- Gobabeb
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Das Gobabeb Training and Research Centre ist eine Forschungs – und Ausbildungsstation in Namibia. Sie befindet sich in der Namib Wüste, etwa 120 Kilometer südöstlich von der Stadt Walvis Bay entfernt.
Gobabeb wurde im Jahr 1962 mit dem österreichischen Insektologen Dr. Charles Koch als Stationsleiter gegründet. Seit 1998 ist die Station ein Gemeinschaftsunternehmen des Ministry of Environment and Tourism (MET) und der Dessert Research Foundation Namibia (DRFN). Gobabeb führt Forschungsarbeiten in den Bereichen Klima, Ökologie und Geomorphologie durch und fördert die Entwicklung der angepassten Technologien. Darüber hinaus versucht die Station das öffentliche Umweltbewusstsein und das allgemeine Wissen über die Natur zu erhöhen, indem es Kurse unter Anderem in Wüstenökologie gibt. In der Station leben permanente Forscher, Studenten und Praktikanten, sowie Kurzzeitbesucher wie Touristen und Schul- und Universitätsgruppen. Zusätzlich wird Gobabeb von Filmgruppen, Journalisten, Radiosendern und Künstlern besuchen.
Inhaltsverzeichnis
Die Station
Die Station befindet sich etwa 120 Kilometer südöstlich der Stadt Walvis Bay in Namibias größtem Naturreservat Namib Naukluft Park. Gobabeb liegt an einem Treffpunkt des Kuiseb Fluss, der Sandwüste (erstreckt sich Richtung Süden) und der Schotterwüste (erstreckt sich Richtung Norden). Die Vielfältigkeit der erreichbaren Ökosysteme macht Gobabeb zu einem idealen Forschungsgebiet. Das Klima in der Namib Wüste ist hyperarid. In den Sommermonaten, November bis März, liegt der durchschnittliche Regenfall bei etwa 25mm pro Jahr. Im Jahr 2010/2011 wurde ein extremer Regenfall von 165 mm gemessen.
Die Station besteht aus dem Community-Resource-Centre, einer Bibliothek, mehreren Laboren, einem Büroblock, einer Versammlungshalle, dem ikonischen Wasserturm, den Häusern der Angestellten und den Unterkünfte für die Besucher.
Geschichte
Gobabeb ist eine ehemalige Topnaar Siedlung namens !Nomabeb, zu Deutsch Platz des Feigenbaums. 1958 unternahm der österreichische Insektologe Dr. Charles Koch eine Forschungsreise, in der er sich ausgiebig mit den artenreichen Käferpopulationen der Namib Wüste beschäftigte. Ein Jahr später entschied sich das südafrikanische Transvaal Museum zur Gründung einer Forschungsstation im damaligen Süd West Afrika (heute Namibia genannt). 1962 wurde die Namib Desert Research Station (NDSR) gegründet, mit Dr. Charles Koch als ersten Stationsleiter. Die südafrikanische Regierung, die zu dieser Zeit Süd West Afrika kontrollierte, unterstützte Gobabeb mit einer 50-jährige Pacht auf dem Baugrund und einem jährlichen finanziellen Beitrag von R2.000.
Ein Jahr später wurde der Bau der Mitarbeiterhäuser, der Labore, der Büroräume, der Werkstadt und eines kleinen Wasserturms beendet. Die Partnerschaft zwischen Gobabeb und dem südafrikanischen Council of Scientific and Industrial Research (CSIR) führte 1965 zur Gründung der Desert Ecological Research Unit (DERU). Diese Partnerschaft erbrachte der Station R25.000, die zum Bau zusätzlicher Gebäude genutzt wurden. Im Jahr 1970 starb Gobabeb’s erster Stationsleiter Dr.Charles Koch und die Biologin Dr. Mary Seely übernahm seine Position. 1983 hielt Gobabeb seinen ersten Tag-der-offenen-Tür. Dieses Ereignis findet seitdem jedes Jahr statt.
1989 wurde der erste Kurs in ökologischen Methoden für namibische Studenten auf Gobabeb gehalten. Mit der Unabhängigkeit Namibias 1990 wurde die DERU zur DRFN, der Desert Research Foundation of Namibia. Der Sitz der neuen Organisation wurde nach Windhoek verlegt, die Forschungs-Einheit blieb jedoch in Gobabeb bestehen. Im Mai 1998 wurde das heute bestehende Gobabeb Training and Research Center (GTRC) als Gemeinschaftsunternehmen zwischen dem DRFN und dem Ministry of Environment and Tourism gegründet. Das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt Gobabeb seit vielen Jahren.
Seit der Gründung des Gemeinschaftsunternehmens agiert die Station als Forschungs-, Trainings- und Ausbildungszentrum für das gesamte südliche Afrika. Wissenschaftler aus aller Welt untersuchen Themen, die unter Anderem Wüstenbildung, Wassergewinnung und Anpassung von Tieren und Pflanzen an die Lebensbedienungen der Wüste umfassen. Im Jahr 2002, nach 32 Jahren Stationsleitung, gab Dr. Mary Seely ihre Position an Dr. Joh Henschel ab. Der neue Stationsleiter veranlasste den Bau mehrerer Gästeunterkünften und des Community - Resource - Centre von Gobabeb. In den Jahren 2002 bis 2004 wurde das Energiesystem von Gobabeb im Rahmen des Demonstration Project at Gobabeb of Renewable Energy and Energy Efficiency (DeGREEE) nach dem Prinzipien der angepassten Energien überholt. Im Mai 2005 wurde das Gobabeb Training and Research Center von Premier Minister Nahas Angula eingeweiht. Im März 2011 trat Joh Henschel von seiner Position als Stationsleiter zurück, was zu einer Übergangsperiode führte. Die Übergangsperiode wurde von einem Management- Komitee und einem zeitweisen Aufseher auf der Station beaufsichtigt.
Forschung
Das Hauptziel der Forschungsarbeit auf Gobabeb ist, das Wissen über aride Ökosysteme und besonders deren Vielfältigkeit zu erweitern und dieses an Spezialisten und Entscheidungstreffer im südlichen Afrika und der Welt weiter zu geben. Die Erforschung der Organismen der Namib Wüste sowie die Erforschung der Ökologie der Wüsten im südlichen Afrika fand hauptsächlich in Gobabeb statt. Gobabeb wird jährlich von mehr als 100 Wissenschaftlern zu Forschungszwecken besucht und so wurden in den letzten 50 Jahren mehr als 1.900 Veröffentlichungen erarbeitet. Dank der Forschungsarbeiten auf Gobabeb wurde das weltweite Wissen über Wüstentiere und –pflanzen und deren Anpassung an die extremen Konditionen erweitert.
Gobabeb betreibt Forschung in folgenden Bereichen:
- Organismen der Wüste und deren Artenvielfalt
- Ökosysteme von Trockengebieten und deren Geo-Prozesse
- Vorbeugung von Verwüstung
- Klima und Klimawandel
- Angepasste Technologien
- Alternative Wege des Lebensunterhalts in Trockengebieten
Die Forschungsergebnisse werden als Informationsquelle für viele andere Projekte genutzt. Besonders die Langzeitmessungen und Beobachtung von Klima und Artenvielfalt, die teilweise kontinuierlich seit 50 Jahren aufgezeichnet werden, sind wertvolle Beiträge zu den weltweiten naturwissenschaftlichen Erkenntnissen. Das Kuiseb Basin Management Komitee nutzt beispielsweiße die Forschungsergebnisse von Gobabeb um das Integrated land and water management program (zu Deutsch: Integriertes Land und Wasser Verwaltungs-Programm) durchzuführen.
2010 wurde die Namib Ecological Restoration and Monitoring Unit NERMU (zu Deutsch: Restauration und Überwachung der Ökologie der Namib Wüste – Zusammenschluss) in Gobabeb gegründet. Thema des Verbands ist der steigenden Uranabbau und die zuvor benötigten Bodenprobenentnahmen in der Namib-Wüste. Der Verband untersucht den damit zusammenhängenden Einfluss auf die Organismen. Es werden beispielsweise Untersuchungen mit dem Hartmann’s Berg Zebra, der Husab Sand Eidechse und den hypolithic Cyanobakterien durchgeführt.
Ausbildung
Ausbildung ist eine Hauptfunktion des Gobabeb Training und Research Centers. Jährlich erhalten etwa 1.000 Teilnehmer Kurse in verschiedenen Fachbereichen. Der Großteil der Teilnehmer sind Schüler und Studenten, es werden aber auch Landwirte, Privatpersonen, Vertreter von Gemeinschaften und interessierte Gruppen unterrichtet. Das Training ist praktisch orientiert und bietet viele Möglichkeiten selbst mitzuarbeiten. Die Kurse werden von Gobabeb - Mitarbeitern, Besuchsausbildern und lokalen, regionalen und internationalen Experten gegeben. Es werden Kurse in den Fachbereichen Management der natürlichen Ressourcen, Management von Trockengebieten, Verwüstung, Ökologie und angepasste Technologien angeboten.
Gobabeb bietet ebenfalls Langzeit Ausbildungen an, die bereits von 1800 Studenten genutzt wurden. Das Summer Desertification Program (SDP), das von 1993 bis 2005 stattfand, beinhaltete die praktische Konfrontation mit Themen wie Bodendegradation und deren bio-physikalische und sozio-ökonomischen Auswirkungen.
Mithilfe der Restgelder des SDP-Programmes wurde 2005 das Gobabeb In-Service Training (GIST), als Gemeinschaftsprojekt von Polytechnic of Namibia (Fachhochschule von Namibia) und Gobabeb, gegründet. Das GIST Forschungsprojekt lief über ein Semester (etwa 3 Monate) und beschäftigte sich mit einer Vielzahl an Themen rund um das Thema Ökologie der Namib Wüste.
2009 wurde das GIST-Programm zum GTRIP-Programm (Gobabeb Training and Research Internship Program) weiterentwickelt und war nun für alle namibische Studenten und ebenso für diejenigen, die kürzlich ihr Studium abgeschlossen haben, offen. Seit 2011 liegt der Schwerpunkt der GTRIP-Kurse auf der Restaurationsökologie der Namib Wüste und trägt so zum Hauptziel der NERMU bei.
Auf Gobabeb leben ebenfalls nationale und internationale Praktikanten und Freiwillige.
Angepasste Technologien
Das Gobabeb Forschungscenter ist nach den Prinzipien der Nachhaltigkeit und der angepassten Technologien aufgebaut. Es ist ein Demonstrationsmodell, wie diese Technologien im Alltag auf kommerziellen und industriellen Ebenen genutzt werden können.
Auf Gobabeb sind folgende Systeme sind nach den Prinzipien der angepassten Technologien aufgebaut:
- Ein Solar-Diesel Hybridenergiesystem. Es bestehent aus 370 Solarzellenplatten, 60 Bleisäure-Batterien und 2 Dieselgeneratoren. Dank dieses Systems wird über 90% der Energie die auf Gobabeb genutzt wird (hauptsächlich für Elektrizität und Erhitzung von Wasser) von der Sonne geliefert.
- Eine Wasserkläranlage. Das Gebrauchtwasser der Station wird mithilfe eines Rieselfilters gereinigt und wiederverwendet.
- Sammeln von Nebelwasser. Mithilfe spezieller Netze wird aus Nebel Wasser gewonnen. In einer nebelreichen Nacht kann ein Netz pro Quadratmeter bis zu 3.3 Liter Wasser auffangen. Diese Methode soll von den einheimischen Topnaar Gemeinschaften entlang des Kuiseb Flusses genutzt werden.
- Umweltfreundlicher Gebäudebau. Die neuen Gebäude der Station bestehen aus Lehmziegeln, die aus Schlam des Kuiseb Flusses gefertigt wurden. Die Wände der Gebäude sind thermisch ideal für die Wüste. Sie kühlen im Sommer und wärmen im Winter.
- Recyceln von Müll. Der organische Müll von Gobabeb wird an die Ziegen der Topnaar Gemeinschaft verfüttert. Recycelbarer Müll (wie Glas, Metall, Plastik und Papier) wird nach Walvis Bay zu Recycel-Unternehmen gebracht, die mit der Stadtverwaltung Walvis Bay verbunden sind.
- Kochen mit Solarenergie. Gobabeb nutzt zwei verschiedene Solarkochermodelle, die Elektrizitätsunabhängig laufen. Den „Box Cooker“ und den „Parabolic Cooker“.
Bibliothek
Die Gobabeb Center Library ist für Forscher, Schüler, Studenten, Gobabebangestellte und interessierte Besucher erbaut worden. Die Station wird jährlich von ca. 100 Wissenschaftler und 2.000 Schülern/Studenten besucht, von denen viele Gebrauch der Bibliothek machen. Die Bibliothek enthält Informationen zu Arbeiten, die in und um Gobabeb herum und in der Namib Wüste erstellt wurden.
Dr. Charles Koch gründete die Bibliothek 1963 mit seiner ersten Gobabeb-Veröffentlichung Scientific Papers of the Namib Desert Research Station. Seither hat sich die Bibliothek zur größten Informationssammlung über Trockengebieten in den Fachbereichen Ökologie und Biologie in ganz Sub-Sahara Afrika entwickelt. Sie ist das führende Informationszentrum über die Namib Wüste, enthält darüber hinaus jedoch auch Informationen zu Wüsten weltweit. Die Informationen sind in 1780 Büchern, 18790 veröffentlichen Publikationen und in 30 Journalen enthalten. Um den Zugriff für die Nutzer zu erleichtern, werden die Informationen momentan digitalisiert. Mithilfe der D-LIB wird es bald möglich sein, Zugriff auf Informationen der Gobabeb Center Library über das Internet zu haben.Weblinks
- Gobabeb Webseite (englisch)
- DRFN Webseite (englisch)
-23.56666666666715.05Koordinaten: 23° 34′ 0″ S, 15° 3′ 0″ OKategorien:- Wissenschaft in Namibia
- Forschungsstation
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