Werner Breitschwerdt

Werner Breitschwerdt

Werner Breitschwerdt (* 23. September 1927 in Stuttgart) ist Manager und Ingenieur. Er war von 1983 bis 1987 Vorsitzender des Vorstandes der Daimler-Benz AG.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Breitschwerdt studierte an der Technischen Hochschule Stuttgart Physik bis zum Vordiplom und legte 1952 die Diplomprüfung im Fach Elektrotechnik ab. Seit April 1953 war Breitschwerdt in verschiedenen Funktionen und Aufgabenbereichen Mitarbeiter der Daimler-Benz AG. Anfangs war er in Sindelfingen im Versuch Pkw-Aufbauten tätig, ehe er 1960 Leiter des Serien-Konstruktionsbüros Pkw-Aufbauten und im Oktober 1963 Abteilungsleiter Pkw-Versuch wurde. 1965 folgte die Ernennung zum Hauptabteilungsleiter im Versuch Pkw-Aufbauten, 1967 zum Abteilungsdirektor. Bereits 1971 wurde Breitschwerdt zum stellvertretenden Direktor im Bereich Pkw-Aufbauten ernannt und damit Vertreter von Karl Wilfert, dem Leiter des Bereichs, den Breitschwerdt in dessen Nachfolge schließlich 1973 übernahm. Im Jahr 1974 wurde ihm auch die Leitung der Gesamtstilistik übertragen. Anfang 1977 wurde Breitschwerdt in den Vorstand der Daimler-Benz AG berufen. 1978 übernahm er als Nachfolger des langjährigen Entwicklungschefs Hans Scherenberg das Ressort Entwicklung und Forschung. Als Nachfolger von Gerhard Prinz war er von 1983 bis 1987 Vorstandsvorsitzender der Daimler-Benz AG. Nachdem Breitschwerdt in zunehmender inhaltlicher Konkurrenz zu Finanzvorstand Edzard Reuter und Pkw-Vorstand Werner Niefer stand, gab er das Amt 1987 an Reuter ab. 1988 bis 1993 gehörte er dem Aufsichtsrat an, später auch dem der Continental AG, MTU Friedrichshafen und der Züblin AG. In Breitschwerdts Zeit als Vorstandsvorsitzender der Daimler-Benz AG erhöhte sich der Weltumsatz des Konzerns um mehr als 60 Prozent. Der Konzernjahresüberschuss stieg um fast 80 Prozent auf gut 1,7 Milliarden Mark für das Geschäftsjahr 1986. Allein in der Daimler-Benz AG entstanden in seiner Amtszeit rund 16 000 neue Arbeitsplätze.

In seinen zahlreichen Positionen prägte Breitschwerdt die Daimler-Benz AG. Unter seiner Führung des Bereichs Entwicklung und Forschung entstand eine neue Fahrzeuggeneration: Die S-Klasse der Baureihe W 126 (1979 bis 1991), die mittlere Baureihe W 124 (1984 bis 1995) und die SL-Baureihe R 129 (1989 bis 2001). Der Name Breitschwerdt ist auch ganz eng mit dem Typ 190 (W 201) verbunden, der 1982 auf den Markt kam. Technische Ideen, wie die Raumlenker-Hinterachse wurden hier erstmals eingebaut.

Neben seinen Entwicklungen für die Pkw-Modelle setzte Breitschwerdt auch bei der Ergänzung und Weiterentwicklung des Mercedes-Benz Nutzfahrzeugprogramms wesentliche Akzente. Er führte die von der Daimler-Benz vertretene Philosophie der Fahrzeugsicherheit und des Insassenschutzes fundiert weiter. Unter seiner Verantwortung erzielte Daimler-Benz darüber hinaus weitere bedeutende Fortschritte im Hinblick auf Wirtschaftlichkeit und Umweltfreundlichkeit der Mercedes-Benz-Fahrzeuge.

Breitschwerdt war maßgeblich an der Entwicklung neuer Assistenz- und Sicherheitssysteme in den 70er und 80er Jahren verantwortlich. Die Einführung des Anti-Blockier-Systems oder des Airbags fiel in seine Tätigkeit. Weiterhin zeichnete er sich für das europäische Verbundprojekt PROMETHEUS (Programm für ein europäisches Transportwesen mit höchster Effizienz und unerreichter Sicherheit, Programme for European Traffic with Highest Efficiency and Unprecedented Safety) verantwortlich. Es wurde 1986 unter seinen Vorsitz auf den Weg gebracht und lief als Kooperation mehrerer europäischer Autohersteller, Elektronik- und Zulieferfirmen, Universitäten und Institute über acht Jahre. Daraus entstanden zahlreiche Technologien mit großem Nutzen, die bei Mercedes-Benz in konkrete technische Produkte umgesetzt wurden, wie der intelligente Tempomat DISTRONIC PLUS oder die automatische Bremse PRE-SAFE®.

1990 übernahm er die Leitung, später den Beiratsvorsitz für das Milliardenprojekt Potsdamer Platz. Heute ist Breitschwerdt noch Leiter des Kuratoriums der Gottlieb Daimler- und Karl Benz-Stiftung. Daneben widmet er sich seinen eigenen unternehmerischen Engagements. Er ist Ehrensenator der Ruprecht-Karl-Universität Heidelberg, Honorarprofessor der Universität Karlsruhe und Doktor-Ingenieur Ehrenhalber der Ruhr-Universität Bochum. Am 3. März 2009 wurde Werner Breitschwerdt in die European Automotive Hall of Fame aufgenommen, deren Auszeichnung er persönlich entgegennahm. Werner Breitschwerdt ist die sechste Persönlichkeit, die in die European Automotive Hall of Fame aufgenommen wurde und mit der Daimler AG und ihren Vorläuferunternehmen verbunden ist. Diese Ehrung war bereits den Gründervätern Carl Benz (2001) und Gottlieb Daimler (2001) sowie Wilhelm Maybach (2004), Béla Barényi (2007), und Bruno Sacco (2007) zuteil geworden.

Auszeichnungen

Weiterhin ist er Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, des Großen Goldenen Ehrenzeichens für die Verdienste um die Republik Österreich sowie der Bürgermedaille der Stadt Stuttgart.

Berufliche Stationen

  • 16. April 1953: Eintritt in die Daimler-Benz AG, Versuchsabteilung Entwicklung Pkw-Aufbauten im Werk Sindelfingen
  • 1960: Leiter Serien-Konstruktion Pkw-Aufbauten
  • Oktober 1963: Abteilungsleiter Pkw-Versuch
  • 1. Mai 1965: Ernennung zum Hauptabteilungsleiter im Versuch Pkw-Aufbauten
  • 15. Juli 1967: Abteilungsdirektor
  • 27. Juli 1971: Stellvertretender Direktor im Bereich Pkw-Aufbauten und Vertreter von Karl Wilfert, Leiter der Entwicklung Pkw-Aufbauten
  • 24. Mai 1972: Prokura
  • 1. Juli 1973: Ernennung zum Direktor und Leiter der Entwicklung Pkw-Aufbauten
  • 1. Januar 1974: Zusätzlich Übernahme des Bereichs Stilistik
  • 20. Januar 1977: Stellvertretendes Vorstandsmitglied Daimler-Benz AG
  • 21. März 1978: Vorstandsmitglied Daimler-Benz AG, Ressort Entwicklung und Forschung
  • März 1979: Berufung zum Honorarprofessor durch die Universität Karlsruhe
  • 1. Dezember 1983: Vorstandsvorsitzender Daimler-Benz AG
  • 1. September 1987: Niederlegung des Vorstandsvorsitzes
  • 1988–1993: Aufsichtsratmitglied Daimler-Benz AG
  • 3. März 2009: Aufnahme in die European Automotive Hall of Fame

Weblinks


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