Gottlieb Daimler- und Carl Benz-Stiftung

Gottlieb Daimler- und Carl Benz-Stiftung

Die Gottlieb Daimler- und Karl Benz-Stiftung fördert Wissenschaft und Forschung zur Klärung der Wechselbeziehungen zwischen Mensch, Umwelt und Technik. Sie ist benannt nach Gottlieb Daimler und Karl Benz. Sie wurde 1986 aus Anlass des 100. Jubiläums der Erfindung des Automobils von der Daimler-Benz AG (heute Daimler AG) gegründet. Als Stiftung des bürgerlichen Rechts ist sie rechtlich und finanziell unabhängig. Ihr Kapital beträgt 40 Millionen Euro und ergibt ein jährliches Fördervolumen von etwa 2,5 Millionen Euro. Rechtssitz der Stiftung ist Stuttgart; Sitz der Geschäftsstelle ist das letzte Wohnhaus von Karl Benz in Ladenburg.

Aufsichtsgremium der Stiftung ist das Kuratorium, das aus vier vom Vorstand und dem Konzernbetriebsrat der Daimler AG ernannten Mitgliedern und fünf weiteren wissenschaftlichen Mitgliedern besteht.

Inhaltsverzeichnis

Forschung und Diskussion

Die Komplexität der mit dem Themenfeld „Wechselbeziehungen zwischen Mensch, Umwelt und Technik“ angesprochenen Fragen erfordert nach Ansicht der Stiftung eine interdisziplinäre Forschungsperspektive. Seit 1989 erproben die „Ladenburger Kollegs“ exemplarisch neue Wege der fachübergreifenden Forschung. In den Förderprojekten verbindet sich die Suche nach Lösungen gesellschaftlich relevanter Fragen mit neuen in Netzwerke eingebundene Forschungsmethoden. An den Kollegs beteiligen sich Wissenschaftler aus verschiedenen Instituten und Disziplinen, die für drei bis fünf Jahre ein gemeinsam entwickeltes Forschungsprogramm bearbeiten. Die einzelnen Forschungsprojekte eines Kollegs sind an den Instituten der Kollegiaten angesiedelt. Die Stiftung finanziert vorwiegend die Assistenten – zumeist Nachwuchswissenschaftler – in den Projekten. Halbjährliche Treffen der Kollegiaten und Assistenten in Ladenburg dienen der Reflexion des Forschungsprozesses. Hierbei werden die Wissenschaftler von Experten der Praxis beraten. Themen der bisher zwölf Kollegs waren etwa

  • Umweltstaat,
  • Sicherheit in der Kommunikationstechnik,
  • Lernen von Organisationen,
  • Gruppen-Interaktion an hoch riskanten Arbeitsplätzen,
  • Leben in einer smarten Umgebung - Auswirkungen des Ubiquitous Computing,
  • Zwischenstadt,
  • Innere Uhr und Schichtarbeit oder
  • Logistische Prozesse in der Biologie.

Die Ergebnisse der Kollegs werden veröffentlicht.

Als aktiv operierende Stiftung entwickelt die Stiftung die Forschungsthemen in einem ständigen Diskussionsprozess mit Wissenschaftlern und Experten der Praxis. Das Forum hierfür sind die Ladenburger Diskurse, die die Eignung vorgeschlagener Themen für Kollegs diskutieren. Darüber hinaus stehen in den Diskursen auch einzelne Fragen aus dem Themenfeld der Stiftung zur Diskussion.

Seit Mai 2008 veranstaltet die Stiftung gemeinsam mit der Daimler AG und Wirtschaftswissenschaftlern der Freien Universität Berlin das „Innovationsforum“. Es bietet eine Plattform für das Gespräch zwischen Wissenschaftlern und Führungskräften der Daimler AG. Thema des ersten, auf drei Seminare angelegten Innovationsforums ist die „Pfadforschung“.

Stipendienprogramm

Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist Teil aller von der Stiftung aufgelegten Programme, wie zum Beispiel in den Kollegs. Mit dem Programm „Forschungsaufenthalte junger Wissenschaftler im Ausland“ vergibt die Stiftung Stipendien an deutsche Doktoranden, die für ihre Promotion ins Ausland gehen beziehungsweise an ausländische Doktoranden in Deutschland. Das Programm ist für alle Länder und Disziplinen offen. Bewerbungstermine sind der 1. März und der 1. Oktober. Bisher hat die Stiftung über 700 Stipendien vergeben. Auch nach Ablauf der Stipendien hält die Stiftung den Kontakt zu den ehemaligen Stipendiaten aufrecht.

Internationale Programme

Wie die Nachwuchsförderung ist auch die Pflege der internationalen Zusammenarbeit ein besonderes Anliegen der Stiftung. Sie fördert daher die Zusammenarbeit deutscher Wissenschaftler mit Kollegen aus solchen Ländern, die bisher von der internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaft ausgeschlossen waren. Seit 1998 treffen sich Physiker und Techniker aus Vietnam mit deutschen Kollegen zu jährlichen Seminaren. Die Stiftung fördert auch das Engagement Heidelberger Informatiker in Vietnam, die gemeinsam mit der Akademie der Wissenschaften und Universitäten des Landes Seminare, Frühjahrsschulen und Konferenzen ausrichten. In diesem Zusammenhang steht auch das von der Stiftung geförderte Projekt zur Computersimulation der Tempelanlagen von Angkor Wat im benachbarten Kambodscha. Weitere bilaterale Seminare richtet die Stiftung in Nord-Korea und Birma/Myanmar aus.

Veranstaltungen

Mit der Tagungsreihe „Berliner Kolloquium“ unterstützt die Stiftung die öffentliche Diskussion aktueller wissenschaftlicher Themen. Zu den Kolloquien sind besonders Wissenschaftler und Verantwortliche aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Verbänden eingeladen. Die eintägigen Expertentreffen werden durch öffentliche Abendvorträge renommierter Wissenschaftler ergänzt. Themen der letzten Jahre waren „Heil-Lasten: Arzneimittelrückstände in Gewässern“, „Gedankenforscher: Was unser Gehirn über unsere Gedanken verrät“ und „Ist Schönheit messbar?“.

Die Vortragsreihe „Bertha Benz-Vorlesung“ erinnert an die Pioniertaten der Ehefrau des Erfinders des Automobils Karl Benz. Zugleich würdigt die Stiftung mit den Vorträgen die Beiträge von Frauen zur Wissenschaft und zur Gesellschaft. Rednerinnen waren unter anderen Angela Merkel, Jutta Limbach, Karin Mölling, Angela Friederici, Marianne Birthler oder die Biologin Julia Fischer.

An den Universitäten Mannheim und Heidelberg unterstützt die Stiftung die Vortragsreihen „Heidelberger Universitätsreden“ und „Nobelpreis Ökonomie“.

Links

Literatur

  • Gisbert Frhr. zu Putlitz / Diethard Schade (Hrsg.): Wechselbeziehungen Mensch, Umwelt, Technik. Schäffer-Poeschel Stuttgart, 1997. ISBN 3791011316
  • Interdisciplinary Science Reviews (ISR), Dec ‘96, Vol 21, No 4: Interdisciplinary Science Support by the Gottlieb Daimler and Karl Benz Foundation. JW Arrowsmith London

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