- Gottfried (Friesland)
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Gottfried († erschlagen Juni 885, bei Herwen) war ein Sohn des Königs Harald Klak von Dänemark, der 827 aus Dänemark verjagt wurde, kurz nachdem Kaiser Ludwig der Fromme ihn mit Ländereien im Nordosten Frieslands belehnt hatte, und der um 846 oder 852 starb.
Gottfried war am 24. Juni 826, zusammen mit seinen Eltern, unter großem Gepränge im Stift St. Alban vor Mainz getauft worden und danach zusammen mit seinem Vetter Harald einige Jahre am kaiserlichen Hof erzogen worden. Gottfried versuchte auf der Basis, die ihm sein Vater hinterlassen hatte, eine Krone für sich zu erlangen, was ihm aber nicht gelang, obwohl er in den Quellen teils als Herzog, teils als König in Friesland bezeichnet wird.
852 überfiel er Friesland und plünderte es, setzte sich dann in der Scheldemündung fest, und erzwang dadurch eine weitere Belehnung, jetzt durch Karl den Kahlen. Weitere Plätze, deren er sich 853 bemächtigte, waren Dorestad (bei Utrecht) und Rüstringen (im Jeverland). Auch durch seine Überfälle in England wurde er berüchtigt. 855 versuchte er, mit Blick auf seinen Vater Ansprüche auf den dänischen Thron durchzusetzen, scheiterte jedoch damit.
Erst 25 Jahre später trat Gottfried erneut in Erscheinung. 879, als die Bedrohung der Herrschaft Karls des Dicken durch die Wikinger massiv wurde, war Gottfried einer der Anführer bei den Einfällen in Flandern und Nordfrankreich. 880 schlug er die Sachsen entscheidend, und erhob in der Folgezeit Anspruch auf Lothringen. Kaiser Karl der Dicke zog gegen ihn ins Feld, belagerte ihn, hob die Belagerung aber wieder auf und erkannte seine Herrschaft in Friesland an. Als Gottfried sich taufen ließ, bestätigte Kaiser Karl ihn auch als Herrscher an der Rhein- und Maasmündung und gab ihm sogar Gisela (Gisla) (860/865-907), die Tochter des 869 gestorbenen Königs Lothar II. von Lotharingien (Lotharii Regnum), zur Frau.
Als Gottfried jedoch in den folgenden Jahren dem mit seinem Herrschaftsgebiet verbundenen Auftrag, der Abwehr der Wikinger, nicht gerecht wurde, und sich 885 sogar mit seinem Schwager, Lothars kirchlich nicht anerkanntem Sohn aus zweiter Ehe, Hugo, verschwor, wurde er im Juni 885 vom Babenberger Heinrich von Franken (der selbst ein Jahr später im Kampf gegen die Normannen fiel) bei vorgetäuschten Verhandlungen bei Herwen in der Betuwe erschlagen. Sein Mitverschwörer Hugo wurde wenig später aufgegriffen, geblendet und in die Abtei Prüm gesteckt.
Gottfrieds Ehefrau Gisela war vor dem gewaltsamen Tod ihres Mannes in Sicherheit gebracht worden. Sie ging ins Kloster und wurde Äbtissin in Nivelles und Fosses und starb im Jahr 907.
Gottfrieds Tod war gleichzeitig das Ende der Herrschaft der Wikinger in Friesland und Niederlothringen.
Literatur
- Walther Vogel: Die Normannen und das fränkische Reich. Heidelberg 1906.
- Dirk P. Blok: De Wikingen in Friesland. In: Naamkunde 10. 1978.
- Heinrich Leo: Zwölf Bücher niederländischer Geschichten. Eduard Anton, Halle 1832. Seite 640-641.
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