Gotteswort

Gotteswort

Unter Wort Gottes versteht man eine von Gott an den Menschen gegebene Offenbarung, insbesondere wenn diese in schriftlicher Form als heilige Schrift vorliegt. Die Bezeichnung einer Schrift als Wort Gottes wird oft gleichgesetzt mit deren Inspiration bzw. Kanonizität.

In der monotheistischen Tradition und Theologie spielt das Wort Gottes eine bedeutende Rolle. Dieser Artikel erläutert daher das Verständnis von „Wort Gottes“ in theologischer Perspektive. Für eine Übersicht der heiligen Schriften verschiedener Religionen siehe Liste Heiliger Schriften.

Inhaltsverzeichnis

Judentum

Im Judentum ist es vor allem die Tora, die als Weisung Gottes an sein Volk Israel angesehen wird, aber auch die Propheten verstehen sich als Übermittler des Wortes Gottes. Darüber hinaus wird auch der gesamte Tanach als Wort Gottes aufgefasst.

Im hellenistischen Judentum und besonders bei Philo von Alexandria wird das Wort Gottes mit dem aus der griechischen Philosophie stammenden Logos-Begriff verbunden und – ähnlich wie die göttliche Weisheit – zu einer Vermittlung zwischen Gott und Welt (u.a. Schöpfungsmittler).

Christentum

Im Christentum werden die jüdischen heiligen Schriften des Alten Testaments sowie des Neuen Testaments Wort Gottes oder Bibel genannt. Darüber hinaus wird aber schon im Prolog des Johannesevangeliums der Begriff Wort (gr. Logos) auf Jesus Christus selbst bezogen, der als der Schöpfungsmittler fungiert und als fleischgewordenes Wort Gottes zugleich im Gottesverhältnis eines einzigen Sohnes zum Vater steht und im Auftrag dieses Vaters die Welt erlöst (Joh 1,1-5.14; 3,16ff., Off 19,13). [1], [2], [3].

Katholisch

Im katholischen Verständnis besteht das Wort Gottes in schriftlicher Form in der Heiligen Schrift und in mündlicher Form in der Apostolischen Tradition. Dabei dient letztere als Richtschnur für die gültige Auslegung der Bibel. Praktisch geschieht dies in der Ausübung des kirchlichen Lehramtes.

Reformatorisch

Nach reformatorischer Auffassung ist das Wort Gottes nur in der Bibel zu finden (sola scriptura), deren Mitte Jesus Christus ist. Das Wort Gottes ist grundlegend für das reformatorische Kirchenverständnis. Denn diesem zufolge ist Kirche diejenige Gemeinschaft von Gläubigen, in der das Wort Gottes rein verkündet und die Sakramente ordentlich verwaltet werden. Als Gläubige gelten alle Menschen, die allein aus dem durch das Hören des Wortes Gottes geweckten Glauben (sola fide) an die Rechtfertigung allein in Jesus Christus (solus Christus) allein aus Gnade (sola gratia) vor Gott als Sünder gerechtfertigt sind (simul iustus et peccator). Dabei werden auch die Sakramente als eine anschauliche Form des Wortes Gottes verstanden, die ihre Wirkung allerdings nur in Verbindung mit dem dabei verkündeten Wort haben.

Gesetz und Evangelium

Besonders nach lutherischer Lehre wird das Wort Gottes unterschieden nach Gesetz und Evangelium. Dabei bedeutet Gesetz die Ansprache Gottes an den Menschen, die diesen mit seinem Sollen konfrontiert und ihn sich als Sünder erkennen lässt, der das von ihm Geforderte schlechterdings nicht zu erfüllen vermag. Auf diesem Hintergrund erscheint als Evangelium die zweite Ansprache an den Sünder, die ihn darauf verweist, dass in Jesus Christus alle Forderungen des Gesetzes schon erfüllt sind und er nur ganz darauf vertrauen muss, um vor Gott als gerecht dazustehen (Evangelische Freiheit).

Karl Barth

In der dialektischen Theologie Karl Barths wird das Wort Gottes als das fundamental von der Welt und dem in ihr Erkennbaren verschiedene Offenbarung verstanden. Diese Offenbarung hat ihr Zentrum im Christusereignis, von dem aus sich alles andere herleitet. Daher ist für Barth allein Jesus Christus Wort Gottes im eigentlichen Sinne. In sekundärem Sinne ist die Bibel als Zeugnis von Christus ebenfalls Wort Gottes.

Islam

Im Islam gilt der Koran (Qur'an) als "unerschaffenes Wort Gottes", das dem Propheten Mohammed vom Erzengel Gabriel diktiert wurde.

Auch der Prophet Isa bin Maryam (Jesus von Nazaret, Sohn der Maria) trägt im Islam den Beinamen „Wort Gottes“ (Koran 4:172), womit seine Verkündigung des Evangeliums (Indschil) gemeint ist. Der Begriff Indschil taucht im Koran zwölfmal auf (3:3, 3:48, 3:65, 5:46, 5:47, 5:66, 5:68, 5:110, 7:157, 9:111, 48:29, 57:27), was oft als Hinweis auf die zwölf Jünger Jesu verstanden wird.

Auch die Tora (Taurat) (5:110) gilt im Islam als Wort Gottes, ebenso das Buch der Psalmen (Zabur) (4:163; 17:55).

Freilich glauben die Muslime, dass nur der Koran das unverfälschte Wort Gottes darstellt, während die anderen heiligen Bücher nach Ableben der jeweiligen Propheten verfasst wurden. Im Islam wird daher an eine „echte“ Tora und ein „echtes“ Evangelium geglaubt, die verloren gegangen seien.

Bahai

Bei den Bahai ist das heiligste Buch der Kitab-i-Aqdas. Des Weiteren gelten die Bücher Ährenlese, Anspruch und Verkündigung, die Botschaften aus Akka, das Buch des Bundes, das Buch der Gewissheit, die Botschaften aus Akka, der Brief an den Sohn des Wolfes, die Edelsteine göttlicher Geheimnisse, der Kitab-i-Badi, die Sieben Täler, die Vier Täler und die Verborgene Worte von Baha’u’llah sowie der Bayan, Buch der Namen, die Sieben Beweise und Verfechter der Namen vom Bab als Heilige Schriften.

Siehe auch

Literatur

  • Martin Luther: Von der Freiheit eines Christenmenschen. In: Ders.: An den christlichen Adel deutscher Nation. Stuttgart (Reclam) 1995; ISBN 3-15-001578-2
  • Benedikt XVI.: Wort Gottes: Schrift, Tradition, Amt. Hrsg. von Peter Hünermann und Thomas Söding. Freiburg/Basel/Wien (Herder) 2005; ISBN 3-451-28909-1
  • Peter Knauer: Der Glaube kommt vom Hören. Ökumenische Fundamentaltheologie. 6. neubearb. und erw. Aufl. Freiburg/Basel/Wien (Herder) 1991; ISBN 3-451-22187-X (downloadbar [1])
  • Peter Knauer: Unseren Glauben verstehen. 6. Auflage. Würzburg (Echter) 2001; ISBN 3-429-00987-1

Einzelnachweise

  1. Evangelium nach Johannes, Kapitel 1
  2. Evangelium nach Johannes, Kapitel 3
  3. Offenbarung des Johannes, Kapitel 19, 13

Weblinks


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