera
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Glühbirnen von Dendera oder auch Glühlampen von Dendera ist die populärwissenschaftliche Bezeichnung für Darstellungen von ungewöhnlichen Gegenständen auf einigen Reliefs im Hathortempel von Dendera. Pseudowissenschaftlichen Autoren wie Peter Krassa, Reinhard Habeck oder Erich von Däniken zufolge stellen die abgebildeten Objekte frühe, ägyptische Glühlampen dar. Der Ägyptologie hingegen zufolge zeigen sie den ägyptischen Gott Harsomtus am Morgenhimmel, der aus einer Lotosblüte emporsteigt.
Die Wandbilder befinden sich in einer östlichen Seitenkammer (Raum G) und in einem Kellerraum (Krypta Süd 1 C). In beiden Räumen sind jeweils drei Darstellungen von drei ähnlichen, aber leicht unterschiedlichen Kultgegenständen zu sehen. Eine zweite Darstellung befindet sich im Obergeschoss des Tempels und eine dritte im Sanktuar des Isis-Tempels von Dendera.[1]
Inhaltsverzeichnis
Reliefbeschreibung und Inschriften
Hier sind anthropomorphe Götter dargestellt, die vor oder hinter großen, kolbenförmigen Kultgegenständen positioniert sind. Die besagten Objekte entspringen einer Lotosblüte, sind leicht birnenförmig und schräg aufrecht stehend dargestellt. In ihrem Inneren befindet sich eine Schlange, die mal nach vorn, mal nach hinten blickt. Gestützt werden die Objekte meist von Djed-Pfeilern, die mit Armen versehen sind und in manchen Abbildungen den Kolben selbst stützen, bei anderen Darstellungen sogar hineinreichen. Unter den Gegenständen hocken je ein bis drei wesentlich kleiner dargestellte Figuren.
Das gesamte Arrangement ruht auf einer Papyrusbarke. Das Gesamterscheinungsbild der beschriebenen Objekte lässt mit etwas Fantasie an moderne Glühbirnen denken. In der Ägyptologie werden diese Gegenstände als „ungewöhnliche Kultgegenstände“ bzw. „blasenförmige Behälter“ beschrieben.[2]
Die Reliefs sind von Beischriften umgeben, deren Hieroglyphendarstellungen und Schreibungen nicht den herkömmlichen entsprechen sollen.[3] Der Ägyptologe Wolfgang Waitkus hat sich 1991 den Inschriften in seiner Dissertation gewidmet und diese übersetzt.[4]
Ägyptologische Forschung
Die Erforschung des Tempelkomplexes von Dendera begann mit den Arbeiten von Auguste Mariette, der hierzu in den Jahren 1870 bis 1875 die fünfbändige Reihe Denderah: Description générale du grand temple de cette ville. veröffentlichte.
Ägyptologen wie Wolfgang Waitkus weisen darauf hin, dass sämtliche grenzwissenschaftlichen Autoren bei ihren Interpretationen der Darstellungen in den Krypten wiederholt die mythologischen Inhalte der begleitenden Inschriften und Bandarolen ignorieren, welche die Reliefs umgeben. Ebendiese Beischriften weisen auf den Mythos der aufgehenden Sonne in Gestalt des Schlangengottes Harsomtus hin, der „aus seiner Lotosblüte hervor kommen und in Dendera vor den ihn erwartenden Götterkapellen erscheinen“ soll.
Die vermeintlichen „Glühbirnen“ stellen den Gott Harsomtus unter anderem als mystische Ur-Schlange am Morgenhimmel dar. Die Djedpfeiler symbolisieren die Ewigkeit, die (dargestellt durch die Armpaare) Harsomtus zuteil werden soll. Die beiden hockenden Figuren werden durch die Beischrift als die beiden Himmelsgottheiten Schu und Tefnut ausgewiesen. Eine dritte Figur, meist mit Sonnenscheibe und unter der Spitze des Gegenstands, kann als Gott Heh identifiziert werden.
Die Reliefs zeigen den Gott Harsomtus insgesamt in drei Versionen: Als großen Jüngling hinter den Objekten, als sich windende Schlange im Objekt und ein drittes Mal – außerhalb der Bildgruppe – als Empfänger der Prozession.
Die eigenartige Form der „Kolben“ ist eine Anspielung an den Mutterleib der Himmelsgöttin Nut. Gemäß dem Sonnenmythos verbirgt sich die Sonne während der Nacht im Leib der Nut, der in Gestalt einer sich öffnenden Lotosblume oder als Hen-Gefäß dargestellt wurde. Derlei Motive sind bereits aus Sargtexten aus Edfu bekannt. Die „Kolben“ der Dendera-Reliefs repräsentieren also den Mutterleib der Nut und der Gott Harsomtus verlässt diesen, nachdem ihm ewiges Bestehen und eine sichere Weiterreise am Morgenhimmel zugesichert wurden. Die Inschriften, die die Reliefs umgeben, haben verschiedene Feste zum Thema, beispielsweise das Sed-Fest, das Neumondfest und das Neujahrsfest, welche zu Ehren von Harsomtus gefeiert werden sollen, wenn dieser nach Dendera kommt.[5]
Pseudowissenschaftliche Ansichten
Pseudowissenschaftler vertreten die Ansicht, es handele sich bei den dargestellten Objekten auf den Reliefs um Glühlampen und dies stelle einen Beweis für die Existenz der Kenntnisse und Nutzung von Herstellung von künstlicher Elektrizität schon im Alten Ägypten dar:
„An den Wänden der Krypta unter Dendera wird eine Geheimwissenschaft zelebriert: jene der Elektrizität. Ich erwarte nicht, dass sich die Fachgelehrten der Meinung anschließen, die alten Ägypter hätten mit elektrischem Strom hantiert.“
– Erich von Däniken[6]
Ausschlaggebend für die Nachforschungen von Krassa und Habeck, auf deren Arbeiten Erich von Däniken und Erdoğan Ercivan Bezug nehmen, waren unter anderem Abbildungen in dem von Charles Berlitz veröffentlichten Buch Das Bermuda-Dreieck. Die beiden Autoren untermauern ihre Thesen durch eine eigene Interpretation der Übersetzung der Inschriften von Wolfgang Waitkus. Hierzu werden auch Bibelstellen und die Pyramidentexte herangezogen und insgesamt die einzelnen Mythen der ägyptischen Mythologie völlig neu ausgelegt. So wird beispielsweise Horus als erprobter Kampfpilot des Gottes Thot gedeutet und der Sonnengott Re wird zu einem mechanischen Gerät, „einem Flugkörper einer offensichtlich außerirdischen Intelligenz“.[7].
Unter Hinzuziehung anderer archäologischer Artefakte, wie beispielsweise der sogenannten „Bagdad-Batterie“, und Mitarbeit von Forschern aus anderen Bereichen, werden Geräte nachgebaut und in Experimenten erprobt, die ihre Thesen stützen sollen. Zum anderen stellen sie dar, die Objekte hätten einst real existiert und seien in den Krypten des Tempels von Dendera aufbewahrt worden. Vermeintlich untermauert werden die Behauptungen durch die Beischriften nahe der Objekte, die Angaben über Material und Größe der Kultgegenstände machen. Die Djedpfeiler mit ihren Armpaaren werden als Hochspannungsisolatoren gedeutet und die hockenden, sich anblickenden Figuren unter den Kolben als „Plus- und Minuspol“ interpretiert.
Peter Krassa bringt den Inhalt des Buches Das Licht der Pharaonen in einem Interview zusammenfassend auf den Punkt:
„ Wie nicht anders zu erwarten, lehnt die konventionelle Ägyptologie die in meinem Buch geäußerte Hypothese ab, dass bestimmte Kenntnisse im alten Ägypten – dazu gehören Pyramidenbau, Hightech, sowie das Wissen um die Anwendung der Elektrizität – auf außerirdische Einflüsse zurückgeführt werden müssen [...]“
– Peter Krassa[8]
Literatur
- Ägyptologische Literatur
- Wolfgang Waitkus: Die Texte in den unteren Krypten des Hathortempels von Dendera. Ihre Aussagen zur Funktion und Bedeutung dieser Räume. Münchner Ägyptologische Studien (MÄS) Band 47, Mainz 1997, ISBN 3-805-32322-0
- Wolfgang Waitkus: Die Geburt des Harsomtus aus der Blüte. Zur Bedeutung und Funktion einiger Kultgegenstände des Tempels von Dendera. In: Studien zu Altägyptischen Kultur Nr.30. Helmut Buske, Hamburg 2002, ISSN 0340-2215, S. 373–394. (Abstract)
- Populär- und pseudowissenschaftliche Literatur
- Erdoğan Ercivan: Verbotene Ägyptologie. Rätselhafte Wissenschaft und Hochtechnologie der Pharaonen. Kopp, Rottenburg 2006, ISBN 3-930219-47-6
- Erich von Däniken: Die Augen der Sphinx. Neue Fragen an das alte Land am Nil. Goldmann-TB, München 1991 (Orig. 1989), ISBN 3-442-12339-9
- Erdoğan Ercivan: Das Sternentor der Pyramiden. Bettendorf, München 1997, ISBN 3-88498-096-3
- Peter Krassa, Reinhard Habeck: Das Licht der Pharaonen. Hochtechnologie und elektrischer Strom im alten Ägypten. 5. Aufl., Herbig, München 1999, ISBN 3-7766-1717-9
- Ivan T. Sanderson: Investigating the Unexplained. A Compendium of Disquieting Mysteries of the Natural World. Englewood Cliffs, New York 1972
- Weitere Literatur
- Markus Pössel: Phantastische Wissenschaft. Über Erich von Däniken und Johannes von Buttlar. Hamburg 2000, ISBN 3-499-60259-8
- Markus Pössel: Zur Frühgeschichte der Paläo-SETI. In: Mysteria3000, Ausgabe 12 (2/2005), ISSN 1619-5744
Weblinks
Commons: Glühbirnen von Dendera – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Frank Dörnenburg: Das Licht der Pharaonen (Widerlegung der Glühlampen-Hypothese)
- Nikolai Schirawski: 7 Dinge, die es nicht geben dürfte – oder? (PM-Artikel)
- Text der Südwand (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Waitkus: Die Texte in den unteren Krypten des Hathortempels von Dendera., Seite 233–243
- ↑ Waitkus, Abstract zum Aufsatz in SAK 30 (2002), Universität Heidelberg
- ↑ Erdoğan Ercivan: Verbotene Ägyptologie. S.104.
- ↑ Universität Hamburg – Dissertation von Wolfgang Waitkus
- ↑ Waitkus: Die Geburt des Harsomtus aus der Blüte., S. 273–290 (Abstract)
- ↑ Erich von Däniken: Die Augen der Sphinx. S.223.
- ↑ Krassa, Habeck: Das Licht der Pharaonen. S. 157, 121.
- ↑ Interview in der Zeitschrift Faktor X, Ausgabe Nr. 30, S. 837
Kategorien:- Archäologischer Fund (Ägypten)
- Prä-Astronautik
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